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Sicherheitslücke in bis zu einer Milliarde Windows-Notebooks entdeckt

Es gehe um bis zu einer Milliarde Geräte. Eine nun zum ersten Mal „in freier Wildbahn“ entdeckte Spionage-Software niste sich dabei in einem dem Betriebssystem vorgelagerten Bereich (UEFI) direkt auf dem Chip ein und könne von dort aus quasi völlig unbemerkt den gesamten Datenverkehr eines PCs umleiten und mitschneiden, erklärte Eset-Manager Thomas Uhlemann. In einem Blogeintrag hat Eset den gesamte Angriff genauer beschrieben.

Angriff direkt über die Firmware

Bei der am Donnerstag auf der Microsoft-Konferenz BlueHat in Redmond veröffentlichten Entdeckung gehe es eigentlich um eine ganze Kampagne von mehreren Schädlingen, sagte Uhlemann. Sie nisten sich allesamt in der Firmware auf der Hauptplatine des Rechners ein. Man müsse daher die Firmware vom regulären Scannen ausschließen. Im Zentrum der Attacken steht der von vielen großen Herstellern genutzte Diebstahlschutz „LoJack“. In der Regel werde diese Software nicht gepflegt und sei deshalb voller Lücken, sagte Uhlemann. Das mache sie so gefährlich. „Klassische Maßnahmen zur Abwehr greifen dabei nicht.“. Selbst den Austausch der Festplatte überstehe die Malware. Ratsam sei, den Rechner im sicheren Modus hochzufahren (Secure Boot), der aber bei den meisten Notebooks standardmäßig nicht aktiviert sei.

„Obwohl uns bislang theoretisch bekannt war, dass UEFI-Rootkits existieren, bestätigt unsere Entdeckung nun, dass sie längst verwendet werden. Sie sind daher nicht mehr nur ein interessantes Thema auf Fachkonferenzen, sondern stellen eine reale Bedrohung dar“, sagt Jean-Ian Boutin, Senior Security Researcher bei ESET.

Lücken sprechen sich herum

Ähnliche Angriffszenarien wurden in den vergangenen Jahren vielfach unter Experten diskutiert, nun sind erstmals entsprechende Attacken von den Experten bei Eset in freiem Umlauf registriert worden. In erster Linie dürften die aktuellen Angreifer Regierungsorganisationen ins Visier nehmen. Doch auch gewöhnliche PC-Nutzer seien mittelfristig nicht auf der sicheren Seite: Zu schnell würde sich eine solche Lücke herumsprechen und wie auch schon in der Vergangenheit dann in die Hand von „Mafia-Kriminellen“ geraten, sagt Uhlemann.

Als Drahtzieher der nun entdeckten Angriffe vermutet Eset die Gruppe „APT28“. Die auch als „Sofacy Group“ oder „Fancy Bear“ bekannte Hackergruppe wird unter anderem hinter spektakulären Attacken wie etwa auf Computer der Demokratischen Partei während des US-Wahlkampfs 2016 sowie auf die Server des Deutschen Bundestags 2015 und auf das Datennetz der Bundesverwaltung im vergangenen Jahr vermutet.

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