Eine Drohne fliegt in der Nähe eines Wohnhauses.

Symbolbild: Mit 5G sollen Drohnen in Echtzeit erkannt und verfolgt werden.

© Getty Images / akiyoko/IStockphoto.com

Science

A1 will mit 5G-Sendemasten Drohnen in Echtzeit aufspüren

Das 5G-Netz ermöglicht höhere Datenraten und damit schnelleres Surfen als alle vorherigen Mobilfunkstandards. Die dafür verwendeten hohen Frequenzbereiche lassen sich allerdings noch auf eine weitere Art nutzen: zum Überwachen des Luftraums.

Bei der sogenannten “Integrated Sensing and Communication”-Technologie (ISAC) werden die Reflexionen der ausgesendeten Funkwellen erfasst. Durch eigens trainierte KI-Systeme kann daraus errechnet werden, ob sich in der Umgebung ein Objekt durch die Luft bewegt. 

A1 hat ISAC kürzlich erstmals in Österreich getestet und dabei die Bewegungen einer eigenen Drohne getrackt. Sie „zeichnete“ mit ihrer Route über dem Technologiecenter des Mobilfunkers im Wiener Arsenal das A1-Logo.

Urbane Luftaufnahme mit rot eingezeichnetem "A1-Schriftzug"

Die Drohne flog eine A1-Route durch das Wiener Arsenal.

Österreich ist Vorreiter in Europa

ISAC nutzt 5G-Signale wie ein hochauflösendes Radar-System, sagt A1-CTO Christian Laqué. „Im Gegensatz zu einem optischen System, also einer Kamera, funktioniert so eine Radar-Technik auch in der Nacht und bei Nebel“, erklärt Laqué weiter. Die Technologie kann nicht nur die Position eines Flugobjektes erfassen, sondern auch Höhe, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung. 

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Mobilfunkstationen müssten dafür lediglich mit einer zusätzlichen KI-Einheit versehen werden. A1 greift dabei derzeit auf Technologie des chinesischen Herstellers ZTE zurück. Die darin enthaltene leistungsstarke GPU könne in Echtzeit errechnen, was sich im Blickfeld des Sendemasts bewegt. 

Vergangenes Jahr hatte A1 bei der Frequenzauktion 400 MHz im dafür relevanten 26-GHz-Band in Österreich erworben. In vielen europäischen Ländern, etwa in Deutschland, seien die entsprechenden Frequenzbereiche noch gar nicht vergeben, weshalb Österreich hier einen großen Vorsprung habe, betont Laqué.

Drohnen als „offensichtlichster Use Case“

Vor einigen Jahren habe man im Kontext von Drohnen noch daran gedacht, Pakete mit ihnen zu verschicken. Derzeit seien sie vor allem als potenzielles Sicherheitsrisiko im Gespräch, so Laqué. Drohnenerkennung sei daher der „offensichtlichste Use Case“ der neuen ISAC-Technologie.

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Eine Drohne per Radar zu erkennen sei gar nicht so einfach, denn die Plastikbauteile reflektieren die Radiowellen schlecht. Wenn man sich den Kunststoff wegdenke, seien nur noch Batterie und Motor übrig – relativ wenig Material. Dennoch könnte man durch die genaue Auflösung, die die hochfrequenten 5G-Wellen erzeugen, mit entsprechender Software sogar die Bewegung der Drohnen-Rotoren erfassen.

mehrere Männer blicken im Freien auf ein Tablet

Christian Laqué (links in blauer Jacke) und Kollegen verfolgen die Drohen per ISAC-Software.

Flughäfen und kritische Infrastruktur schützen

An Flughäfen könnte ISAC tieffliegende Objekte bis zu 600 Metern Höhe detektieren. Die Reichweite wird mit "ein paar Hundert Metern" angegeben. Je engmaschiger also das Netz an 5G-Masten ist, desto besser die Drohnenüberwachung.

Auch kritische Infrastruktur – Kraftwerke, Umspannwerke oder Rechenzentren – könnten dadurch beobachtet werden. Selbst bei Großevents wäre eine Überwachung des Luftraums durch das 5G-Netz denkbar. In der Türkei und in Südafrika werde ISAC bereits zur Koordination von Schiffsbewegungen genutzt, berichtet Laqué.

Auch für den Schutz von Vögeln im Luftverkehr könnte ISAC relevant werden. Denn die Tiere könnten durch das System von anderen Flugobjekten unterschieden werden. Intelligente Algorithmen könnten in Zukunft anhand von Größe und Bewegungsmustern erkennen lernen, um welche Vogelart es sich handelt.

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Kommende Mobilfunkstandards

Mit dem erfolgreichen Test habe man die technische Machbarkeit von ISAC in Österreich bestätigt, betont A1. „Das Tolle ist: ISAC ist schon jetzt als Produkt einsetzbar“, sagt Laqué. 

Der Konzern will nun Gespräche mit Interessenten starten, um weitere Einsatzmöglichkeiten zu diskutieren. Die Technologie ist in den kommenden 5G-Advanced und 6G-Standards spezifiziert, d.h. wird in Zukunft auch von anderen Mobilfunkanbietern angeboten werden.

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Jana Wiese

interessiert sich besonders für die gesellschaftlichen Auswirkungen von Technologie und Wissenschaft. Mag das offene Web, Podcasts und Kuchen, (food-)bloggt seit 2009.

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