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Netzpolitik

Breitbandausbau: „Österreich hat Sprung nach vorne gemacht“

Viele Menschen haben gerade in Zeiten der Pandemie gemerkt, wie wichtig schnelles Internet ist, um sich im Home Office in Videokonferenzen einklinken zu können, oder die Kinder im Home Schooling mit den Lehrern zu verbinden. Doch schnelles Breitband-Internet ist in Österreich bisher nicht überall einfach zu bekommen, gerade beim Glasfaser-Ausbau liegt das Land in diversen Rankings immer wieder auf dem letzten Platz.

38 Prozent Haushalte gigabit-fähig

Am Montag legte Bundesministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) nach 1,5 Jahren erstmals aktuelle Zahlen zum Breitbandausbau in Österreich vorbei. Demnach seien die Zahlen „äußerst erfreulich“, so die Ministerin. „Wir sind sehr froh, dass es zu eklatanten Verbesserungen gekommen ist.“ So sind die Zahlen der Gigabit-fähigen Haushalte von 14 Prozent auf 38 Prozent gestiegen. Beim neuen Mobilfunkstandard 5G liegt die Versorgung bei 50 Prozent der Haushalte. 99 Prozent der vier Millionen Haushalte in Österreich haben nun einen Zugang zur Grundversorgung mit einer Internet-Verbindung von bis zu 10 Mbit.

Die Zahl der Haushalte, die über zumindest einen 30 Mbit-Anschluss verfügt, liegt bei 81 Prozent. „Bis zum Jahr 2024 rechnen wir damit, dass diese Zahl 91 Prozent betragen wird.“ Anschlüsse, die schneller als 100 Mbit sind, liegen aktuell bei 68 Prozent und sollen bis zum Jahr 2024 bei 77 Prozent liegen. „Österreich hat damit einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht“, erklärt Ministerin Köstinger. Dies sei einerseits den Fördermaßnahmen des Bundes zu verdanken, andererseits den Telekombetreibern, die den Ausbau privatwirtschaftlich vorangetrieben haben.

Auf Breitbandatlas.gv.at findet man alle Informationen.

Transparenter Breitbandatlas

Wer nachsehen möchte, an welchen Orten in Österreich welche Internet-Geschwindigkeiten im Festnetz sowie im Mobilfunk möglich sind, kann dies auf der Karte des „Breitbandatlas“ tun. Diesen gibt es schon seit Jahren. Aber dieser sei nun "noch transparenter und benutzerfreundlicher" geworden, sagte Köstinger. Der Atlas zeigt jetzt nicht nur die Download-, sondern auch die Upload-Geschwindigkeit, zudem kann man nachsehen, welche Projekte gefördert worden sind. Außerdem kann man jetzt gezielt nach seiner eigenen Adresse, oder jener, an der man vor hat, zukünftig zu wohnen, suchen und bekommt halbwegs aktuelle Daten aus dem jeweiligen Raster, bis auf 100 Meter genau. Die Durchschnittswerte, die auf dem Breitbandatlas zu finden sind, stammen aus dem Datenpool der Regulierungsbehörde RTR. Diese Werte werden ab sofort vierteljährlich neu eingepflegt.

Die Durchschnittswerte seien allerdings mit Vorsicht zu beurteilen. "Wenn ein Nutzer keinen 5G-Tarif hat, kann es dann auch keine Ergebnisse anzeigen, die diesen vorsehen. Dabei handelt es sich also nur um ein mittleres Ergebnis von allen durchgeführten RTR-Tests in der jeweiligen Rasterzelle", sagte Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer der Regulierungsbehörde RTR.

Schlechtes Abschneiden in Rankings

Angesprochen auf die Zufriedenheit der Gemeinden mit der Internet-Verbindung sagte Köstinger: „Es kann nur besser werden.“ Im jüngsten OECD-Ranking lag Österreich bei den Glasfaseranschlüsssen  mit 10 Prozent weit unter dem Länder-Schnitt von 37 Prozent. Zum Vergleich: Länder Schweden, Spanien oder Portugal lagen hier bei 70 Prozent. Auch bei einer Erhebung des FTTH Council Europa, landete Österreich EU-weit bei der Nutzung von Glasfaser am letzten Platz unter 34 Ländern - hinter Serbien und Deutschland.

Steinmaurer von der RTR meinte, dass man sich als Land „besonders schlecht“ mache, wenn man auf solche Rankings verweisen würde. Steinmaurer erklärte das Zustandekommen dieser Zahlen folgendermaßen: „Dabei wird nur die Nutzung abgefragt, also wie viele Leute einen gigabitfähigen Glasfaser-Anschluss verwenden. Wenn Menschen der Meinung sind, dass sie nur einen billigen Cube benötigen, mit dem sie ins Internet können, wirkt sich das natürlich in einer schlechten Nutzungszahl bei diversen Studien aus.“ Was er damit meint: In Österreich würden viele Menschen das vorhandene Glasfaser-Angebot nicht nutzen und stattdessen auf billigere Anschlüsse setzen und demnach nur niedrigere Internet-Geschwindigkeiten erhalten.

Zudem habe der zurückhaltende Glasfaserausbau in Österreich eine „historische Komponente“. „Im Jahr 2000 galt die Devise, dass Kabelanschlüsse kein Mensch mehr braucht. Heute wissen wir, dass dies anders ist und daher sind wir in den letzten Jahren hier stark am Aufholen.“

Köstinger ergänzte, dass es immer eine Nachfrage vor Ort geben müsse, um einen Ausbau zu rechtfertigen. „Wenn die Bevölkerung keine gigabitfähigen Anschlüsse braucht, werden sich auch die Rankings nicht verbessern.“ Sie zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass Österreich in den künftigen Rankings bald besser abschneiden wird.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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