FILE PHOTO: A man holds a laptop computer as cyber code is projected on him in this illustration picture taken on May 13, 2017. REUTERS/Kacper Pempel/Illustration/File Photo
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Digital Life

Warum sind Hyperlinks blau?

Egal ob man sich gut mit der Geschichte des Internet auskennt, oder lediglich in der Freizeit surft – eines wissen alle, ohne darüber nachzudenken: Was blau und (manchmal) unterstrichen ist, das ist ein Link. Hat man ihn schon angeklickt, dann wird er violett - auch das ist den meisten bekannt.

Dieser Umstand ist "schon immer so" und nur in den vergangenen Jahren weicht man zugunsten von modernen Designs von dieser Norm ab. Tatsächlich wollte Google 2016 bei der Anzeige seiner Suchergebnisse von blau auf schwarz umsteigen – und nahm die Entscheidung zurück, weil die Nutzer*innen zu irritiert waren. Doch warum hat sich das über Jahre so gefestigt? Die Mozilla-UX-Designern Elise Blanchard hat sich auf Spurensuche begeben, die sie zurück in die 80er Jahre führte.

Windows 1.0 und WWW

Das erste Mal, dass ihr das Dunkelblau, das wir heute als Linkfarbe kennen, begegnete, war 1985 in Windows 1.0. Das Microsoft-Betriebssystem hatte eine grafische Oberfläche mit wenigen Farben. Verwendet wurde das Blau aber nur für die Rahmen von Fenstern, nicht für Hyperlinks. Die waren schwarz, hatten aber ein Merkmal, das auch heute noch auftaucht: Sie waren unterstrichen. Sieht man die Darstellung heute, würde man intuitiv versuchen, sie zu öffnen.

Der erste Browser WWW (World Wide Web) wurde 1987 von CERN-Mitarbeiter Tim Berners-Lee entwickelt. Der Browser zeigte nur schwarz-weiß an, aber auch hier wurden Hyperlinks unterstrichen dargestellt. Auch im Browser ViolaWWW wurde das fortgeführt.

Interaktive Elemente

1992 setzte Microsoft das Dunkelblau in Windows 3.1. ein, um Elemente zu kennzeichnen, die gerade aktiv waren. Das war laut Blanchard das erste Mal, dass Dunkelblau für interaktive Elemente eingesetzt wurde.

Der erste Browser, in dem Links blau wurden, war Mosaic. Er wurde am 23. Jänner 1993 veröffentlicht. Seine erste Version war allerdings schwarz-weiß und wurde für das X Windows System der Universität Illinois entwickelt.

Ursprung findet sich in Mosaic 

Blanchard fand einen Changelog-Eintrag in der Mosaic-Version 0.13 vom 12. April 1993: „Die standardisierte Anker-Darstellung wurde geändert: blau und eine einzelne durchgezogene Linie für nicht besuchte, dunkles Violett und eine kursive gestrichelte Linie für besuchte.“

Hier ist er also, der Ursprung der Link-Darstellung, wie wir sie heute kennen. Mosaic wurde später für Macintosh 7.1 veröffentlicht, inklusive der blauen Hyperlink-Darstellung. Ein Screenshot zeigt die allererste Darstellung eines Hyperlinks in dunkelblau und unterstrichen. Diese Darstellung wurde von allen erfolgreichen Browsern übernommen, die nach Mosaic kamen – von Netscape bis Internet Explorer.

Das erste Bild eines blauen, unterstrichenen Links

Aber warum?

Warum man sich gerade die Farbe Blau aussuchte, wird man wohl nicht abschließend klären können. Eine Vermutung ist es, dass man einen Kontrast zu den frühen schwarz-weißen Darstellungen gesucht hat. Damals konnten Computer nicht viele Farben anzeigen und Blau scheint eine gute Wahl gewesen zu sein – es ist zudem keine Signalfarbe wie Grün oder Rot.

Andere gehen davon aus, dass Windows 1.0 die Mosaic-Entwickler zur Verwendung der Farbe inspiriert hat. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen und die Evolution von Betriebssystemen und Browsern und das Übernehmen von Designentscheidungen für nächste Generationen hat schlussendlich dazu geführt, dass alle Internet-Nutzer*innen das Dunkelblau (#0000FF) kennen.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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