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Hinweise auf geheime Stealth-Drohne: Legendäre U-2 wird ausgemustert

Die US Air Force hat schon vor einigen Jahren angekündigt, in dieser Dekade mehrere Flugzeuge ausmustern zu wollen. Schließlich hat sie immer noch Maschinen im Dienst, die schon in den 50er-Jahren eingeführt wurden.

Die von Lockheed gebaute U-2 Dragon Lady stand schon mehrmals zur Debatte, gestrichen zu werden – sie ist seit 1956 im Dienst. Zuletzt hieß es aber, sie bleibt, weil sie nicht ersetzbar ist. Laut einem neuen Bericht von Aviation Week hat sich das aber wieder geändert. Bis 2026 sollen alle U-2 ausgemustert werden.

Das kommt etwas unerwartet, da die U-2 bis heute Fähigkeiten aufweist, die kein anderes Spionage- bzw. Aufklärungsflugzeug in der US-Flotte bietet. Das deutet daraufhin, dass die Einführung der mysteriösen RQ-180 bevorsteht.

Hochfliegend, mit Stealth-Eigenschaften

Die RQ-180 soll eine unbewaffnete Spionage- bzw. Aufklärungsdrohne sein, die höher fliegen kann, als bisherige Drohnen der USA. Zudem soll sie über Tarnkappeneigenschaften verfügen und mit einer Vielzahl moderner Sensoren und Kameras ausgestattet sein. Bei Bedarf soll sie auch als Kommunikations-Relay dienen können, um etwa den Funkverkehr von Truppen zur Basis weiterzuleiten.

Gebaut wird sie angeblich von Northrop Grumman, die auch für den neuen Stealth-Bomber B-21 verantwortlich sind. Die Drohne ist aber bisher noch so geheim, dass nicht einmal der Namen fix ist. Die Bezeichnung RQ-180 wird gemutmaßt, weil 2021 die Arbeiten an der Drohne RQ-170 Sentinel publik gemacht wurden. Diese Stealth-Drohne soll aber nicht nur für die Aufklärung gedacht sein, sondern irgendwann die MQ-9 Reaper ablösen. Diese kann mit Raketen und Bomben bestückt werden.

Das ist bisher das einzige Bild, dass die Air Force von der RQ-170 Sentinel veröffentlicht hat

Auch die Global Hawk verschwindet

Eigentlich haben die USA bereits eine reine Aufklärungsdrohne. Die RQ-4 Global Hawk wurde 2001 eingeführt, unter anderem mit der Idee, die U-2 abzulösen. Die RQ-4 kann aber weniger hoch fliegen als die U-2 und ist in ihrer Ausstattung wenig flexibel. Während die U-2 modular ist und nach Bedarf Sensoren, Kameras und elektronische Nutzlast getauscht werden können, ist die RQ-4 eher starr, was das angeht. Die Air Force hat deshalb etwa 4 Global Hawks permanent zu EQ-4B umgebaut, die als fliegende Relays für Funkverbindungen dienen.

Die U-2 kann modular mit Nutzlast bestückt werden

Die RQ-4-Flotte soll jedenfalls auch verschwinden, und zwar bis 2027. Wenn die Dragon Lady und die Global Hawk fehlen, würde das eine strategische Lücke in der Flotte der Air Force bedeuten. Und eben diese Lücke soll die RQ-180 als hochfliegende, Langstrecken-Aufklärungsdrohne füllen.

Weil die U-2 schon in 3 Jahren weg soll, ist das ein Hinweis darauf, dass die RQ-180 in der finalen Phase der Entwicklung ist. Möglicherweise wird sie auch schon getestet oder gar eingesetzt. Entsprechende Leaks oder Sichtungen dazu, die eindeutig der RQ-180 zuzuschreiben sind, gibt es aber nicht.

Über dem Radar

Die U-2 wurde damals ausgelegt, um ihre Spionagearbeit in mindestens 21.300 Metern erfüllen zu können. Bei Tests wurden auch 24.000 Meter und mehr erreicht. Der Grund für die Anforderung an der Flughöhe: Damals glaubte die CIA, die Sowjetunion könne mit ihren Radars keine Maschine erfassen, die so hoch fliegt.

Tatsächlich war die U-2 in dieser Höhe zumindest eine Weile sicher. Denn es gab keine Boden-Luft-Raketen, die sie erreichen konnte. Auch normale Kampfflieger konnten sie nicht abfangen. Die Sowjetunion rüstete aber nach. 1960 wurde eine U-2 in 21.480 Metern Höhe von einer S-75 Boden-Luft-Rakete abgeschossen.

Extrem schwer zu fliegen

Ihr markantes Aussehen und die lange Dienstzeit machten die unbewaffnete U-2 zu einer Ikone. Sie gilt zudem als eines der am schwersten zu fliegenden Flugzeuge der Welt. Wegen der Flughöhe müssen Pilot*innen einen sperrigen Druckanzug tragen, noch dazu ist das Cockpit sehr eng. Piloten der Dragon Lady beschrieben das so: „Stellt euch vor, dass Michelin-Männchen quetscht sich in eine Telefonzelle“. Einige Schalter und Instrumente im Cockpit sind kaum zu sehen, weil es so eng ist, weshalb es extra dafür Spiegel gibt.

Die große Flügelspannweite von 31 Metern und das geringe Gewicht, machen selbst einfache Flugmanöver zur Herausforderung. Frühe Modelle der U-2 mussten in den hohen Flughöhen eine präzise Geschwindigkeit von 740 km/h einhalten. 11 km/h weniger und es kommt zum Strömungsabriss (Stall). Die Piloten nannten das den „Sarg-Fehler“, weil die Chance gering war, die U-2 beim Stallen zu stabilisieren, um einen Absturz zu verhindern. Spätere U-2 hatten bessere Getriebe, wodurch das Problem reduziert wurde.

Die Form der U-2, die schlechte Sicht aus dem Cockpit und das Fahrwerk machen die Landung des Flugzeugs zu einer großen Herausforderung. Deshalb werden sie am Boden von einem Auto auf der Landebahn begleitet. Im Auto befindet sich ebenfalls ein Pilot, der direkten Funkkontakt mit dem Piloten in der U-2 hat. Er muss Anweisungen geben, weil der U-2-Pilot nicht die Landebahn aus dem Cockpit heraus sehen kann. Außerdem befindet sich das Fahrwerk nur im Rumpf und nicht unter den Flügen. Ein kleiner Fehler genügt, damit die Maschine zur Seite umkippt und der Flügel den Boden berührt.

Zuletzt war die U-2 wegen des chinesischen Spionageballons über den USA in den Medien. Durch ihre hohe Flughöhe konnte sie den Ballon von oben beobachten. Ein entsprechendes Foto aus dem Cockpit wurde vom US-Verteidigungsministerium veröffentlicht.

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