Eine Kh-101 beim Start.

Eine Kh-101 beim Start.

© Russisches Verteidigungsministerium

Militärtechnik

Ukraine: Modifizierte russische Kh-101 ist deutlich tödlicher

Russland rüstet seinen Marschflugkörper Kh-101, der häufig in der Ukraine eingesetzt wird, mit einem zweiten Sprengkopf aus. In diesem Sprengkopf sollen sich Berichten zufolge Stahlsplitter befinden, um die allgemeine Zerstörungskraft zu erhöhen, wie The War Zone schreibt.

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Das improvisierte Upgrade geht natürlich auf Kosten der Reichweite der luftgestützten Rakete, die auch als Ch-101 oder AS-23 Kodiak bekannt ist. Der Marschflugkörper ist damit etwa 350 Kilogramm schwerer als die Exemplare mit nur einem Sprengkopf.

Der ukrainischen Luftabwehr soll es am Dienstagabend gelungen sein, eine solche Kh-101 mit 2 Sprengköpfen abzuschießen. Es scheint sich um den ersten bestätigten Abschuss dieser Waffe zu handelt. In ukrainischen Militärblogs tauchten allerdings bereits Ende März Berichte auf, die von einer Verwendung von 2 Sprengköpfen sprachen.

Splitter erhöhen Schadensradius

Bei der neuen Kh-101 handelt es sich um eine ganz andere Lösung als bei den Tandem-Gefechtsköpfen, wie sie etwa in westlichen Marschflugkörpern wir der Taurus zum Einsatz kommen. Dort werden 2 Sprengladungen verwendet, um etwa durch Bunker zu brechen. Während die erste Ladung zum Durchschlagen der Bunkermauer verwendet wird, dringt die zweite Ladung in den Bunker ein und detoniert dort.

Die russische Lösung ist deutlich primitiver. Durch die Splitterladung im zweiten Sprengkopf ist die Waffe allerdings wirksamer gegen Personen. Zusätzlich wird ihr Schadensradius erhöht, was nützlich ist, wenn die Rakete ihr Ziel nicht genau trifft.

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Reichweite von bis zu 2.000 Kilometer

In ihrer originalen Ausführung wiegt die Kh-101 2,4 Tonnen und soll eine Reichweite von bis zu 4.000 Kilometer haben. Damit kann die Kh-101 fast überall in Europa Ziele angreifen, wenn sie vom russischen Luftraum aus gestartet wird. 

Laut dem britischen Geheimdienst liegt die Reichweite der neuen Variante lediglich bei 2.000 Kilometern. Damit könnte allerdings immer noch jeder Ort in der Ukraine erreicht werden, ohne dass die Flugzeuge, von denen die Rakete gestartet wird, den russischen Luftraum verlassen müssten. Der Geheimdienst warnt auch davor, dass die Kh-101 durch die doppelten Sprengköpfe deutlich tödlicher sein dürfte als ihre unmodifizierte Variante. 

Die Kh-101 wird von den beiden Bombern Tu-160 und Tu-95 abgeschossen. Sie weist Stealth-Eigenschaften auf, wodurch sie am Radar wie ein etwas größerer Vogel aussehen soll. Außerdem fliegt sie sehr tief, was das Erfassen durch das Luftabwehrradar weiter erschweren soll. Mit der Kh-102 gibt es auch eine Variante mit einem bis zu 250 Kilotonnen starken Atomsprengkopf.

Updates auch bei anderen Raketen

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Kh-101 verbessert wurde. Erst Ende des Vorjahres wurde eine Kh-101 gefunden, die mit Kanistern ausgerüstet wurde, um Täuschkörper abzuwerfen. Auch diese Variante soll zuvor bereits seit Monaten im Einsatz gewesen sein und versucht haben, die Luftabwehrsysteme der Ukraine zu überlisten.

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Weitere Änderungen an luftgestützten Marschflugkörpern bzw. an deren Gefechtsköpfen wurden an der Kh-55 vorgenommen. Hier wurden die ursprünglichen nuklearen Sprengköpfe vollständig entfernt und sie ohne Sprengkopf abgefeuert. Somit sollten sie als Ablenkung für die Ukrainische Luftabwehr dienen, damit die Chance steigt, dass "echte" Raketen und Drohnen ihre Ziele treffen.

Anti-Schiffs-Rakete gegen Bodenziele

Die Überschallrakete Kh-22, die eigentlich gegen Schiffe eingesetzt wird, kam in der Ukraine ebenfalls gegen Ziele an Land zum Einsatz. Durch ihre hohe Geschwindigkeit und ihren Sturzflug auf das Ziel hinab ist sie nur sehr schwer abzufangen. Die Anti-Schiffs-Rakete ist allerdings auch ungenau, was Bodenziele angeht. Daher stattete sie Russland mit einer Streumunition aus, um diese Ungenauigkeit auszugleichen. 

All diese Beispiele zeigen, dass Russland bereits ist, ihre Waffen auch während des laufenden Krieges anzupassen. Die Frage ist, ob die mutmaßlich optimierten Waffen weiterhin eingesetzt werden oder es sich nur um Tests handelt. Sollten sie sich als einsatzfähig erweisen, wären das schlechte Nachrichten für die Ukraine.

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