Warum Frauen in den USA ihre Menstruations-Apps löschen
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In den USA löschen derzeit Millionen von Frauen Berichten zufolge ihre Menstruations-Apps und alle dazugehörigen Daten. Diese zeigen nämlich nicht nur an, wann die letzte Periode war, sondern sie prognostizieren auch den Beginn der nächsten Periode – und deren Ausbleiben (welche intimen Daten noch gesammelt werden, lest ihr hier). Diese Daten werden von den App-Betreiber*innen gesammelt und viele Frauen fürchten jetzt, dass sie künftig gegen sie verwendet werden könnten und zwar dann, wenn sie ungewollt schwanger geworden sind und abtreiben wollen.
In den USA könnte es in mehreren US-Bundesstaaten nämlich bald zu einem Abtreibungsverbot kommen. Zumindest deutet ein Anfang Mai veröffentlichter Bericht von Politico darauf hin. Demnach ist geplant, dass das Oberste US-Gericht das bisher liberale Abtreibungsrecht kippen könnte. Dies würde dazu führen, dass zahlreiche konservative Staaten Abtreibungen gänzlich verbieten könnten.
"Lösch deine Daten. Jetzt."
„Wenn du einen Online-Perioden-Tracker verwendest, oder deinen Menstruationszyklus mit deinem Smartphone aufzeichnest, hör sofort damit auf und lösch deine Daten“, empfiehlt etwa die Aktivistin und Anwältin Elisabetz McLaughlin auf Twitter. „Jetzt.“ Auch die Cybersecurity-Expertin Eva Galperin sagt, dass die Daten dazu verwendet werden könnten, jemanden juristisch zu verfolgen, wenn man sich etwa für eine Abtreibung entscheidet.
Doch ist da wirklich etwas dran? Die Kurzfassung auf die Frage ist: Ja, die Daten aus Menstruations-Apps können gegen Nutzerinnen verwendet werden, wenn sie gegen ein Gesetz verstoßen – und etwa in einem US-Bundesstaat abtreiben, in dem es künftig verboten ist. Es wird allerdings stark davon abhängen, wo in den USA die Nutzerinnen leben und welchen App-Anbieter sie gewählt haben. App-Anbieter müssen die Daten etwa nach einer gerichtlichen Aufforderung in der Regel herausrücken.
Verschlüsselte Daten sind besser
Die Privatsphäre-Expertin Lucia Savage von Omada Health gibt wertvolle Tipps und erklärt, worauf Userinnen bei den Apps, die sie verwenden, achten sollten: „Werden die Daten verschlüsselt? Was ist das Geschäftsmodell der App, die ihr verwendet? Sollte man keine gültigen Datenschutzbestimmungen und Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) finden, dann verwendet diese Apps nicht!“
Die Verschlüsselung der Daten hat sich etwa in der Vergangenheit bereits einmal „ausgezahlt“. Im Jahr 2015 gab Apple die verschlüsselten Daten nach einer Massenschießerei auch auf gerichtliche Anordnung nicht her. Allerdings wurde das betroffene iPhone später auf Anordnung des FBIs von einer externen Firma gehackt.
Doch zurück zu den Menstruations-Daten: Die meisten Apps sind werbebasiert und Daten der Nutzerinnen werden gesammelt. In den AGB der meisten Perioden-App-Entwickler*innen steht drin, dass die Daten an Datenhändler*innen für Werbezwecke und Forschung weitergeben werden dürfen. Daten über die Menstruation sind in den USA außerdem keine offiziellen Gesundheitsdaten und daher auch nicht besonders geschützt.
Viele Forscher*innen bemängeln seit Jahren den laxen Schutz der Privatsphäre bei Menstruations-Apps. Es ist völlig unklar und intransparent, wo die Daten am Ende landen und an wen Datenhändler*innen diese zu welchen Zwecken weiterverkaufen. Nicht einmal die strengeren EU-Gesetze haben dabei geholfen, diese intransparente Datensammelpraxis zu beenden.
Recht auf Löschung - in den AGB
Daten von Schwangeren sind außerdem viel wertvoller, weil man dieser Zielgruppe viel mehr und gezielter Produkte verkaufen kann. Im Jahr 2019 wurde etwa die Firma Ovial Health dafür kritisiert, dass sie Daten aus Perioden-Apps mit Arbeitgeber*innen geteilt hatte, die die Daten über ihre Mitarbeiterinnen kaufen konnte, um ihnen „Gesundheitsbenefits“ anbieten zu können.
Weil es in Europa mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) aber zumindest strengere Gesetze gibt, bieten die meisten Perioden-App-Hersteller*innen die Möglichkeit an, die Daten online zu löschen – und zwar nicht nur in der EU, sondern auch in den USA.
Viele der App-Anbieter*innen haben das deshalb in ihre AGB reingeschrieben. Laut einem Bericht von Truthout sei das dann auch in den USA rechtsgültig und die Anbieter*innen müssen die Löschung auch durchführen. Wenn User*innen nun also aus Angst, dass ihre Daten später gegen sie verwendet werden könnten, löschen, ist dies meistens möglich. Allerdings empfehlen die Expert*innen zu recht, das sofort zu tun. Denn die Erfahrung gezeigt: AGB lassen sich auch bei Bedarf ändern.
Alternativen
Es gibt auch einige App-Anbieter*innen, die nicht auf werbebasierte Modelle setzen. Dazu zählt etwa die Open-Source-Alternative Drip aus Berlin. Anders geregelt hat das die App Cycles aus Schweden, die auf ein werbefreies Abo-Modell setzt. Im Gegenzug dazu verspricht die Firma ihren Nutzer*innen, dass die Daten nicht verkauft werden. Elisabeth Wyden sagt: „Es ist eine unheilvolle Aussicht für Frauen, dass ihre persönlichen Daten als Waffe gegen sie verwendet werden können.“
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