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Wie Roboter Traktoren auf dem Feld ersetzen

Prognosen zufolge wird Österreichs Bevölkerung bis 2025 auf rund 9,5 Millionen Einwohner wachsen, bei zugleich schrumpfender landwirtschaftlicher Fläche: Allein in diesem Jahr wurden in Österreich bereits Agrarflächen von über 270 Bauernhöfen verbaut. Hinzu kommen Ernteeinbußen durch den Klimawandel. Die Landwirtschaft muss also optimiert werden, um den steigenden Anforderungen weiterhin gerecht zu werden.

Fürsorgliche Roboter

Unter anderem sollen Roboter dabei helfen. Vergangene Woche stellte zum Beispiel das britische Start-up Small Robotics Company selbständig fahrende Maschinen vor, die einzelne Pflanzen zielgerichtet behandeln können. Dazu schicken sie Daten an eine künstliche Intelligenz, welche die passende Behandlungsmethode ermittelt. Bei einem Schädlingsbefall zum Beispiel wird nur die einzelne Pflanze behandelt, anstatt das gesamte Feld mit Pestiziden zu besprühen: 95 Prozent der in der Landwirtschaft eingesetzten Chemikalien sind überflüssig, heißt es vom Start-up auf Anfrage der futurezone. Das Jäten soll ohnehin gänzlich ohne schädliche Chemikalien stattfinden, stattdessen soll der Prozess elektronisch oder mit Hilfe von Lasern erfolgen.

Ein weiterer Vorteil der Roboter ist, dass sie mit einem Gewicht von 250 Kilo relativ leicht sind: Auch dadurch ist er umweltfreundlicher, weil sich der Boden weniger verdichtet.

Derzeit werden die Agrarroboter namens Tom, Dick und Harry vom Start-up in Kooperation mit 20 britischen Landwirten getestet, ab 2021 sollen sie für den Massenmarkt erhältlich sein. Im aktuell geplanten Geschäftsmodell werden die Roboter dann nicht gekauft, sondern von den Landwirten gegen eine monatliche Gebühr gemietet. So soll das wirtschaftliche Risiko für sie minimiert werden.

In der fernen Zukunft – also frühestens in zehn Jahren – sollen mit Hilfe der Roboter die Pflanzen ermächtigt werden, sich gegenseitig in ihrer Entwicklung zu unterstützen, heißt es vom Start-up gegenüber der futurezone. Monokulturen, die ein entscheidender Faktor bei der Problematik des Schädlingsbefalls sind, gehören dann der Vergangenheit an.

Salat aus Roboterhand

Ähnliche Ambitionen hat man in den USA: Im kalifornischen San Carlos ging Anfang Oktober die erste autonome Farm der Welt in Betrieb. Pro Jahr wachsen hier in einer 8000 Quadratmeter großen Halle 26.000 Stück Kopfsalat, die von Robotern angebaut werden. Das System besteht aus Robotergreifarmen, welche die Pflanzen je nach Wachstumsphase zwischen den unterschiedlichen Hydrokulturschalen transferieren. Eine dahinterliegende Software orchestriert die Roboter basierend auf verschiedenen Messwerten wie Stickstoffgehalt und Raumtemperatur.

Auch hier heißt es, dass man mit der Roboter-Farm den drängenden Problemen der Branche entgegenwirken will: Erstens der Mangel an Landarbeitern, zweitens sollen durch die Positionierung solcher Farmen in Ballungsräumen die Transportwege minimiert werden.

Smarte Software aus Österreich

Andere Lösungen für die Landwirtschaft kommen auch aus Österreich. So hat das Start-up Smartbow aus Weibern in Oberösterreich zum Beispiel smarte Ohrmarken für Nutztiere entwickelt, mit denen deren Gesundheit überwacht werden kann. Im Sommer ist das Start-up vom US-Tiergesundheitskonzern aufgekauft worden.

Die App Farmdok wiederum, die inzwischen über 30.000 Mal heruntergeladen wurde, expandiert nun ins restliche Europas: Mit ihr können Landwirte ihren Betrieb dokumentieren und machen somit Schluss mit der Zettelwirtschaft. Entscheidend ist dies unter anderem, weil die Landwirte heutzutage diverse gesetzliche Vorgaben bezüglich der Dokumentation erfüllen müssen.

In Summe, so hieß es vor wenigen Wochen bei einer Veranstaltung von Austrian Standards, hat Smart Farming das Potenzial, im kommenden Jahrzehnt eine Milliarde Menschen mit Nahrung zu versorgen. Dabei gibt es jedoch noch einige Herausforderungen zu meistern – unter anderem die Frage, wem die im Rahmen des Smart Farming erhobenen Daten letztenendes gehören.

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Stefan Mey

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