Eine Cessna 172 in Russland (Symbolbild)
Russland bewaffnet US-Propellerflugzeug für die Drohnenjagd
Russlands Luftabwehr ist löchrig. Beim andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Putin nicht damit gerechnet, dass diese mit weitreichenden Drohnen zurückschlagen wird.
Um russische Ölraffinerien und Waffenfabriken zu schützen, patrouillieren deshalb jetzt zivile Leichtflugzeuge des Typs Cessna 172. Wie ein TV-Bericht des russischen Fernsehens zeigt, wurden diese nachträglich bewaffnet.
Screenshot aus dem Fernsehbeitrag. Unten an der Cessna sind 2 PKT-Maschinengewehre befestigt
© Russisches Fernsehen
2 PKT-Maschinengewehre
Unter dem Rumpf wurde eine Aufhängung angebracht. Ab dieser sind 2 Stück PKT befestigt. Das PKT ist die Fahrzeug-Variante des Maschinengewehrs PK.
Statt einem normalen Abzug gibt es einen elektromagnetischen Kabelabzug. In den Aufnahmen ist das Kabel am Ende des PKTs zu sehen, das über den Rumpf zu einem Auslöser im Cockpit weitergeleitet wird.
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Das PKT hat einen schwereren und damit langlebigeren Lauf, weshalb die Feuerrate gegenüber dem normalen PK von ca. 650 Schuss pro Minute auf 750 Schuss pro Minute erhöht werden konnte. Werden vom Piloten beide Maschinengewehre gleichzeitig abgefeuert, ergibt das eine Kadenz von fast 22 Schuss pro Sekunde.
Screenshot aus dem russischen Fernsehbeitrag
© Russisches Fernsehen
Die hohe Feuerrate erhöht die Trefferchance gegen die Drohnen. Allerdings müssen die Piloten die Munitionsvorräte im Auge behalten. Üblicherweise wird ein PKT mit 250 Schuss bestückt. Sollte das bei der Cessna-Variante auch so sein, wären nach 20 Sekunden Feuern die Munitionsvorräte erschöpft.
Kamerabild mit Fadenkreuz
Da die Cessna 172 ein ziviles Flugzeug ist, hat es keine Zielvorrichtung im Cockpit. Das wurde gelöst, indem eine Kamera auf der Maschinengewehr-Aufhängung montiert wurde. Das Bild wird auf einem Monitor, der im Cockpit angebracht ist, angezeigt. In der Mitte ist ein Fadenkreuz eingeblendet.
Im Cockpit wurde ein Monitor montiert, der das Kamerabild anzeigt
© Russisches Fernsehen
Wie präzise das ausgerichtet ist, ist nicht bekannt. Die Cessna 172 muss deshalb vermutlich ziemlich nah an die Drohne heranfliegen, um sie zu treffen. Die effektive Reichweite des PKT von 1.000 Metern wird sie wohl nicht ausreizen – die effektive Angriffsentfernung dürfte mit diesem Setup eher bei unter 100 Metern liegen.
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Copilot schießt mit AK74 auf Drohnen
Die modifizierte Cessna 172 ist nicht der einzige improvisierte Drohnenjäger. In dem TV-Bericht ist auch zu sehen, wie das Schulungsflugzeug Jak-52 für diese Aufgabe genutzt wird. Der Copilot am hinteren Platz fliegt mit offenem Cockpit und versucht Drohnen mit einem AK74-Sturmgewehr mit Schalldämpfer und 1P87-Rotpunktvisier abzuschießen.
Diese Taktik hat man sich von der Ukraine abgeschaut. Die nutzt seit Anfang 2024 die Jak-52 auf genau diese Art, um russische Drohnen des Typs Shahed, bzw. Nachbauten davon, abzuschießen.
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Warum werden improvisierte Drohnenjäger genutzt?
Der Einsatz dieser rustikal-wirkenden Taktiken hat 2 Gründe: Kosten und Flexibilität. Egal, ob mit der 7,62x54 mm R der PKT oder 5,45x39 mm der AK74 geschossen wird: Die Kosten pro Schuss liegen unter einem Euro. Selbst die billigen Raketen des APKWS II, das die Ukraine gegen russische Drohnen nutzt, kosten 22.000 US-Dollar pro Stück.
Weitreichendere Boden-Luft-Raketen liegen bei mehreren Hunderttausend bis über eine Millionen US-Dollar. Die Geran-2, Russlands eigene Version der Shahed-136, kostet Schätzungen zufolge hingegen nur zwischen 50.000 und 80.000 US-Dollar pro Stück.
Billiger als mit Raketen ist es, die tieffliegenden Drohnen mit Flak abzuschießen. Aber selbst Flugabwehrgeschütze auf Panzern oder Lkw können oft nicht schnell genug verlegt werden, falls die Drohnen ihre Flugroute ändern oder von mehreren Richtungen kommen.
Hier hilft die Flexibilität der Cessna 172 und Jak-52. Mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 210 und 240 km/h sind sie zwar nicht die flottesten Flugzeuge, aber immer noch schneller als etwa der Flakpanzer Gepard (bis zu 65 km/h), den die Ukraine gegen Drohnen einsetzt oder der russische 2K22 Tunguska (bis 65 km/h).
Beide Flugzeuge können, im Gegensatz zu Kampfjets, sehr langsam fliegen, bevor es zu einem Strömungsabriss kommt (Stall). Bei der Cessna 172 sind es etwa 88 km/h, bei der Jak-52 105 km/h.
Damit lassen sich nicht nur die ebenfalls langsamen Drohnen besser ins Visier nehmen, sondern auch eine längere Flugdauer für Luftpatrouillen erzielen. Je nach Variante hat die Cessna 172 eine Reichweite von bis zu 1.900 km, die Jak-52 bis zu 1.200 km.
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Vorsicht vor Friendly Fire
Üblicherweise sind die Ziele von Langstrecken-Drohnen, wie der Goran-2 und ukrainischen Gegenstücken, einprogrammiert. Ein menschlicher Pilot greift per Fernsteuerung nur im Notfall oder beim finalen Zielanflug ein. Daher ist die Chance gering, dass die Cessna 172 bei der Jagd auf Drohnen selbst zur Gejagten wird.
Sie könnte trotzdem ins Visier geraten – nämlich in das der eigenen Luftabwehr. Die Ukraine hat in der Vergangenheit zivile Flugzeuge zu Kamikazedrohnen umgebaut und damit russische Einrichtungen angegriffen.
Die russische Luftabwehr könnte deshalb die tieffliegenden Cessnas und Jak-52s für feindlich halten. Schon in der Vergangenheit gab es ähnliche Vorfälle. Im November 2024 wurde etwa ein ziviler, russischer Antonov An-2 Doppeldecker von der russischen Luftabwehr beschossen.
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Cessna 172 ist das meistverkaufte Flugzeug der Welt
Die Cessna 172 ist ein amerikanisches Leichtflugzeug. Mit über 44.000 Stück ist sie der meistgebaute Flugzeugtyp der Welt. Sie hatte ihren Erstflug 1955. Sie wurde bis 1986 gebaut und dann wieder ab 1997.
Sie gilt als sehr gutmütig zu fliegen und günstig im Betrieb und Erhalt. Deshalb ist sie beliebt bei Hobbypiloten und Kleinunternehmen, die sie etwa als Schulungsflugzeug und als Lufttaxi einsetzen.
Der noch gültige Weltrekord für einen Dauerflug wurde mit einer 172 aufgestellt: 64 Tage und 22 Stunden war sie in der Luft. Der Treibstoff wurde täglich im Tiefflug von einem fahrenden Ford Pick-up-Truck aufgenommen.
Tägliche Betankung während des Weltrekord-Flugs
© SDASM Archives
Weltbekannt wurde die Cessna 172 im Kalten Krieg. Der 18-jährige Deutsche Mathias Rust flog am 28. Mai 1987 illegal von Helsinki nach Moskau und landete 100 Meter entfernt vom Roten Platz.
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