135 Jahre alter "unlösbarer" Code geknackt, Ergebnis überrascht
"Helena onus lofo us nail each", heißt es in einer Zeile. Ein anderer Teil des Codes lautet "Calgarry Cuba Unguard confute duck fagan egypt". Verfasst wurden die scheinbar sinnbefreiten Wörter Ende des 19. Jahrhunderts.
Seit ihrer Wiederentdeckung vor 10 Jahren stellten die insgesamt 24 kryptografischen Zeilen etliche Forscher*innen vor ein Rätsel. Nun wurden die Phrasen entschlüsselt, mit einem ziemlich verblüffenden Ergebnis.
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Wie in einem Indiana-Jones-Film
Die Geschichte des eigenartigen Codes beginnt wie ein durchschnittlicher Indiana-Jones-Film. Auf der Suche nach Antiquitäten ersteht eine Archäologin aus dem US-Bundesstaat Maryland ein historisches Kleid.
Sie inspiziert das Kleid und stößt dabei auf eine geheime Tasche. Darin entdeckt sie ein eingenähtes Stück Papier, auf dem die 24 Zeilen von scheinbar durcheinander gekommenen Wörtern geschrieben standen.
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Ein Mysterium war geboren
Dass es sich um einen Geheimcode handeln könnte, war naheliegend. Die Archäologin schrieb ihrem Blog darüber und veröffentlichte die 24 Zeilen eigenartiger Phrasen. Es dauerte nicht lange und Code-Knacker*innen rund um den Globus nahmen sicher dem Rätsel an.
10 Jahre nachdem der Blogpost online gegangen war, scheint das Mysterium nun gelöst. Ein Team von der kanadischen Universität of Manitoba hat ihre Ergebnisse im Fachmagazin Cryptologia publiziert.
Demnach geht der Code zurück auf die Telegrafie mit Morsezeichen, was im späten 19. Jahrhundert die einzige Möglichkeit war, Nachrichten schnell über große Distanzen zu übermitteln. Ausschweifende Erzählungen waren dabei ein No-Go. Angesagt waren kurze, mögliche und prägnanten Nachrichten.
Ein trivialer Inhalt
Das betraf vor allem Nachrichten, in denen wiederkehrende Informationen übermittelt wurden, beispielsweise die Wetterkonditionen an bestimmten Orten. Dafür wurden Codes erfunden, sodass mit einer bestimmten Buchstabenabfolge eine umfassende Angabe über die aktuellen Wetterverhältnisse weitergegeben werden konnte.
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In einem Handbuch der US-Armee aus dem Jahr 1877 sind diese Codes aufgeschlüsselt. Das Buch ist kostenlos online verfügbar. Darin wird etwa das Beispiel "Paul Diction Left Sunk Johnson Inland" erklärt.
Paul: Die Abkürzung für die Beobachtungsstation in Saint Paul in Minnesota.
Diction: Der Luftdruck liegt bei 30,26 inHg und die Temperatur beträgt 4°F.
Left: Der Taupunkttemperatur liegt bei -18°F, die Beobachtungszeit war um 22:00 Uhr.
Sunk und Johnson: Die Winde an diesem Tag kamen aus Nordwest, der Himmel war klar und es gab keinen Niederschlag.
Inland: Die Windgeschwindigkeit betrug 6 mph und der Sonnenuntergang war gelblich.
Die 24 Zeilen, die in dem Kleid gefunden wurden, sollen laut dem Forschungsteam ebenso ein solcher verschlüsselter Code von Wetterinformationen sein. Die Angaben betreffen den 27. Mai 1888 und stammen von mehreren Wetterbeobachtungsstationen in den USA und Kanada.
Warum wurde das Schriftstück versteckt?
Eine zentrale und ziemlich rätselhafte Frage bleibt aber dennoch unbeantwortet: Wieso wurden dieses Stück Papier in dem Kleid in eine geheime Tasche eingenäht? Sind doch die darauf geschriebenen Informationen vollkommen trivial. Oder wurde der Code falsch entschlüsselt und besagt in Wahrheit etwas völlig anderes?
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