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Hands-on

Nintendo Classic Mini ausprobiert: Kuscheliges Retro-Gaming

2016 scheint das Jahr zu sein, in dem Nintendo wieder aus seinem finanziellen Tief herausfindet. Der Grund dafür: Der japanische Konzern geht endlich auf lange ignorierte Wünsche seiner Fans ein.

So sträubte sich das Unternehmen jahrelang dagegen, seine Spiele auf Smartphones und Tablets zu bringen, mittlerweile wird eine Reihe davon entwickelt. „Pokémon Go“, der bislang erfolgreichste Titel, verdoppelte sogar den Börsenwert des Unternehmens binnen weniger Tage - ein Effekt, der ebenso rasch wieder verloren ging, als den Anlegern klar wurde, dass Nintendo nicht allein die Rechte an Pokémon besitzt.

Dennoch zeigte sich: Die Generation, die mit NES, Gameboy und Co. aufgewachsen ist, hat mittlerweile ordentlich Kaufkraft. Retro zieht eben und so entschied sich der Konzern für den nächsten genialen Schachzug: Eine Neuauflage des Nintendo Entertainment System (NES). Der Nintendo Classic Mini wartet mit Retro-Controllern, kleinerem Design und 30 Spiele-Klassikern auf - genug, um bei Fans einen wahren Hype auszulösen. Wir durften die Mini-Spielkonsole auf der Gamescom ausprobieren.

Winzig, aber detailgetreu

Optisch ist die Spielkonsole tatsächlich kaum vom Original zu unterscheiden - wenn da nicht der Größenunterschied wäre. Die Classic Mini nimmt lediglich ein Viertel der Grundfläche des Originals ein und ist knapp halb so hoch. Das sorgt dafür, dass der Einschub für die Cartridges nur mehr ein Designmerkmal ist, die Spiele sind bereits vorinstalliert. Absurderweise hat der Classic Mini keinerlei Möglichkeit, sich mit dem Internet zu verbinden - das Kaufen neuer Spiele wird somit nicht möglich sein, man ist auf die Auswahl von 30 Spielen beschränkt.

Wie beim NES können zwei Controller angesteckt werden. Die Anschlüsse sind ident mit jenen, die für Zubehör an der Wii-Remote zu finden ist. So kann beispielsweise auch der Classic Controller an der Classic Mini verwendet werden oder umgekehrt der NES Controller an der Wii oder Wii U für Virtual-Console-Spiele. Ebenfalls an der maßstabsgetreuen Position zu finden: Die Reset- und Power-Taste sowie die LED-Leuchte, die anzeigt, ob die Konsole gerade läuft. Um das Spiel beenden zu können, muss stilecht der Reset-Knopf betätigt werden.

Kabelnot

Auf der Rückseite werden erste Unterschiede sichtbar: So ist hier lediglich ein HDMI-Anschluss sowie ein microUSB-Anschluss zu finden. Über letzteren wird die Konsole mit Strom versorgt, ein entsprechendes Netzteil ist nicht im Lieferumfang enthalten. Wer jedoch ein modernes Smartphone besitzt, dürfte auch ein passendes Netzteil sein Eigen nennen.

Die Controller sind, wie auch die Konsole, sehr gut verarbeitet und wecken Erinnerungen an das Original. Leider aber auch unliebsame Erinnerungen: Das Kabel der Controller ist lediglich knapp einen Meter lang und erfordert, dass der Spieler nahe der Konsole hockt. Wer ein langes HDMI-Kabel oder ein passendes Verlängerungskabel für den Classic Controller besitzt, hat Glück. Viele Spieler unterstützen zudem einen Zwei-Spieler-Modus, im Lieferumfang befindet sich allerdings nur ein Controller. Das zweite Exemplar muss separat gekauft werden.

Fordernde Vergangenheit

Die mitgelieferten Spiele machen Spaß und wurden im Vergleich zu ihren Originalen nicht angepasst. So sind unter anderem der Puzzle-Klassiker „Dr. Mario“, „Final Fantasy“, „Pac-Man“ und „Mario Bros.“ im Spiel enthalten. Das Gameplay war flüssig und verlief ohne Ruckler oder andere Verzögerungen. Insbesondere bei Spielen wie „The Legend of Zelda“ zeigte sich rasch, wie fordernd ein Spiel mit nur zwei Knöpfen sein kann. Spiele zu zweit dürften aber mit den relativ kurzen Kabeln zu einer kuscheligen Angelegenheit verkommen.

Wie bereits von Nintendo offiziell bestätigt wurde, kann der Spielstand auch gespeichert und jederzeit fortgesetzt werden - unabhängig davon, ob das Original eine Speicherfunktion bietet oder nicht.

Ein spannender Blick zurück

Der Classic Mini verspricht, ein beliebtes Weihnachtsgeschenk und Sammlerobjekt zu werden. Das hat er wohl, trotz aller Makel, durchaus verdient. Für rund 60 Euro bekommt man eine gute Auswahl an legendären Nintendo-Titeln sowie eine hübsche Kopie des Original-Designs. Viel mehr als einen lustigen Zeitvertreib für zwischendurch, bei dem man in der Vergangenheit schwelgen kann, darf man sich allerdings nicht erwarten. Wie stark der Retro-Effekt greift, werden wir spätestens am 11. November sehen - dann kommt die Classic Mini in den Handel.

Disclaimer: Die Pressereise zur Gamescom wird vom Österreichischen Verband für Unterhaltungssoftware (ÖVUS) bezahlt.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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