Die Häuser der Projekt 80
Wie sich Wärmepumpen auf das Stromnetz auswirken
Bei Neubauwohnungen in Großbritannien ist es mittlerweile üblich, dass ausschließlich elektrischer Strom zum Heizen und Kochen verwendet wird. Diese zunehmende Elektrifizierung wirft die Befürchtung auf, dass dadurch das Stromnetz überlastet werden könnte.
Dass das ein Irrtum ist, zeigt eine aktuelle Studie, die im Journal “Science Direct” veröffentlicht wurde. Tatsächlich verbrauchen solche vollelektrische Häuser weniger Energie als gedacht.
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Lücke zwischen modelliertem und tatsächlichem Verbrauch
Im Jahr 2019 hat die britische Regierung neue Baunormen festgelegt, wie der Guardian berichtet. Demnach sollen damit die CO2-Emissionen für Neubauten in England um 80 Prozent, im Vergleich zu den Bauvorschriften aus dem Jahr 2013, reduziert werden.
2022 wurden dann 12 Wohnungen im Rahmen des “Project 80” so gebaut, dass sie diesen Vorschriften entsprechen. Diese Wohnungen befinden sich in Handsworth, Birmingham und sind unter anderem mit Luftwärmepumpen, einer guten Isolierung und Solaranlagen ausgestattet.
Die Forschenden haben die Stromverbrauchsdaten von 7 dieser Wohnungen im Zeitraum von einem Jahr untersucht und eine Lücke zwischen dem rechnerisch erwarteten und dem tatsächlichen Energieverbrauch festgestellt.
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Weniger Belastung als gedacht
Die Studie zeigt, dass der durchschnittliche Spitzenstrombedarf der Häuser niedriger war als erwartet. Konkret betrug dieser nur 14,6 Prozent von dem, was theoretisch möglich wäre. Die Studie zeigt, dass jedes der untersuchten Häuser 40 bis 67 Prozent weniger Gesamtenergie braucht, als ein durchschnittlicher britischer Haushalt.
Damit verbrauchen diese vollelektrischen Häuser also nicht nur weniger Energie, sondern belasten auch das Stromnetz weniger stark als von Kritikern der Wärmepumpe behauptet wird.
Im Durchschnitt wurden 65 Prozent der erzeugten Solarenergie in den Haushalten genutzt. Zwischen den weitgehend baugleichen Häusern konnte aber ein deutlicher Unterschied hinsichtlich des Energieverbrauchs festgestellt werden.
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Stromverbrauch durch Nutzungsverhalten bestimmt
Eine Familie hat beispielsweise ihre Wärmepumpe abgeschaltet, um Strom zu sparen. Stattdessen nutzte sie einen elektrischen Heizlüfter in nur einem Raum. Das erwies sich als weniger effizient, als die gesamte Wohnung mit Wärme von der Wärmepumpe zu versorgen.
Mehr als 80 Prozent der Spitzenlast entstehen laut Studie durch Heizen und Kochen. Die Studie zeigt jedenfalls, dass die ausschließliche Berücksichtigung der theoretischen Kapazität zu einer erheblichen Überschätzung des Energiebedarfs führen kann.
Was bei diesen Häusern noch fehlt, sind Möglichkeiten zur Energiespeicherung, beispielsweise mithilfe von Batterien. Außerdem könne man die Photovoltaikanlagen auf das gesamte Dach ausweiten, um mehr Energie zur Verfügung zu haben. Bewohner der Project 80-Wohnungen seien im Allgemeinen begeistert.
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