Steve Jobs

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© John Mabanglo /APA

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Apple: Besser gut kopiert als schlecht erfunden

Apple-Keynote um Apple-Keynote das gleiche Spiel: Der US-Konzern stellt ein neues Produkt vor und schon geht der Katzenjammer los, dass alles nur kopiert sei. Zugegeben, dieses Jahr war es mit dem iPad Pro (Microsoft Surface Pro 3), dem neuen Apple TV (Amazon Fire TV) und den als Innovation gefeierten „Live Photos“ (Nokias Living Images) besonders offensichtlich. Doch wer Apple bereits länger genau verfolgt, weiß, dass das kein Versehen ist, sondern deren Erfolgsgeheimnis.

Deal mit Folgen

Bereits der Erfolg des Macintosh war einer „Kopie“ zu verdanken. 1979 bekam das Apple-Team Zugang zum legendären Forschungszentrum Xerox PARC, das unter anderem so wichtige Technologien wie Ethernet oder den Laserdruck entwickelt hat. Dort wurde Jobs und seinen Mitarbeitern erstmals die Computermaus und ein Betriebssystem mit grafischer Benutzeroberfläche gezeigt. Wenig überraschend fanden sich beide Technologien wenige Jahre später in Apples Macintosh und Lisa.

Doch das ist nur die halbe Geschichte, denn Xerox PARC bekam für den Technologie-Austausch 100.000 Apple-Aktien, heute rund 88,12 Millionen US-Dollar wert. Außerdem wurde nicht blind kopiert, sondern die Technologien massentauglich gemacht. „Die Xerox-Maus kostet 300 Dollar in der Fertigung und ist nach zwei Wochen kaputt“, soll Jobs seinem Hardware-Team das Problem erklärt haben. Die Vorgabe für die Apple-Maus: Sie darf nur 15 Dollar kosten, muss Jahre halten und soll auch auf einer Jeans verwendbar sein. Und es gelang.

Selbst das iPhone und der iPod, Apples wohl wichtigste Produkte der letzten zwei Jahrzehnte, waren nicht „die Ersten“. Es gab bereits vor dem iPod MP3-Player mit Festplatte (1999: HanGo PJB-100) oder Smartphones mit Touchscreen (1994: IBM Simon, oder auch 2006: LG Prada), doch diese Produkte kamen meist zu früh. Apples Talent war es stets, den richtigen Moment für den Durchbruch auf dem Massenmarkt zu finden. Dabei hat auch das beeindruckende Ökosystem geholfen, das sich Apple im Hintergrund geschaffen hat. Seien es Musik, Filme oder Apps, an Apple führt beinahe kein Weg vorbei.

Weniger Rosinen als früher

„Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.“ Als Steve Jobs 1996 Pablo Picasso zitierte, beschrieb er damit perfekt, wie bei Apple gearbeitet werden soll. Nach dem Motto: Lasst die anderen für die Innovationen sorgen, wir picken uns dann die Rosinen heraus und verbessern sie. Ist das verwerflich? Für einen Konkurrenten vielleicht, der Endkonsument sollte davon aber nur profitieren. Doch Apple sollte aufpassen: Wenn sich die Smartphone-Konkurrenz weiterhin dermaßen gegenseitig zerfleischt, gibt es bald niemanden mehr, von dem „gestohlen“ werden kann.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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