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Games

So viel verdienen Scalper mit der PS5 und Xbox Series X

Ein Jahr sind die neuen Konsolen, Sonys PlayStation 5 und Microsofts Xbox Series X nun auf dem Markt – kaufen können sie aber die Wenigsten. Die enorme Nachfrage und der anhaltende Chipmangel sorgen für leere Regale und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Sony schätzt, dass es noch mindestens bis Herbst 2022 dauern wird, bis sich die Lage entspannt hat. 

Sucht man nach den Spielekonsolen, etwa bei Amazon, findet man sie häufig auch. Die Angebote stammen aber nicht von Amazon selbst, sondern von externen Händler*innen. Das ist oft erst auf den zweiten Blick ersichtlich, unter anderem bei der Preisgestaltung: Die Angebote liegen meist weit über dem offiziellen Preis. Für die PS5 verlangt Sony offiziell 499 Euro für die Konsole mit Laufwerk bzw. 399 Euro für die Digital Edition. Bei Amazon, Shöpping.at, eBay oder willhaben findet man aber Konsolen aber für 700 bis 1.000 Euro.

Shopping-Tour mit Bot-Armee

Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass man hier an eine*n Schwarzmarkthändler*in – eine*n sogenannten „Scalper*in“ –  geraten ist. Denn der organisierte An- und Verkauf großer Mengen der beliebten Geräte läuft derzeit aus dem Ruder. Sobald die Produkte bei einem offiziellen Händler verfügbar sind, kaufen Bots das komplette Kontingent auf. Sie schließen automatisch und in sekundenschnelle einen Einkauf in einem Onlineshop abschließen können – schneller als echte Personen überhaupt einen Klick machen. 

So prahlte die Scalper-Gruppe „Carnage“ auf Twitter damit, an einem Tag 2.000 Konsolen gekauft zu haben. Das Ergebnis: Viele ehrliche Käufer*innen gehen leer aus. Strafbar ist der Weiterverkauf derzeit nicht, was den Scalper*innen freie Hand lässt. Und die verdienen gar nicht schlecht. Laut Carnage konnten die Mitglieder der britischen Gruppe mit der Software bereits umgerechnet knapp 12 Millionen Euro Profit machen. „Jordan“, einer der Mitgründer der Scalper-Gruppe „The Lab“ sagte gegenüber Forbes, er habe im Jänner 2020 insgesamt 25 PS5-Konsolen für 450 Britische Pfund (530 Euro) gekauft und für 700 Pfund (821 Euro) wieder weiterverkauft.

104 Millionen Profit

Neben diesen organisierten Netzwerken gibt es zahlreiche Trittbrettfahrer*innen, die schnell Gewinn machen wollen. Der Analyst Michael Driscoll hat die Scalper*innen-Verläufe auf eBay untersucht und kam zum Schluss, dass hier zwischen September 2020 und August 2021 mit Konsolen und Grafikkarten 104 Millionen US-Dollar Profit gemacht wurden.

Trotzdem sind die Preise zumindest zeitweise eingebrochen. Das ermittelte die Verkaufs-Plattform Stockx. Dort zeigte sich, dass nach dem Preishoch von durchschnittlich 1.000 Dollar für eine PlayStation 5 oder Xbox Series X kurz nach dem Verkaufsstart, jetzt im Schnitt „nur“ noch 700 Dollar verlangt werden. Ein Gewinn bleibt den Scalper*innen trotzdem. 

Personalisierte Käufe

Dagegen vorzugehen ist schwierig, wie auch Karl Gladt von der Internet Ombudsstelle der futurezone mitteilt. So sei es die einzige Möglichkeit, gegen das Aufkaufen der Konsolen vorzugehen, die Käufe zu personalisieren und zu beschränken. Das funktioniert im Online-Handel allerdings nur bedingt. Media Markt verschickt die Konsolen etwa nicht, sondern sie müssen persönlich im Geschäft abgeholt werden. Amazon hingegen bleibt verhalten im Vorgehen gegen die Scalper*innen. Auf Anfrage der futurezone teilte eine Amazon-Sprecherin mit: „Amazon duldet missbräuchliche Aktivitäten in keiner Weise. Wir ergreifen bei Bedarf Maßnahmen, um das Einkaufserlebnis für alle unsere Kunden zu schützen.“ 

Es bleibt also das einzige Mittel gegen den Schwarzmarkt, nicht dort zu kaufen und darauf zu warten, dass die Hersteller die Nachfrage bedienen können. Denn solange die Konsolen Mangelware sind, wird der Schwarzmarkt weiter existieren. In Indien hat sich eine Gruppe gegen die Scalper*innen verbündet. Sobald ein Angebot im Netz auftaucht, das über dem offiziellen Preis liegt, meldet die Gruppe den Anbieter. Allerdings hinderte das die Scalper*innen nicht daran, den Preis bei einer Anfrage nachträglich zu erhöhen. Damit bleibt das Projekt gut gemeint, mehr als die Scalper zu nerven konnte es aber nicht ausrichten.

Wenig exklusive Spiele

Obwohl die Nachfrage hoch ist, gibt es bisher nur wenige exklusive Spiele, die tatsächlichen Anreiz bieten, die überteuerten Konsolen vom Schwarzmarkt zu kaufen. Wer also noch keine Konsole hat und unbedingt eine PlayStation, eine Xbox oder eine Nintendo Switch OLED möchte, kann die Vorgängermodelle gebraucht kaufen. Hier stimmt zumindest in den meisten Fällen das Preis-Leistungs-Verhältnis.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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