A house is illuminated ahead of Christmas in Calle, Lower Saxony
© REUTERS / Fabian Bimmer

Digital Life

So viel mehr Energie verbraucht man zu Weihnachten

Oh, du fröhliche, energiehungrige Weihnachtszeit! Wenn eine Million Wohnungen und Häuser in Österreich zu Weihnachten eine Deko-Beleuchtung rund um die Uhr in Betrieb haben, ergibt das einen Extra-Jahresstromverbrauch von Städten wie Mödling oder Hallein. Diese Berechnung haben die österreichische Energieagentur und die Informationsplattform topprodukte.at angestellt.

„Mittlerweile haben die meisten Haushalte ihre Weihnachtsbeleuchtung auf energiesparende LED-Lichterketten umgestellt, aber diese weisen eine immer höhere Anzahl an Lämpchen auf und damit fällt die Ersparnis geringer aus als sie sein könnte“, sagt Andreas Hudecek, Energieberater bei Wien Energie, im futurezone-Gespräch.

Zeitschaltuhr für LED-Lichterketten

Trotzdem lässt sich auch mit LED-Lichterketten weiter Energie sparen. Wer zu LED-Lampen greift, senkt seinen Energiebedarf pro Lampe um mindestens 80 Prozent gegenüber gleich hellen Glühbirnen und das bei einer Lebensdauer, die bis zu 50-mal höher ist. Sehr einfach geht das weitere Energiesparen mit LED-Lichterketten zudem mit einer Zeitschaltuhr, die die Weihnachtsbeleuchtung nur zwischen 16 Uhr und 22 Uhr automatisch einschaltet. „Damit wird auch die weitere Aufhellung in der Nacht reduziert. Das hat positive Effekte für die Anrainer“, sagt Thomas Bogner von topprodukte.at. Denn wenn die Weihnachtsbeleuchtung dem Nachbarn nicht ins Schlafzimmer leuchtet, gibt es weniger Streit.

Wert legen sollte man zudem auf hochwertige Ware und seriöse Anbieter, die auch ausweisen, wieviel Watt das Produkt benötigt. „Auf den Packungen sollte draufstehen, welche Leistungen die Lichterkette hat“, sagt Hudecek. Schlecht ist es auch, wenn die Fenster permanent gekippt sein müssen, damit die Weihnachtsbeleuchtung mittels Kabel mit Strom versorgt wird. „Das macht energietechnisch wenig Sinn“, sagt Hudecek.

JAPAN-CHRISTMAS

Die Ganslspitze durchs Kochen und Braten

Doch an den Weihnachtsfeiertagen wird auch im Haushalt mehr Strom verbraucht. Es kommt zu einer Verdoppelung des Stromverbrauchs. „Kochen, Braten, Backen und Festtagsbeleuchtungen führen zu diesem zusätzlichen Energieaufwand. Auch Unterhaltungselektronik ist mitverantwortlich“, so der Energieberater von Wien Energie. Hochgerechnet bedeutet das für die rund drei Millionen Haushalte in Österreich ein Plus von mehr als 90 Millionen Kilowattstunden für den Heiligen Abend und die beiden Weihnachtsfeiertage.

Früher gab es sogar beim Gasverbrauch eine sogenannte „Ganslspitze“ am Stefanitag. In den 1950er-Jahren verzeichneten die Wiener Gaswerke am 26. Dezember zwischen 11 und 12 Uhr den höchsten stündlichen Verbrauch des Jahres. Mit dem Durchbruch von Elektro-Herden sank dieser Effekt allerdings.

LED- oder Wachskerzen

Energiesparen helfen zu Weihnachten auch Echtwachs-Kerzen am Christbaum. Sie gelten als authentisch und sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Wer diese nur zwei- bis dreimal anzündet, kann sich damit ein Weihnachten „wie früher“ erfüllen und Energie sparen. Einerseits geben die Kerzen am Baum Wärme ab, andererseits verbrauchen sie keine Extra-Energie.

Doch in Haushalten mit Kindern oder Haustieren werden Echtwachs-Kerzen nur bedingt empfohlen. Als Alternative gibt es LED-Echtwachs-Kerzen, die sich nahezu wie echte Kerzen verhalten und auch das typische Flackern imitieren können.  Die Kerzen gibt es mittlerweile in ausgefallenen, modernen oder schlichten und eleganten Formen. Der Vorteil: Es besteht keine Brandgefahr und sie brennen länger.

 

Gaming- und TV-Geräte als Energieräuber

Neben dem Kochen ist auch der Konsum von Unterhaltungselektronik ein weiterer Energiefresser zu den Weihnachtsfeiertagen. „Viele elektronische Geräte haben keinen klassischen Ausschaltknopf mehr, um sie vom Netz zu trennen“, erklärt der Experte. „Nur bei TV-Geräten gehen der Energiebedarf und das Vorhandensein eines Ausschaltknopfes aus dem EU-Label hervor. Bei Geräten ohne Ausschaltknopf verwendet man am besten eine schaltbare Steckerleiste“, so der Energiespartipp.

Wer ein neues TV-Gerät gekauft oder verschenkt hat, das energieeffizienter als das alte Gerät ist, darf zudem eines nicht vergessen: „Die Geräte sind nur dann sparsamer, wenn sie gleich groß sind wie das Vorgängermodell. Geräte mit einer doppelten Diagonale haben die vierfache Bildschirmfläche und brauchen dementsprechend mehr Energie“, warnt der Wien-Energie-Experte.

Besonders viel Energie verbrauchen Gaming-Konsolen in Kombination mit großen TV-Geräten. „Gerade bei Gaming-Konsolen sind die Ausschaltknöpfe oft hinten versteckt“, fügt der Experte hinzu.

Wien ist anders

Im Vergleich zu einem normalen Werktag im Dezember sinkt der Stromverbrauch für den Großraum Wien zu den Feiertagen insgesamt um etwa 20 Prozent“, heißt es seitens Wien Energie. Das liegt daran, dass viele Büros geschlossen sind und viele Menschen, die in Wien leben, zu den Feiertagen ihre Familien am Land besuchen. „Es ist außerdem unfair, den Stromverbrauch alleine Weihnachten zuzuschreiben“, sagt Hudecek. „Die Beleuchtung ist im Dezember generell länger in Betrieb, weil es der dunkelste Monat ist.“

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen
Barbara Wimmer

Kommentare