Was Städte gegen steigende Temperaturen tun können
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In Städten wird es immer heißer. Durch die Bebauung und versiegelten Flächen, die die Hitze speichern und die Verdunstung verhindern, steigt die Temperatur überdurchschnittlich stark. Beton und Asphalt speichern Wärme besonders. Es ist damit in Wien laut Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) etwa drei bis fünf Grad wärmer als am Land. Der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land kann laut Studien sogar bis zu zwölf Grad betragen, wenn Städte keine Maßnahmen setzen, um dies zu ändern.
Und: Es kühlt in den Nächten nicht mehr richtig ab. Ab 20 Grad spricht man von sogenannten „Tropennächten“ und diese kommen gerade in Wien immer häufiger vor. Die Jahresdurchschnittstemperatur Wiens hat sich in den letzten vier Jahrzehnten bereits um etwa zwei Grad Celsius erhöht. Allein der Hitzesommer 2018 mit 42 Hitzetagen deutet darauf hin, dass die Klimaerwärmung schneller voranschreitet als bisher angenommen.
Noch mehr grün
Doch was kann eine Stadt tun, um wieder kühler zu werden? Das „Urban Heat Islands“-Projekt, an dem sich auch die Stadt Wien beteiligt hatte, kommt zum klaren Schluss, dass es mehr Grünflächen braucht, um Städten Abkühlung zu verschaffen. In natürlichen Umgebungen mit vielen Grünflächen verdunstet Wasser aus den Pflanzen und kühlt die Luft ab. Die Stadt Wien will in den nächsten zwei Jahren daher als Maßnahme schattenspendende Bäume pflanzen. Dafür wurde ein Sonderbudget von acht Millionen Euro beschlossen, das für die Neubepflanzung in Gegenden eingesetzt werden soll, die besonders von der Hitze betroffen sind.
Nachhaltig Ausgewachsene Bäume binden neben Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid etwa zehn Kilogramm pro Jahr und geben etwa 130 Kilogramm Sauerstoff ab. Durch die hohe Verdunstungsleistung und die große Schattenwirkung sind Bäume die effizienteste und nachhaltigste Klimaanlage gegen Überhitzung.
Fassadenbegrünung
Im bereits dicht verbauten Gebiet braucht es aber auch andere Lösungen, wie Dach- oder Fassadenbegrünungen. Auch diese bringen einen signifikanten Effekt – und wirken zusätzlich als Extra-Dämmung. Darum fördert die Stadt Begrünungen nicht nur finanziell, sondern auch durch Know-how, wie etwa mit dem Leitfaden Fassadenbegrünung. Hier gibt es in Wien bereits einige Vorzeigeprojekte. Kletterpflanzen machen übrigens weit weniger Mist als angenommen, brauchen aber sehr wohl regelmäßig Pflege und Kontrolle.
Airship.01
Im Wiener Museumsquartier steht mit dem Airship.01 gerade ein Zelt, in dem es dank Pflanzen um sechs Grad weniger hat als im Freien. „Das Ganze ist eine Waldoase, die wie eine natürliche Klimaanlage mitten im Museumsquartier zum Kühlen einlädt. Die Besucher können hier reingehen, sich in einem Birken-, Föhren und Auwald erfrischen“, sagte Lisa Maria Enzenhofer vom Breathe Earth Collective, die den Miniwald entworfen haben. Mit dem Projekt wollen die Initiatoren grüne Infrastruktur erlebbar machen, und in Folge gemeinsame Konzepte entwickeln.
Fernkältenetz wird ausgebaut
In der Stadt Wien hat der Energiedienstleister zudem ein Fernkältenetz aufgebaut, das vergleichbar mit dem in Paris oder Helsinki, den Vorreitern auf diesem Gebiet, ist. Es ist mit zwölf Kilometern Länge zwar nicht sehr lang, aber effektiv: Die 16 Fernkältezentralen verfügen über eine Leistung von 130 Megawatt. Das reicht, um zwei Millionen Quadratmeter Bürofläche zu klimatisieren und entspricht der Kühlleistung von 1,3 Millionen handelsüblichen Kühlschränken.
Die Kühlung per Fernkälte ist um 50 Prozent umweltfreundlicher als mit herkömmlichen Klimaanlagen, ist allerdings derzeit nur für Bürogebäude gedacht. Die Erzeugung der Fernkälte erfolgt dabei in Absorptionskältemaschinen in den sogenannten Kältezentralen. Das Besondere dabei: Anstelle von Strom wird hier die Abwärme aus Müllverbrennungsanlagen verwendet. Das auf sieben Grad gekühlte Wasser wird über Rohrleitungen zu den Kunden transportiert. Das warme Wasser kommt im Anschluss wieder zur Zentrale zurück, wird wieder abgekühlt und landet erneut im Kreislauf.
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