Was an Mord auf Bestellung im Dark Web wirklich dran ist
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Dass man im Dark Web auf Wunsch Morde in Auftrag geben kann, die dann tatsächlich ausgeführt werden, galt lange Zeit als urbaner Mythos. Das Harper's Magazine hat sich in einer ausführlichen Reportage der Frage gewidmet, was tatsächlich dahinter steckt. Der Autor hat dabei mit einem britischen Hacker zusammengearbeitet, der aus eigener Initiative seit Jahren Auftragsmord-Webseiten überwacht und Behörden über drohende Gefahren informiert.
Mord im Drop-Down-Menü
Der Hacker, der auf den Namen Monteiro hört, hat im Dark Web etwa eine ganze Reihe immer wieder neu erscheinender und dann wieder verschwindender Webseiten ausfindig gemacht, die eine Person namens Yura betreibt. Auf seinen Plattformen verkauft Yura diverse Dienstleistungen, die oft in einer Art Drop-down-Menü ausgewählt werden können.
Dabei hat man etwa die Wahl, eine Person verprügeln, entführen oder ermorden zu lassen. Auch die Art des Mordes kann man sich als Kunde dabei aussuchen. In die Webseiten integriert sind stets eigene Messaging-Systeme, über die sich Yura und seine Kunden austauschen. Genau diese Messaging-Systeme dienen Hackern wie Monteiro als wertvolle Informationsquelle.
Bezahlt in Bitcoin
Die Aufträge scheint Yura an eine Auswahl an bereitwilligen Tätern zu vermitteln, die sich auf seinen Webseiten bewerben und in einen Arbeitskräfte-Pool aufnehmen lassen können. Üblicherweise werden die Kosten für Aufträge vorab verlangt und müssen in Bitcoin überwiesen werden. Die Summen variieren stark. Morde gibt es teilweise zu Preisen ab umgerechnet 5000 Dollar. Für Entführungen wird mehr verlangt, wegen höheren Risikos für die Täter.
Während Yura die Zahlungen bereitwillig annimmt, kommt es üblicherweise nie zur Ausführung des Auftrags. Bei Beschwerden werden manchmal Nachzahlungen verlangt. Drohen die Auftraggeber mit größerem Ungemach, droht ihnen Yura seinerseits damit, sie bei der Polizei auffliegen zu lassen.
Reale Gefahr
Hinter den unechten Auftragsmordwebseiten von Yura stecken allerdings oft sehr reale Mordgelüste, weshalb Monteiro und andere so genannte "White Hat"-Hacker von einer tatsächlichen Gefahr für jene Personen ausgehen, die auf den Plattformen als Zielpersonen genannt werden.
Deshalb wird die Zusammenarbeit mit Polizei und Kriminalpolizei angestrebt, was sich in der Praxis aber als schwierig herausstellt. Während US-Behörden wie FBI oder DHS mittlerweile Tipps gerne annehmen und Zielpersonen warnen, weigert sich etwa die britische National Crime Agency (NCA) derartige Informationen anzunehmen, weil sie auf illegalem Wege beschafft wurden.
In den USA kam es auch schon zu einigen Verhaftungen, bei denen Auftraggeber überführt wurden. In einem Fall traf es u.a. einen Mann, der seine Stiefmutter für weniger als fünf Dollar ermorden lassen wurde. Auch wenn diesem Auftrag wenig Interesse geschenkt wurde, der Mann ging wegen Anstiftung zum Mord für drei Jahre ins Gefängnis.
Schwierige Kooperation
Im Zuge der Reportage hat das Harper's Magazine teilweise auf eigene Faust im Dark Web ausgemachte Zielpersonen kontaktiert und mit ihnen Informationen ausgetauscht. Dabei kam zum Vorschein, dass auch die Aufklärungsarbeit des FBI große Mängel aufweist. Betroffene berichten etwa davon, dass die Ermittler Smartphones von Zielpersonen untersuchten und dabei irrtümlich Nachrichten löschten.
In einem besonders fatalen Fall erzählte das FBI einer Frau davon, dass im Internet eine Belohnung auf ihren Kopf ausgesetzt wurde - im Beisein ihres Mannes, der sie später selbst umbrachte. Der Ehemann hatte den Mord in Auftrag gegeben und das FBI hatte es verabsäumt, die Tatsache in Betracht zu ziehen, dass Täter oft zum engsten familiären Umfeld zählen.
Bestätigter Fall
Dass Dark-Web-Seiten wie jene von Yura, die eigentlich "nur" auf Betrug und nicht tatsächlich auf Mord abzielen, die Norm sind, scheint klar. Allerdings gibt es bereits zumindest einen bestätigten Fall eines tatsächlich online bestellten und erfolgreich ausgeführten Auftragsmordes. Ein 17-jähriger und ein 19-jähriger Russe wurden als Mörder eines Mannes ausgeforscht, der Ermittlungen zu einen Drogenhandel geführt hatte.
Monteiro kommentiert diesen Fall mit einem Trend, den der Hacker in den vergangenen Jahren beobachten konnte. Während es in früheren Jahren als Legende galt, dass man im Dark Web Drogen, Waffen oder andere illegale Güter bestellen konnte, wird dies zunehmend Realität. Laut dem Kriminologen David Wilson von der Birmingham City University ist die Zahl von jungen Männern, die aus Geldmangel Aufträge für Gewalttaten annehmen, erstaunlich hoch.
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