Liveticker des SPEAK OUT Festivals zum Nachlesen
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Masterclasses, Diskussionen und Vorträge rund um nachhaltige Themen gab es am 13. Juni beim SPEAK OUT Festival im Wiener Museumsquartier. Den Auftakt machte der Dokumentarfilmer Werner Boote (“Plastic Planet”, “Population Boom”, “Die grüne Lüge”), indem er seinen Zugang zur Nachhaltigkeit erklärt.
Um 14 Uhr hielt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler einen Impulsvortrag zum Thema Kreislaufwirtschaft ab, bevor man mit ihr über Nachhaltigkeit und Klimaschutz diskutieren konnte. Weitere Programm-Highlights waren das Panel "Technologie im Kampf gegen die Klimakrise", die "Sustainability Start-up Challenge" sowie eine "Open Mic"-Session mit Anja Windl, Lena Schilling und Felix Ambros.
Das Festival im Liveticker
Die futurezone berichtete im Liveticker. Hier könnt ihr ihn nachlesen:
KURIER SPEAK OUT Festival
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Die letzten Vorbereitungen
Die letzten Vorbereitungen für das SPEAK OUT Festival sind im Gange. Pünktlich um 12 Uhr kann es losgehen. Wir sind natürlich schon da.
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KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon und Organisatorin Kimiko Uriu werden um 12 Uhr ein paar Begrüßungsworte sprechen, danach folgt die Eröffnungs-Keynote von Filmemacher Werner Boote.
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Mit Filmemacher Boote hat meine Kollegin Franziska Bechtold übrigens schon vor einigen Tagen gesprochen. Das Interview könnt ihr hier nachlesen:
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Noch ist die Bühne leer. Aber in wenigen Minuten geht es los. Versprochen!
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Die Show beginnt
Moderatorin Conny Kreuter eröffnet das SPEAK OUT Festival: "Wir alle sitzen im selben Boot auf dieser Erde. Wir müssen gemeinsam rudern, um die Klimaprobleme zu bewältigen."
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KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon unterstreicht in ihrer Begrüßung die Rolle eines konstruktiven Journalismus. "Wir wollen nicht den Weltuntergang bejammern", stattdessen soll ein Diskurs mit Aktivist*innen, Expert*innen und Leser*innen entstehen.
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Keynote des Filmemachers Werner Boote
"Es gibt weltweit Tausende Nachhaltigkeits- und Qualitätssiegel", sagt Werner Boote. Nachhaltige Produkte und Greenwashing zu unterscheiden, ist für Konsument*innen aber kaum möglich. Bootes Film "The Green Lie" geht diesem Problem auf den Grund.
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Boote ist durchaus optimistisch für die Zukunft: "Der gute Wille ist da". BPA in Babyflaschen und Schnullern wurde EU-weit verboten, Greenwashing-Adjektive wie "natürlich" oder "nachhaltig" in Produktbeschreibungen sollen strenger geprüft werden.
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"Das heißt nicht, dass wir uns zurücklehnen dürfen. Ganz im Gegenteil", meint Boote. "Für mich am wichtigsten wäre eine Besteuerung erdölbasierter Produkte."
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Boote: "Die nukleare Bedrohung sehe ich neben der Umweltkatastrophe als 2. große Bedrohung."
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Aber zurück zur Umweltkatastrophe und zum Plastik-Recycling: Nicht einmal 9 Prozent des Plastiks werden wiederverwertet, rund 12 Prozent werden verbrannt und rund 80 Prozent landen auf Deponien. "Und wir sehen dabei zu, wie die Welt in Plastik versinkt", kritisiert Boote.
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Boote sieht jedoch positive Entwicklungen: "Das Plastiksackerlverbot 2020 war der Beginn des Zusammenbruchs der fossilen Brennstoffe."
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Noch einmal zur Erinnerung: Im futurezone-Interview spricht Boote ebenso ausführlich darüber, was getan werden muss, um die Erde noch zu retten.
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In der Ovalhalle des MQ gibt es verschiedene Aussteller*innen, etwa Unverpackt Austria, die City Farm Augarten, das Wiener Climate Lab oder die Forschungsförderungsgesellschaft.
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Im Barocksaal im 1. Stock findet unterdessen eine Masterclass zum Thema "Circular Economy for Start-ups" statt.
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Circular Economy Workshop
Felix Ambros von Thinkubator erklärte im Workshop zum Thema „Circular Economy for Start-ups“, dass nur 8 Prozent der Produkte bisher in der Kreislaufwirtschaft landen und wiederverwendet oder neu verarbeitet werden. Ein Hauptgrund ist aus der Sicht von Ambros, dass wir als Menschen einen „Status Quo Bias“ haben und daher oft ökologisch und ökonomisch schlechtere Entscheidungen treffen, weil es schwierig ist für Menschen, sich umzustellen. Andererseits ist es für Firmen viel schwieriger, Förderungen zu bekommen oder bestehende Modelle umzugestalten. Es müsse sich daher auch seitens der Politik etwas ändern. Das Publikum beteiligte sich am Workshop mit einer regen Diskussion.
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Klimaaktivistin Lena Schilling (rechts im Bild) hat bereits ihr Interview mit Kollegin Patricia Bartos (links) hinter sich. Das Interview findet ihr später auf unserem Instagram-Kanal. Folgt uns doch!
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Klimaschutzministerin Leonore Gewessler wird um 14 Uhr für ihren Vortrag zum Thema Kreislaufwirtschaft erwartet. Bereits im Mai hat sich Kollegin Patricia Bartos mit ihr zum Interview getroffen:
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Keynote von Klimaschutzministerin Gewessler
"Wir leben auf dieser Erde so, als hätten wir 3 Planeten", startet Ministerin Leonore Gewessler ihre Keynote zum Thema Kreislaufwirtschaft.
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In Österreich schaffen es gerade einmal 12 Prozent der Ressourcen, wiederverwertet zu werden. Wie kann man diese Quote erhöhen?
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"Wir werden eigentlich als einziges europäisches Land ab 2024 eine verpflichtende Mehrwegquote einführen", sagt Gewessler. Die Plastiksammlung in Österreich wurde vereinheitlicht, Stichwort "Gelbe Tonne". Durch den Reparaturbonus wurden bereits 568.000 Reparaturen gefördert. Und auch die Einführung des Einwegpfands ab 2025 wird ein wichtiger Punkt, um die Recycling-Quote zu erhöhen.
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Beim Panel zum Thema Kreislaufwirtschaft sind Filmemacher Werner Boote, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Vöslauer-Geschäftsführerin Birgit Aichinger und AIT-Ingenieur Rudolf Gradinger dabei.
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Hauptthema beim Panel: Das Recycling von Plastikflaschen. Bei Vöslauer setzt man auf recycelten PET-Flaschen, Werner Boote zeigt sich kritisch: "Plastik-Recycling ist immer ein Downcycling".
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Zu dem Thema hat Kollege David Kotrba erst kürzlich eine Recherche durchgeführt. Die Frage, die er sich stellte: Wie wichtig ist das Recycling von Plastikflaschen für den Klimaschutz?
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Fragen aus dem Publikum
Frage: Was ist klimatechnisch besser, Glas-Mehrweg oder PET-Mehrweg?
Antwort von Aichinger: PET-Mehrweg, weil die Flasche leichter ist.
Antwort von Boote: Haben'S Leitungswasser auch? -
Frage: Ist die Klimaneutralität bis 2035 überhaupt realistisch?
Antwort von Gewessler: Wir wollen bis 2040 klimaneutral sein, das ist ein ambitioniertes Ziel. Wenn man aber jetzt Maßnahmen setzt, die wirken, ist es schaffbar. Die meisten Technologien, die wir dazu brauchen, gibt es. Jetzt geht es ums Tun, ums Umsetzen.
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Frage von Boote: Wie sieht die Entwicklung in der Geothermie aus?
Antwort von Gewessler: Geothermie liegt leider in der Zuständigkeit des Finanzministeriums, da braucht es gesetzliche Änderungen, für die ich mich auch einsetze.
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Für alle, die sich lieber Videos ansehen als Texte lesen: Unser Interview mit Klimaschutzministerin Gewessler gibt es auch als Video:
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Technologie im Kampf gegen die Klimakrise
Das jetzige Panel behandelt technologische Lösungen, die gegen die Klimakrise helfen können. Mit dabei sind futurezone-Chefredakteurin Claudia Zettel, Patrick Scherhaufer von der BOKU Wien, TTTech-Mitgründer Georg Kopetz und Klara Dimmel, Co-Gründerin von eFriends Energy.
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Technische Lösungen allein können uns nicht vor der Klimakrise bewahren, meint der Soziologe Patrick Scherhaufer, das sei "Bullshit". "Neben technologischen Innovationen braucht es auch soziale Innovationen", meint Scherhaufer, also ein Umdenken in der Gesellschaft.
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Es geht dabei nicht um individuelle Verhaltungsänderungen, sondern um Strukturveränderungen, etwa bei Unternehmen. Das müsse die Politik einleiten, so Scherhaufer. Diese müsse man durch Wahlen oder Proteste unter Druck setzen.
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Zum Ende noch Wünsche aus dem Panel, was sofort umgesetzt werden müsste:
Scherhaufer: Klimaschutzgesetz, Erneuerbare-Wärme-Gesetz und eine gesetzliche Grundlage für Energieeffizienz
Kopetz: mutig sein, aufeinander zugehen, nicht Ökonomie und Ökologie gegeneinander ausspielen und in Technologien investieren wie bidirektionales Laden
Dimmel: jetzt aktiv werden, Photovoltaikanlagen auf möglichst allen versiegelten Flächen und als Konsument*in Ökostrom bevorzugen
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Open Mic mit Anja Windl, Lena Schilling und Felix Ambros
Derweil läuft noch das Open Mic mit den Klimaaktivistinnen Windl und Schilling. Beide appellieren daran, so schnell wie möglich zu handeln und nicht an alten Strukturen hängenzubleiben. Im Grunde werden die Wünsche von BOKU-Professor Scherhaufer wiederholt, jedoch deutlich vehementer.
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Lena Schilling mit einem Seitenhieb auf FPÖ, ÖVP und Wirtschaftskammer: "Lasst uns doch diejenigen anschießen, die konsequent den Klimaschutz blockieren."
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Aus dem Publikum kommt dabei die Frage, ob das Festkleben auf Straßen für den Klimaschutz überhaupt etwas bringt?
Florian Wagner von der letzten Generation argumentiert damit, dadurch in den Medien eine Reichweite zu erreichen und bei Menschen zumindest einen Denkprozess auszulösen. Wie dieser Denkprozess aussieht, könne man nicht kontrollieren.
Lena Schilling von Fridays for Future ist froh, dass es neben FFF auch eine weitere Bewegung gibt, für die sich die Menschen entscheiden können. -
Frage aus dem Publikum: Warum nutzen Jugendliche nicht ihr Stimmrecht, um etwas zu verändern, warum befinden sich unter den Jungen so viele Nichtwähler*innen?
Schilling: "Junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht abgeholt, weil sie dort einfach keine Vertreter*innen haben. Die "Fridays for Future"-Bewegung hat aber gezeigt, wie politisch die Jugend ist."
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Zu dem Thema passt auch ein (etwas älterer) Artikel mit dem damals 16-jährigen Franzosen Thomas Lesage:
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Tiny Habits für klimafreundliches Verhalten
Bei der Masterclass von Boris König erfahren Teilnehmer*innen, wie man durch die "Tiny Habit"-Methode von BJ Fogg klimafreundliches Verhalten fördern kann - etwa weniger Fleisch zu essen.
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Wer die Tiny-Habits-Methode noch nicht kennt, kann sich den TEDx Talk des Erfinders ansehen:
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Es geht in die letzte Runde
Bei der Sustainability Start-up Challenge stellen 4 Start-ups ihre Ideen für nachhaltige Projekte vor. Den Auftakt macht Anna Larissa Fischer mit ihrer Bildungsinitiative.
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Anna Larissa Fischer will Konsum durch Bildung steuern. Climate Change Education soll dabei ein verpflichtendes Schulfach sein, das während der gesamten Schullaufbahn gelehrt werden soll.
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Im Pitch Nummer 2 geht es um Kunstleder, das auf Pilzen basieren soll. Das Material soll bis auf das mikroskopische Level echtem Leder ähneln und dabei die Umwelt nicht belasten. Der Pilz existiert bereits, das Team rund um MycoFutures hat bereits 10 Quadratmeter davon angebaut.
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Die 3. Präsentation stammt vom Start-up "Fight Foodwaste": Aufgrund von "Normabweichungen" werden bereits in der Landwirtschaft tonnenweise Lebensmittel weggeworfen. Fight Foodwaste will diese "unschönen" Lebensmittel direkt an Privatpersonen liefern, aber auch Mensen und Großküchen mit diesen Lebensmitteln versorgen. 100 Kilo Tomaten aus Niederösterreich konnte das Unternehmen bereits retten.
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Last but not least will das Start-up "BETTer" ein "Beistellbett as a Service" anbieten. Beistellbetten für Kleinkinder landen nämlich oft auf der Müllhalde, das Beistellbett von BETTer soll zu 100 Prozent wiederverwertet werden können. Eltern können das Beistellbett einfach mieten und nach etwa 6 Monaten wieder abholen lassen können.
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Und der Gewinner ist...
MycoFutures. Das Start-up darf seine Idee beim Austrian World Summit 2024 der Schwarzenegger Climate Foundation vorstellen. Platz 2 geht an "Fight Foodwaste", auf Platz 3 liegt das Bildungsprojekt von Anna Larissa Fischer.
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Licht aus
Damit verabschiede ich mich vom SPEAK OUT Festival, es folgt die Aftershow-Party im Museumsquartier. Diese wird nicht mitgetickert ;)
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