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Digital Life

Wie man Software klimafreundlich gestalten kann

Nicht nur jeder Klick im Internet verbraucht Energie, sondern auch jedes Programm, das wir beim Arbeiten am Computer nutzen. So kann ein Textverarbeitungsprogramm viermal so viel Energie verbrauchen wie eine andere Software, die prinzipiell genau das Gleiche macht. Bei Internet-Browsern kann eine Software bereits im Leerlauf zwölf Prozent des Hauptprozessors beanspruchen, während Vergleichsprodukte nur ein Prozent benötigen.

Ein Forscherteam am Umwelt-Campus Birkenfeld in Deutschland, das sich seit zehn Jahren mit Umweltschutz und Software befasst, hat dies in einer Studie anhand eines Standardnutzungsszenarios ausführlich untersucht. „Die gleiche Funktionalität kann zu unterschiedlichen Prozessen führen“, erklärte Eva Kern in einem Vortrag am Chaos Communication Congress in Leipzig. Bei einem Programm kommt es beispielsweise zu Verbrauchsspitzen, wenn der Mauszeiger die ganze Zeit blinkt, weil im Hintergrund ein Prozess läuft.

Umdenken erforderlich

„Bei der Software-Entwicklung ist der Energiehunger meistens noch kein Thema. Wir brauchen ein Umdenken bei Entwicklerinnen und Entwicklern“, fordert Erik Albers, Programmmanager bei der Free Software Foundation Europe (FSFE) im Gespräch mit der futurezone.

Das soll sich künftig ändern. Der Umwelt-Campus Birkenfeld hat Werkzeuge entwickelt, mit denen Software-Entwickler die Energieeffizienz ihrer Programme bereits bei der Entstehung messen können. Eines der Werkzeuge heißt „OSCAR“, ein anderes „ESSD“. Untersucht werden können dabei Programme aus den Bereichen Textverarbeitung, Browser und Content Management Systeme. Bildbearbeitungsprogramme sowie Webshops und PDF-Viewer sollen noch folgen.

Blauer Engel für Software

In Deutschland gibt es mit dem „Blauen Engel für Software“ zudem eine Initiative, die digital nachhaltige Softwareentwicklung gezielt fördern will. Seit Anfang 2020 können sich Firmen für ein Umweltsiegel bewerben, mit dem die nachhaltigste Software ausgezeichnet wird. „Nutzer sollen dadurch in der Lage sein, das Software-Produkt frei zu wählen, das am ressourceneffizientesten ist“, sagt die Informatikerin Marina Köhn vom deutschen Umweltbundesamt, das für die Entwicklung dieses Siegels verantwortlich ist.

„Bisher hat die Politik nicht reagiert, weil es weitaus schwieriger ist, Software zu regeln als Hardware“, so die Informatikerin. Mit dem neuen Abzeichen sollen „die besten der besten“ erkennbar werden. Der Kriterienkatalog für das Siegel umfasst zwanzig Anforderungen. Eines der Kriterien ist Werbefreiheit der Software, um Datenmüll zu verhindern. „Es muss möglich sein, die Software komplett zu löschen und zu deinstallieren“, sagt Köhn.  

Außerdem soll der Blaue Engel die sogenannte "Obsoleszenz durch Software" verhindern. Das bedeutet, dass Hardware schneller unbrauchbar wird, weil neue Software nicht mehr darauf läuft. In PCs und Laptops sind aber Seltene Erden und wertvoller Mineralien wie Gold oder Koltan vorhanden, die oft in Krisenregionen unter menschenunwürdigen Bedingen abgebaut werden. Bei diesem Punkt hat die sogenannte „freie Software“ einen großen Vorteil, weil sie immer abwärtskompatibel ist, wie Albers erklärt. Das bedeutet, dass sie auch immer auf älteren Rechnern funktioniert und diese nicht zwangsweise ausgetauscht werden müssen.

Bekenntnis zu Green IT

Das neue Siegel soll es vorerst nur für Desktop-Software geben. In Österreich gibt es ein Kooperationsabkommen zwischen dem Blauen Engel und dem Österreichischen Umweltzeichen. Dieses Siegel könnte also künftig auch für den österreichischen Markt relevant werden. Im Regierungsprogramm gibt es ein Bekenntnis zu „Green IT“ mit energiesparender Software und Hardware.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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