Geheimniskrämerei um Wahlwerbung auf Facebook
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Mehr als 3,7 Millionen Österreicher sind mittlerweile auf Facebook vertreten. Doch die US-Plattform wurde lange Zeit im heimischen Wahlkampf vernachlässigt. Ein Umstand, der sich aber spätestens seit dem intensiven Bundespräsidentschaftswahlkampf im Vorjahr geändert hat. Seit einigen Monaten liefern sich SPÖ, ÖVP und FPÖ ein Kopf-an-Kopf-Rennen auf Facebook und investieren dafür kräftig in ihren Social-Media-Auftritt.
Die Grünen geben sich ebenfalls zurückhaltend, gegenüber der APA bezeichneten sie ihr Digital-Budget als „ausreichend“. Die FPÖ investiert nach eigener Angabe 15 Prozent ihres Budgets in den Social-Media-Wahlkampf. Details, beispielsweise wie viel davon für welche Plattform ausgegeben wird, verrät man jedoch nicht. Lediglich die NEOS geben sich transparent. 90.000 Euro wurden für den Social-Media-Wahlkampf budgetiert, 55.000 Euro davon fließen in Facebook-Werbeanzeigen.
Jagd auf Dark Ads
Die Geheimniskrämerei der Parteien, die dafür meist „strategische Gründe“ nennen, ist kein Zufall, wie Pick erklärt: „Facebook-Ads sind anders als Plakate. Während jeder Plakate sehen kann, ist Facebook-Werbung nur für die von den Parteien ausgewählten Personen sichtbar. Da wollen die Parteien eher Geheimhaltung wahren.“
Während TV-Spots, Print-Inserate oder Plakate öffentlich sind, kann Online-Werbung auf Plattformen wie Facebook oder YouTube gezielt nur bestimmten Zielgruppen angezeigt werden. Diese sogenannten „Dark Ads“ sorgten insbesondere im Wahlkampf in den USA und Großbritannien für Aufsehen. Die Marketingfirma Cambridge Analytica behauptete beispielsweise, durch gezielte Datenanalyse und „Dark Ads“ der Brexit-Kampagne und Donald Trump zum Sieg verholfen zu haben.
Facebook in der Kritik
Das sogenannte Mikrotargeting, bei dem die Zielgruppe einer Werbung auf Basis von demografischen Daten, Hobbys oder Vorlieben gezielt ausgewählt werden kann, gehört mittlerweile zum Online-Alltag. Facebook kam hier zuletzt unter Druck, weil man unter anderem ermöglichte, gezielt Werbung an Antisemiten auszuspielen. Zudem soll der US-Konzern die direkte Ansprache von Jugendlichen, die sich „wertlos“, „unsicher“ oder „gestresst“ fühlen, ermöglicht haben. Mithilfe von Mikrotargeting können zudem auch Nutzer nach Ethnie ausgeschlossen werden – dieses Vorgehen ist eigentlich in den USA illegal.
Pick warnt auch davor, dem Social-Media-Wahlkampf zu viel Bedeutung zukommen zu lassen. Denn auch beim knapp 150-köpfigen Digital-Team von Hillary Clinton waren lediglich rund zehn Mitarbeiter mit Social-Media-Plattformen beschäftigt. Selbst für gezielte E-Mail-Kampagnen wurden mehr Mitarbeiter eingesetzt.
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