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Netzpolitik

Creative Commons: "Die Nicht-kommerzielle Bildnutzung ist eine Grauzone"

Dass in einer riesigen IBM-Datenbank Millionen private Bilder von Flickr aufgetaucht sind, die zum Trainieren von Gesichtserkennungstechnologien verwendet werden, sorgt bei Betroffenen für Empörung. Besonders umstritten ist der Umstand, dass die Nutzer ihre Bilder unter der Creative Commons Lizenz für die nicht-kommerzielle Nutzung hochgeladen hatten. IBM beruft sich auf nicht-kommerzielle Forschungszwecke, was etwa der in der Datenbank mit Fotos aufgetauchte Xamoom-Gründer Georg Holzer in Frage stellt.

"Die nicht-kommerzielle Nutzung ist tatsächlich eine rechtliche Grauzone", erklärt Creative-Commons-Experte Roland Alton-Scheidl auf futurezone-Nachfrage: „Wenn die Grundlagenforschung von IBM zeitnah in ein kommerziell verwertbares Produkt fließt, könnte man von einer Lizenzverletzung ausgehen, die auch vor Gericht klagbar wäre", sagt Alton-Scheidl. Die Auslegung sei allerdings von Land zu Land verschieden.

Auslegung von Land zu Land verschieden

Während die Auslegung in Österreich sehr streng sei, also kein Geld im Spiel sein dürfe, würden US-Gerichte bei derartigen Fällen mehr Spielraum gewähren. "In den USA würde man durch die liberalere Auslegung dem Konzern wohl zugestehen, dass in dem Fall keine unmittelbare Gewinnabsicht vorliegt. Aber ob das tatsächlich zutrifft, müsste letztlich von einem Gericht geklärt werden", erklärt der Lizenzexperte.

Creative Commons ist mit 1,5 Milliarden lizenzierten Werken das meistgenutzte Vertragswerk der Welt. Die von der gleichnamigen Organisation 2002 erstmals publizierten Lizenzverträge sollen Urhebern ein einfaches Werkzeug bereitstellen, mit denen die Nutzung und Verwertung von Werken wie Bildern, Musikstücken, Videos, aber auch Texten eingeräumt, aber auch klar eingegrenzt werden kann. Die internationale Version 4.0, die 2013 erstmals veröffentlicht wurde, ist seit Anfang 2017 auch in deutscher Sprache verfügbar.

Standardisierung wichtiger als Individualisierung

"Ziel der Creative-Commons-Gründer war immer, dass wir möglichst wenig über Urheberrecht streiten. Natürlich wurden und werden auch die Graubereiche - etwa zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung - ausführlich diskutiert. Gleichzeitig war die Standardisierung aber immer wichtiger als die Individualisierung. Nutzer auf der ganzen Welt sollen wissen, woran sie sind, wenn sie ein Werk bereitstellen oder verwenden wollen", sagt Alton-Scheidl zur futurezone.

Während die Creative-Commons-Lizenzen nicht zuletzt aufgrund der milliardenfachen Verwendung von Gerichten weltweit ernst genommen werden, sei das Bewusstsein vieler Menschen für die Möglichkeiten von Creative Commons nicht ausgeprägt genug - gerade in Ländern wie Deutschland oder Österreich. Eine Übersicht über die diversen Lizenzmöglichkeiten findet sich auf der Creative-Commons-Webseite.

"Wenn Fotografen einige ihrer Werke auf Plattformen wie Flickr oder Wikipedia zur Verfügung stellen, kann das eine tolle Werbung sein, um sich bekannter zu machen. Denn die Urheberschaft muss natürlich ausgewiesen werden", erklärt Alton-Scheidl.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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