Das russische Forschungsboot "Admiral Vladimirsky" ist scheinbar an Spionageoperationen beteiligt.

Das russische Forschungsboot "Admiral Vladimirsky" ist scheinbar an Spionageoperationen beteiligt.

© EPA/Alejandro Prieto

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Russland will europäische Windparks und Internet-Kabel sabotieren

Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee, Truppenübungsplätze der schwedischen Marine: Diese Ziele hat das russische Forschungsschiff "Admiral Vladimirsky" seit November angesteuert. Dabei ist es nicht nur stark von seinem vorgesehen Kurs abgewichen, sondern hat offenbar auch Infrastruktur westlicher Mächte auf hoher See ausspioniert

Wie Recherchen der schwedischen, norwegischen, dänischen und finnischen Staatsmedien zeigen, hatte die Admiral Vladimirsky im Herbst 2022 nach Plan den Hafen von Sankt Petersburg verlassen, seine eigentliche Route in Richtung der schwedischen Insel Gotland aber nie eingeschlagen. Stattdessen nahm das vermeintliche Forschungsschiff Kurs auf 2 Marineübungsgebiete der schwedischen Armee - und passierte unterwegs einige Windfarmen und Unterseekabel.

Angriff auf europäische Stromversorgung

Die Recherchen legen nahe, dass es sich dabei um eine von mehreren russischen Spionageaktionen im europäischen Seeraum handelt. Denn neben der verdächtigen Route gelang es den beteiligten Journalist*innen auch, das vermeintliche Forschungsschiff aus nächster Nähe zu beobachten. Ein schwedisches Fernsehteam nahm maskierte und bewaffnete Männer auf dem Deck der Admiral Vladimirsky auf. Auch Spionageinstrumente konnten identifiziert werden. 

Russland dementiert die Vorwürfe. Der russische Botschafter in Norwegen erklärte gegenüber dem norwegischen Fernsehsender NRK, dass alle von Russland durchgeführten Operation ordnungsgemäß ablaufen und im Einklang mit dem Völkerrecht koordiniert würden.

In Geheimdienstkreisen ist man anderer Meinung. Die Admiral Vladimirsky habe einen Angriff auf die Stromversorgung in Nordwesteuropa vorbereitet, schreiben die beteiligten Medien unter Berufung auf anonyme Quellen. Auch Expert*innen unterstreichen diese Einschätzung. 

Mindestens 50 russische Spionageschiffe identifiziert

Die Admiral Vladimirsky ist aber nicht das einzige verkappte Spionageschiff, das die nordischen Medien identifizieren konnten. Laut NRK seien innerhalb der vergangenen 10 Jahre mindestens 50 russische Schiffe in nordischen Gewässern an Spionageoperationen beteiligt gewesen. Der BBC zufolge bestätigen auch britische Behörden ähnliche Vorfälle in ihrem Seeraum. 

Viele europäische Länder zeigen sich angesichts des Ukrainekrieges zunehmend besorgt. Die Spionageaktivitäten seitens Russlands hätten sich seit Beginn des Konflikts verstärkt. Der deutsche Verfassungsschutz geht zum Beispiel davon aus, dass die Zahl der russischen Spione im Lande heute so hoch ist wie zu Zeiten des Kalten Krieges.

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