Ukraine könnte deutsche Taurus-Raketen bekommen
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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij fordert internationale Unterstützung für sein Land, unter anderem durch die Übergabe von F-16-Kampfflugzeugen. Obwohl Deutschland kein Flugzeug dieses Typs besitzt, könnten die Deutschen die Ukraine mit "Taurus KEPD 350"-Marschflugkörpern unter die Arme greifen.
Politische Diskussionen
CDU-Politiker und Oberst a. D. Roderich Kiesewetter gab im Fernsehen an, dass die Möglichkeit bestehen würde, diese Art von Flugkörper den ukrainischen Streitkräften zu überlassen. Es wäre dabei ein Einfaches, den Taurus in die ukrainische Luftwaffe oder die F-16-Jets zu integrieren.
Der Taurus ist einer der modernsten Flugkörper der deutschen Luftwaffe. Durch ihn müssen Pilot*innen nicht mehr in den feindlichen Luftraum eindringen, sondern können einen Angriff aus einer Entfernung von bis zu 500 Kilometer ausführen.
Sprengstoffgefüllter Metallpenetrator
Beim Taurus KEPD 350 handelt es sich um einen Luft-Boden-Marschflugkörper, der sein Ziel selbstständig finden kann. Im Taurus befinden sich ein Jetantrieb, Sensoren zur Zielfindung und ein sprengstoffgefüllter, rund 400 Kilogramm schwerer Metallpenetrator. Dieser als "Mephisto" bezeichnete Metallstift kann mehrere Etagen unterirdischer Bunkeranlagen durchdringen und auf Wunsch sogar in einem ausgewählten Stockwerk explodieren. Natürlich kann er auch für oberirdische Ziele eingesetzt werden.
Der Taurus ist für feindliches Radar nur schwer zu erfassen, da er in einer geringen Höhe von nur 50 Metern unterwegs ist. Der Flugweg ist vorgeplant und im Taurus abgespeichert. Ein Höhenradar vergleicht dabei das Höhenprofil der Umgebung mit den eingespeicherten Daten, ein Infrarotsensor erkennt markante Wegpunkte wie Brücken oder Flüsse. Außerdem verfügt der Taurus über eine Satellitennavigation mittels GPS.
Noch ist unklar, ob Deutschland den Taurus wirklich für den Einsatz in der Ukraine freigeben wird. Das Vereinigte Königreich sicherte einerseits aber bereits eine Lieferung des Marschflugkörpers "Storm Shadow" zu, Frankreich versprach die Lieferung des darauf basierenden Marschflugkörpers SCALP-EG. Der Storm Shadow wird dabei bereits in der Ukraine eingesetzt.
150 Taurus-Marschflugkörper einsatzbereit
Deutschland verfügt über rund 600 Taurus-Marschflugkörper, von denen aber jedoch nur 150 einsatzbereit sind. Zum Zeitpunkt des Kaufs vor 10 Jahren kostete eine solche Rakete rund 950.000 Euro. Der Taurus wird in Deutschland bislang ausschließlich vom Tornado-Kampfflugzeug der deutschen Luftwaffe genutzt, Anpassungen an den Eurofighter gab es bisher nicht. Die Zukunft des Taurus ist damit unklar, die Tornados sollen nämlich 2030 in den Ruhestand geschickt und mit F-35A-Tarnkappenflugzeuge ersetzt werden.
Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine hatte die deutsche Bundesregierung öfters mit der Entscheidung zu kämpfen, welche Waffen nach Kiew geliefert werden sollen und welche nicht. Vor allem die Lieferung des Leopard-2-Kampfpanzers aus den Beständen von Drittstaaten wurde heiß diskutiert. Letztlich gab Berlin grünes Licht für die Auslieferung und stellte zudem 18 Panzer aus den eigenen Beständen zur Verfügung.
Sollte Deutschland die Übergabe des Taurus beschließen, könnte auch Spanien mitziehen, das den Marschflugkörper ebenso einsetzt. Das war zumindest bei Frankreich der Fall, das dem Beispiel Großbritanniens und ihrem Storm Shadow folgte.
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