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Umwelt- und Klimaschutz: Diskussion und Appelle am SPEAK OUT Festival

Im Wiener Museumsquartier drehte sich am Dienstag alles um Nachhaltigkeit. Zahlreiche Besucher*innen, denen Umwelt und Zukunftsthemen am Herz liegen, trafen sich heute beim SPEAK OUT Festival, um zu diskutieren und ihren Horizont zu erweitern. Dabei zog sich eine Leitidee durch die gesamte Veranstaltung: Schweigen hilft niemandem, wichtig ist es, zu diskutieren und über Probleme zu sprechen.

Speak Out Festival

Das unterstrichen die insgesamt 30 Redner*innen aus der Politik, der Industrie, von Universitäten und von Organisationen wie Fridays for Future und der Letzten Generation. Sie teilten ihre Meinung bei Diskussionen und in Workshops. Den Anfang machte Filmemacher Werner Boote mit seiner Keynote. Mit seinen preisgekrönten Filmen „Plastic Planet“, „Population Boom“ und „The Green Lie“ zeigt er Missstände in der Gesellschaft auf. 

➤ Mehr lesen: Filmemacher Werner Boote: "Die Welt brauchen wir nicht retten"

Der gute Wille

Trotz vieler globaler Probleme gehe er weiterhin optimistisch durchs Leben, denn: "Der gute Wille ist das höchste Gut, das wir haben", zitierte Boote Immanuel Kant. Damit meinte er sowohl den guten Willen der Politik, Regelungen aufzustellen, die die Industrie zu tatsächlicher Nachhaltigkeit zwingen. Ohne die Bevölkerung, die immer wieder Probleme anprangert und lautstark protestiert, wie es eben die Aktivist*innen von Fridays for Future seit Jahren tun, komme man nicht voran.

Beim Panel "ESG for you and Me" sprachen junge Expert*innen von Raiffeisen NÖ-Wien über Möglichkeiten, nachhaltig zu investieren.

Nur dann, wenn die Zivilbevölkerung mobilisiert wird und die Politiker*innen den steigenden Druck spüren, könne sich etwas ändern. "Die Profiteure freuen sich über jeden Tag, an dem das Volk nichts ändert". Im Plastiksackerlverbot sieht er einen Umkehrpunkt: "Das war der Beginn des Zusammenbruchs der fossilen Brennstoffe." Der prämierte Filmemacher forderte schließlich direkt die jungen Menschen im Saal an, ihren Idealen auch im späteren Berufsleben treu zu bleiben.

Kleben schafft Aufmerksamkeit

Diese jungen Leute wurden unter anderem von den Aktivistinnen Lena Schilling (Fridays for Future, Lobau Bleibt) und Anja Windl (Letzte Generation) repräsentiert. Beim offenen Mikrofon diskutierten sie mit Teilnehmer*innen, wie man die Wende zu mehr Nachhaltigkeit noch schaffen kann. Die Beiden appellieren daran, so schnell wie möglich zu handeln und nicht an alten Strukturen hängenzubleiben. 

Aus dem Publikum kam dabei die Frage, ob das Festkleben auf Straßen für den Klimaschutz überhaupt etwas bringe. Florian Wagner von der Letzten Generation argumentierte damit, dadurch in den Medien eine Reichweite zu erreichen. So könne bei den Menschen zumindest ein Denkprozess ausgelöst werden. Wie dieser Denkprozess aussieht, könne man nicht kontrollieren.

Kreislaufwirtschaft fördern

Was in Österreich und der EU für mehr Nachhaltigkeit wird, erklärte Bundesklimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei ihrer Rede. Dabei stand die Kreislaufwirtschaft im Zentrum, also das Vermeiden von Müll. Maßnahmen wie der Reparaturbonus und der ab 2025 geltende Einwegpfand für Dosen und Plastikflaschen seien ein wichtiger Schritt. Doch: "Das lineare zu einem Kreislaufwirtschaftssystem zu machen, ist eine enorm komplexe Aufgabe", so die Ministerin. Die Aufgabe der Politik sei es, bereits bei der Produktion einzuschreiten und die Herstellung von Materialien zu regulieren, die später schwer zu recyceln seien.

Mit ihr diskutierte unter anderem Birgit Aichinger von Vöslauer. Die Firma setzt auf Glasflaschen und Mehrweg PET. Sie sieht aber auch das Problem, Produkte attraktiv für die Kund*innen gestalten zu müssen. Sind die umweltschonenden Flaschen nicht ansprechend oder schwer, würden sie nicht angenommen. Sie appellierte daher an andere Unternehmen, Nachhaltigkeit attraktiver zu machen. 

Felix Ambros von "Thinkubator", einem Verein zur Forschung und Umsetzung nachhaltiger Lösungen, erklärte in einem Workshop für Start-ups, dass nur 8 Prozent der Produkte bisher in der Kreislaufwirtschaft landen. Ein Hauptgrund ist aus seiner Sicht, dass Menschen einen "Status Quo Bias" haben und daher oft ökologisch und ökonomisch schlechtere Entscheidungen treffen, weil es schwierig ist für Menschen, sich umzustellen. Andererseits ist es für Firmen viel schwieriger, Förderungen zu bekommen oder bestehende Modelle umzugestalten. Es müsse sich daher auch seitens der Politik etwas ändern. 

Strukturen müssen sich ändern

Eines wurde beim SPEAK OUT Festival deutlich. Die vielen Besucher*innen kamen mit der Bereitschaft, einen Teil zum Klimaschutz beizutragen. Gleichzeitig fasste der Soziologe Patrick Scherhaufer von der BOKU Wien im Panel "Technologie im Kampf gegen die Klimakrise" zusammen: Es geht nicht nur um das individuelle Verhalten, sondern um Strukturveränderungen.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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