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© Getty Images/iStockphoto/Choreograph/IStockphoto.com

Peter Glaser: Zukunftsreich

Ferngehen

Mit dem digitalen Wandel hat sich vieles grundlegend verändert. So fahren immer mehr Menschen nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit und kommen erledigt zurück nach Hause, sondern die Arbeit kommt online zu ihnen und fährt erledigt zurück in die Firmenserver. Aus Arbeit ist Arbyte geworden. Willkommen im Jahr 2030!

Auch beim Reisen ist unsere Vorstellung von Mobilität in Bewegung geraten. Sie hat immer mehr mit der Beweglichkeit von Daten zu tun, und erst in zweiter Linie mit der Beweglichkeit von Dingen. Ähnlich wie bei der Arbeit müssen sich Touristen nun nicht mehr selbst auf den Weg in die Welt machen, denn die Welt kommt heute zu ihnen. Voraussetzung dafür war eine bemerkenswerte Umkehrung der Natur des Internets, die etwa ab 2020 eingesetzt hatte. War das Online-Universum zuvor vor allem ein Fenster gewesen, durch das man in den Datenraum hineinschaute, stülpte es sich nun um und kam mit Macht hinaus ins Leben.

Bonus fürs Mitschauen

Zum Beispiel mit Hilfe von Kamerabrillen – auch wenn die Konstrukteure der ersten Gerätegeneration den Widerstand der ungewollt gefilmten Menschen noch unterschätzt hatten. Bereits die nachfolgenden Modelle waren geschickter eingeführt worden. Die Erlaubnis, die Kamera an der Brille zu aktivieren, konnte nun nicht mehr der Träger, sondern nur eine Mehrheit der im Blickfeld befindlichen Personen erteilten. Verschiedene attraktive Bonussysteme sorgten dabei für ausreichende Anreize zum Mitmachen. Nach einer Anpassungsphase entwickelten sich ab 2025 neue Verhaltensweisen im Umgang mit den vernetzten Kamerabrillen – und neue Geschäftsmodelle.

Reality-Rating

Da man den Blick durch die mobilen Mikrokameras auch mit anderen teilen kann, bildete sich rasch ein Biotop an Mietblick-Modellen. Es begann mit der passiven Reisebegleitung von der heimischen Couch aus. Dazu suchte man sich auf einer Online-Karte eine der zahllosen Personen auf der ganzen Welt aus, die ihre Brille zum „Mietgucken“ freigeschaltet hatten, buchte den gewünschten Zeitraum und konnte sich dann die fernsten Weltgegenden durch fremde Augen ansehen.

Verschiedene Bewertungsverfahren und Reality-Ratingagenturen stellten dabei sicher, dass man keine Filmkonserve, sondern Realtime-Realität zu sehen bekam. Das simple, neue Fernsehen ließ sich in verschiedenen Formen upgraden. Bei Diensten wie „HuckeBlick“ konnte man in den Premium-Versionen – in der Art eines privaten Tourguides – auch Fragen oder Anweisungen an den Brillenträger richten.

Das sogenannte Ferngehen

Diese Art der Welterkundung, das sogenannte Ferngehen, erfreut sich heute großer Beliebtheit. Es hat sowohl das Reisen als auch die Mediennutzung grundlegend verändert – Fernsehen hat eine völlig andere Bedeutung als noch vor wenigen Jahren. Heute sieht sich kaum noch jemand Actionfilme an – stattdessen holt man sich Tipps, wann und wo die nächste Razzia in einer Favela stattfindet, und mietet sich dann in die Brille eines Einsatzbeamten, eines Gangmitglieds oder von beiden ein.

Aber auch den Gang in die reale Welt haben die VR-Kamerabrillen verändert. Die Spieleindustrie bietet seit längerem als Weiterentwicklung der Ego Shooter sogenannte „Ego Walker“ an. Mit ihnen bewegt man sich durch seine reale Umgebung, die aber massiv durch in Echtzeit berechnete eingeblendete Zusatzelemente – Gebäude, Menschen und Maschinen – überlagert ist. So fühlt sich Gmunden fast wie Shanghai an.

Navigations-Trojaner

Begonnen hatte die Entwicklung mit den ersten Real-Werbeblockern: Träger von Bildschirmbrillen konnten sie als App laufen lassen und mit ihrer Hilfe die Werbeflächen längs der Straße mit Bildern eigener Wahl überblenden. Natürlich versuchten auch Finsterlinge, von den Ego-Walkern zu profitieren: Mit Navigations-Trojanern lockten sie Leichtgläubige in Seitengassen und versuchten sie virtuell über den Tisch zu ziehen, indem sie ihnen unzulässige Angebote in Aussicht stellten.

Wer sich darauf einließ und eine Extragebühr bezahlte, fand sich dann oft in einer Online-Polizeiwache oder dem Netztreffpunkt einer frommen Betgesellschaft wieder, wo einem nichts anderes übrig blieb, als ein wenig Interesse für die Vorgänge vor Ort zu heucheln, ehe man sich wieder verabschiedete. Solche heiklen Erfahrungen führten dann auch zu den sogenannten Mietblick-Cliquen, bei denen sich aus Kosten- und Sicherheitsgründen mehrere Schaulustige (bei Teenies Mausclique genannt) einen Blick auf einige der unendlich vielen Sehenswürdigkeiten der Welt teilten.

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Peter Glaser

Peter Glaser, 1957 als Bleistift in Graz geboren, wo die hochwertigen Schriftsteller für den Export hergestellt werden. Lebt als Schreibprogramm in Berlin und begleitet seit 30 Jahren die Entwicklung der digitalen Welt. Ehrenmitglied des Chaos Computer Clubs, Träger des Ingeborg Bachmann-Preises und Blogger. Für die futurezone schreibt er jeden Samstag eine Kolumne.

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