Ein Unterseekabel-Verlegeschiff des Unternehmens NKT

Ein Unterseekabel-Verlegeschiff des Unternehmens NKT

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Wie werden Unterseekabel verlegt?

Das britische Militär ist angeblich besorgt um Unterseekabel, die das Vereinigte Königreich mit der Welt verbinden. Feindliche U-Boote könnten diese Kabel nämlich kappen. Dabei werden die Datenarterien der Welt sehr oft beschädigt oder gar durchtrennt - meist allerdings unabsichtlich oder durch natürliche Prozesse. Doch wie kann so etwas überhaupt passieren? Wie werden denn Unterseekabel verlegt? Sind sie wirklich so einfach zugänglich?

Einblick in eine riesige Kabeltrommel eines Unterseekabel-Verlegeschiffs

Graben und pflügen

Ausgangspunkt eines Unterseekabels ist üblicherweise eine Station an der Küste. Das Kabel, das von einem Verlegeschiff an Land gezogen wird, wird dort angeschlossen. Auf dem Schiff sind Unterseekabel üblicherweise in einer oder mehreren riesigen Trommeln gelagert und werden beim Verlegen langsam davon abgerollt. Bis ins Wasser hinein wird ein Graben ausgehoben, in den das Kabel hineingelegt und zugeschüttet wird.

Ab dem Ufer übernimmt ein spezieller Pflug diese Aufgabe. Er wird hinter dem Schiff hergezogen und leitet das Kabel in die gegrabene Rille ein. Zuschütten muss man die Rille samt Kabel darin nicht extra, das übernehmen Wasserströmungen. Der Pflug kann das Kabel in bis zu 3 Meter Tiefe eingraben. Ist der Grund locker genug, kann ein Pflug theoretisch bis zu Wassertiefen von 1500 Meter eingesetzt werden. In der Praxis wird jedoch nur dort eine Rille gegraben, wo es Gefahren für das Kabel gibt.

Gefährliche Schleppnetze

Die meisten Beschädigungen von Unterseekabeln entstehen durch die Fischerei. Vor allem Schleppnetze wie die so genannten Baumkurren, die samt Metallstreben und Ketten über den Boden gezogen werden, um Fische aus dem Boden aufzuscheuchen und ins Netz zu jagen, können frei liegende Unterseekabel beschädigen oder gar durchtrennen. Die zweitgrößte Gefahr für die Kabel sind Anker.

Gegraben werden können Rillen für das Kabel nur in lockerem Meeresboden. Auf Felsen liegt das Kabel einfach auf. Geschieht dies in der Gefahrenzone, wird das Kabel oft zusätzlich gepanzert und fixiert, damit es nicht zu einer seitlichen Verschiebung kommt. In Küstennähe können Unterseekabel deshalb auch dicker ausfallen als in den Bereichen, die im tieferen Wasser liegen. Dort nämlich liegen sie einfach auf dem Meeresgrund auf.

Mit dieser Trenchformer-Maschine des Unternehmens Boskalis werden am Meeresboden Rillen für Unterseekabel gezogen

Spannung halten

Vor dem Verlegen wird eine Route für das Kabel geplant und der Meeresboden an der Stelle genau vermessen. Hindernisse wie Felsspitzen müssen umgangen werden. Das Kabel wird beim Verlegen ständig auf Zug gehalten. Von der Stelle, wo das Kabel den Meeresboden berührt, und dem Schiff kann eine Distanz von bis zu 8 Kilometer bestehen.

Zu wenig Spannung könnte zur ungewünschten Bildung von Bögen und Schlaufen führen. Zu viel Spannung könnte das Kabel zwischen zwei höheren Punkten am Boden abheben lassen. Dadurch würde das Kabel an der Stelle stärker belastet werden und könnte früher brechen. Das Verlegen von Unterseekabeln ist eine teure Angelegenheit, die Wartung der Kabel in großer Tiefe sehr schwierig. Üblicherweise sind die Kabel also sehr robust ausgestattet und auf eine Lebenszeit von 25 Jahren ausgelegt.

Reparatur und Recycling

Je nach Schadensausmaß und Tiefe können Reparaturen durch Taucher vorgenommen werden - u.a. mit Hilfe von Trockenkammern für das Kabel - oder das Kabel wird vor und nach der schadhaften Stelle durchtrennt. Dann werden die beiden Enden des noch einsatzfähigen Kabels aus dem Wasser gezogen. Die Glas- und Kuperfasern darin werden mit einem neuen Kabelsegment gespleißt und das reparierte Kabel wird wieder auf den Meeresgrund hinabgelassen.

Hat das Unterseekabel einmal sein Lebensende erreicht - meist geschieht dies dann, wenn es aufgrund seines Alters und seiner Leistungsfähigkeit gegenüber der Konkurrenz nicht mehr wettbewerbsfähig ist - verbleibt es entweder am Meeresgrund oder es wird geborgen. Es gibt mehrere Unternehmen, die etwa alte Kabel kaufen, es aus dem Meer holen und dann anschließend zerlegen oder weiterverkaufen. Gerade für Strecken mit geringerer Leistungsanforderung oder in ökonomisch schwächeren Gebieten werden alte Unterseekabel wiederverwendet. Kann man das Kabel nicht mehr für Telekommunikationsdienste verwenden, hat es immer noch einen gewissen Materialwert.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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