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Geothermie: Roboterwurm kann in eurem Garten nach Erdwärme graben

Das Schweizer Start-up Borobotics entwickelt einen robotischen "Wurm", der sich durch den Boden bewegt und dabei Bohrungen für Erdwärmesonden vornimmt. Diese neuartige Technologie verspricht, die Installation von geothermischen Wärmepumpenanlagen effizienter und kostengünstiger zu gestalten. 

Im Gegensatz zu herkömmlichen Bohrverfahren arbeitet der Roboterwurm leiser und verursacht weniger Erschütterungen. Dies macht ihn besonders geeignet für den Einsatz in dicht besiedelten Gebieten.

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Jetzt hat sich das Spin-off der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW bedeutende Finanzierung in Millionenhöhe gesichert. 1,3 Millionen Franken (1,38 Millionen Euro) wurde eingesammelt, wie es in einer Mitteilung der ZHAW am Freitag heißt. 

Grabowski

Der Roboterwurm, auch Grabowski genannt, ist etwa 2,5 Meter lang und hat einen Durchmesser von 13,5 cm. Er wiegt weniger als 150 Kilogramm. Er ist damit deutlich kompakter als herkömmliche Bohrgeräte, die oft 6 Meter hoch sind und über 10 Tonnen wiegen. Dank seiner kompakten Größe kann Grabowski in Gärten, Tiefgaragen und sogar in Kellern eingesetzt werden. 

Laut Hersteller ist er für alle Untergründe geeignet, von Sand bis hin zu Granit. Sie bezeichnen ihn als “stärksten Maulwurf der Welt”. Er sei der einzige vollautonome Geothermiebohrer weltweit. Einmal von einem Mitarbeiter installiert, gräbt er danach vollautomatisch. Borobotics vergleicht es damit, wie sich ein Regenwurm durch den Boden bewegen würde.

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Sensoren erkennen Untergrund

Sensoren im Kopf des Roboters ermöglichen es ihm, das Material zu erkennen, durch das er sich bohrt. Er kann Hindernisse wie Wasserquellen oder Gasreservoirs erkennen und das Bohrloch automatisch versiegeln. In losem Untergrund druckt Grabowski automatisch ein Rohr aus, um das Bohrloch zu stabilisieren.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Bohrgeräten, die oft Diesel verwenden, wird Grabowski einfach an eine normale Steckdose angeschlossen. Auch dadurch werden die Bohrungen umweltfreundlicher und effizienter. 

Prototyp wird weiterentwickelt

Mit der Finanzierung wird Borobotics die aktuellen Prototypen zu vollwertigen Bohrsystemen weiterentwickeln. Diese sollen in der Lage sein, automatisierte Bohrungen bis zu einer Tiefe von 250 Metern durchzuführen - ein wichtiger Schritt für die oberflächennahe Geothermie.

Zu den Geldgebern zählen Underground Ventures (UGV), der Schweizer Kickfund, der Silicon Valley Angel Investor und Netlify-Gründer Christian Bach sowie eine Gruppe von Schweizer Angel-Investoren. Finanzielle Unterstützung erhält das Start-up auch vom Schweizer Bohrunternehmen Hans Barmettler & Co AG, dem Bohrkopfhersteller Bospi AG und der Zürcher Bauträgergesellschaft WSG AG.

Schlummernder Riese Geothermie

Geothermie bietet ein enormes Potenzial als nachhaltige Energiequelle für Heizung und Stromerzeugung. Seit den 1990er Jahren hat die Nutzung von Erdwärme weltweit ein nahezu exponentielles Wachstum erfahren. In Österreich sind bereits rund 100.000 Erdwärmepumpen im Einsatz, die sowohl in Privathaushalten als auch in Unternehmen und Fernwärmenetzen genutzt werden. 

Das Potenzial reicht von oberflächennaher Geothermie mit Flächenkollektoren in 1,5 bis 2 Metern Tiefe bis hin zur Tiefengeothermie, die Wasservorkommen in mehreren Kilometern Tiefe nutzt. Laut Experten könnte Geothermie in Österreich bis 2030 eine halbe Million Haushalte mit Fernwärme versorgen und dabei 600.000 Tonnen CO2 einsparen

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Dies würde etwa 25 Prozent der bekannten geothermalen Ressourcen des Landes nutzen. Darüber hinaus bietet die Technologie der Aquiferspeicher die Möglichkeit, überschüssige Sommerwärme für den Winter zu speichern, was die Erde effektiv zu einer "großen Batterie" macht. 

Trotz Herausforderungen wie hohen Anfangsinvestitionen und rechtlichen Unklarheiten wird Geothermie als wesentlicher Baustein für die zukünftige Wärmeversorgung und als wichtiger Beitrag zur Energiewende gesehen.

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