U-2 Elefantenmarsch

U-2 Elefantenmarsch

© US Air Force

Militärtechnik

Beeindruckende Fotos zeigen berüchtigtes Spionage-Flugzeug bei Elefantenmarsch

Ein sogenannter Elefantenmarsch ist immer etwas Beeindruckendes. Dabei wird eine große Anzahl von Flugzeugen in enger Formation auf das Rollfeld gebracht.

Der Elefantenmarsch hat die Ursprünge im Zweiten Weltkrieg, als riesige Flugverbände Angriffe flogen. Im Kalten Krieg wurde er zum Vorspiel für ein MITO (Minimum Interval Takeoff). Dabei werden bei der US Air Force alle für den Einsatz verfügbaren Kampfflieger, Bomber und Tankflugzeuge in einem Abstand von 12 bis 15 Sekunden gestartet.

Die Intervalle wurden im Kalten Krieg ganz bewusst gewählt. Die US Air Force ging davon aus, dass so der Großteil der Bomberflotte in der Luft ist, 15 Minuten nachdem der Alarm für anfliegende russische Atomraketen ausgelöst wurde. Selbst wenn der Luftwaffenstützpunkt zerstört wird, wären die Bomber für den Gegenschlag schon in der Luft.

➤ Mehr lesen: Air Force veröffentlicht Anleitung, um Atombombe richtig abzuwerfen

8 U-2 gleichzeitig am Rollfeld

Der Elefantenmarsch wird zwar nicht oft, aber regelmäßig geübt. Deshalb sind Fotos davon immer etwas Beeindruckendes. Bei einer aktuellen Übung der Beale Air Force Base in Kalifornien gibt es zudem ein besonderes Schmankerl: gleich 8 Stück der U-2 Dragon Lady.

U-2 Elefantenmarsch

U-2 Elefantenmarsch

Die Übung wurde gemeinsam von den Gruppen 9th Reconnaissance Wing und 940th Air Refueling Wing abgehalten. Deshalb sind auch 2 KC-135R Tankflugzeuge zu sehen. Die kleinen Maschinen dazwischen sind T-38A. Auf diesen Übungsflugzeugen werden Pilot*innen für die U-2 ausgebildet.

U-2 Elefantenmarsch

U-2 Elefantenmarsch

Chase Cars

Außerdem zu sehen sind 8 Autos, 4 je links und rechts auf der Startbahn. Das sind sogenannte Chase Cars. Diese fahren bei der Landung hinter der U-2 her, um der Pilot*in Anweisungen zu geben. Bei Air-Force-Stützpunkten in Großbritannien werden hierfür etwa Tesla Model S eingesetzt.

Im Chase Car befindet sich ebenfalls eine Pilot*in, die direkten Funkkontakt mit der Pilot*in der U-2 hat. Sie/er muss Anweisungen geben, weil die U-2-Pilot*in nicht die Landebahn aus dem Cockpit heraus sehen kann.

Außerdem befindet sich das Fahrwerk der U-2 nur im Rumpf und nicht unter den Flügen. Ein kleiner Fehler genügt, damit die Maschine zur Seite umkippt und der Flügel den Boden berührt.

Auf den Fotos des Elefantenmarsches sind die orangen Stützräder unter den Tragflächen gut zu sehen. Diese sind nur zwischen Flugzeug und Boden geklemmt und bleiben auf der Startbahn, wenn die U-2 abhebt.

U-2 Elefantenmarsch

U-2 Elefantenmarsch

Der Sarg-Fehler

Nicht nur deshalb ist die U-2 ein unglaublich schwer zu fliegendes Flugzeug ist. Unter Pilot*innen der Air Force wird sie als die am schwierigsten zu kontrollierende Maschine gehandelt, die noch im Dienst der US-Streitkräfte ist.

Wegen der Flughöhe von bis zu 24.000 Metern müssen Pilot*innen einen sperrigen Druckanzug tragen, noch dazu ist das Cockpit sehr eng. Pilot*innen der Dragon Lady beschrieben das so: „Stellt euch vor, das Michelin-Männchen quetscht sich in eine Telefonzelle“. Einige Schalter und Instrumente im Cockpit sind kaum zu sehen, weil es so eng ist, weshalb es extra dafür Spiegel gibt.

Die große Flügelspannweite von 31 Metern und das geringe Gewicht der U-2, machen selbst einfache Flugmanöver zur Herausforderung. Frühe Modelle der U-2 mussten in den hohen Flughöhen eine präzise Geschwindigkeit von 740 km/h einhalten. 11 km/h weniger und es kommt zum Strömungsabriss (Stall). Die Pilot*innen nannten das den „Sarg-Fehler“, weil die Chance gering war, die U-2 beim Stallen zu stabilisieren, um einen Absturz zu verhindern. Spätere U-2 hatten bessere Getriebe, wodurch das Problem reduziert wurde.

➤ Mehr lesen: So wird Österreichs Luftraum überwacht

Über dem Radar

Die U-2 wurde 1956 in Dienst gestellt. Sie war damals ausgelegt, um ihre Spionagearbeit in mindestens 21.300 Metern erfüllen zu können. Der Grund für die Anforderung an der Flughöhe: Damals glaubte die CIA, die Sowjetunion könne mit ihren Radaranlagen zur Luftabwehr keine Maschine erfassen, die so hoch fliegt.

Tatsächlich war die U-2 in dieser Höhe zumindest eine Weile sicher. Denn es gab keine Boden-Luft-Raketen, die sie erreichen konnten. Auch normale Kampfflieger konnten sie nicht abfangen. Die Sowjetunion rüstete aber nach. 1960 wurde eine U-2 in 21.480 Metern Höhe von einer S-75 Boden-Luft-Rakete abgeschossen.

Bald in Pension

Die U-2 wurde mehrmals modernisiert, ihre Tage scheinen nun aber endgültig gezählt. Ende 2025 soll die Ausmusterung beginnen und 2027 abgeschlossen sein. Mit Stand 2015 hatte die Air Force noch 26 einsatzfähige U-2 (plus 5 2-sitzige Ausbildungsflugzeuge). Aktuelle offizielle Zahlen gibt es derzeit nicht.

Ursprünglich hätte die U-2 schon vor Jahren von der RQ-4 Global Hawk abgelöst werden sollen. Die Langstreckendrohne, die ihren Erstflug 1998 hatte, konnte die Dragon Lady aber nicht ersetzen. Auch auf Beale waren RQ-4 stationiert, diese wurden im August 2022 abgezogen. Der Plan ist, dass im Fiskaljahr 2027 die letzten Global Hawks außer Dienst gestellt werden.

RQ-180 in den Startlöchern

Die Nachfolge der U-2 und RQ-4 soll die Stealth-Drohne RQ-180 antreten, die derzeit entwickelt wird. Gerüchten zufolge hat sie eine ähnliche Größe wie die RQ-4, erinnert optisch aber an eine schlankere Version des B-21 Stealth-Bombers.

Ein Rendering der RQ-180 des Designers Hangar B Production, auf Basis bisheriger Informationen und Spekulationen zum Design

Rüstungs-Expert*innen sind noch nicht überzeugt, dass die noch geheime RQ-180 alle Anforderungen erfüllen kann. Sie vermuten, dass sie schon, so wie damals die RQ-4, nicht alle Rollen der modularen U-2 abdecken kann. Deshalb werden schon jetzt Stimmen laut, die fordern, dass die U-2 noch im Dienst bleibt.

Die U-2 kann modular mit Nutzlast bestückt werden

Dass die U-2 und RQ-180 künftig gleichzeitig betrieben werden, gilt aber als eher unwahrscheinlich. Nicht nur die Erhaltung der U-2-Flotte ist teuer, sondern auch die Ausbildung der Pilot*innen, weil die Dragon Lady eben so schwierig zu fliegen ist.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare