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Netzpolitik

NSA-nahe Firma Palantir in Facebook-Datenskandal verstrickt

Zwischen den Protagonisten des Facebook-Datenskandals und dem geheimnisumwitterten US-Datenanalyse-Unternehmen Palantir soll eine Verbindung bestehen. Dies geht aus den Aussagen eines Whistleblowers und aus E-Mails hervor, die die New York Times ergattert hat. Bei dem Whistleblower handelt es sich um Christopher Wylie (siehe Bild oben), einen ehemaligen Angestellten von Cambridge Analytica. Das britische Unternehmen hat persönliche Daten von 50 Millionen US-Amerikanern analysiert, um damit den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 zugunsten von Donald Trump zu beeinflussen. Die Daten stammten von Facebook und datieren aus dem Jahr 2014. Das soziale Netzwerk wird derzeit scharf für seine mangelhaften Schutzmechanismen gegen diese Art von Datenmissbrauch kritisiert.

Palantir-Mitarbeiter

Wylie gab während einer Anhörung vor dem britischen Parlament an, dass ein Mitarbeiter von Palantir namens Alfredas Chmieliauskas bereits 2013 in Kontakt mit Cambridge Analytica getreten war. Chmieliauskas hatte angeblich die Idee, Erkenntnisse des Forschers Michal Kosinski dafür einzusetzen, um politische Meinungen von Personen aus persönlichen Daten abzuleiten. Kosinski hatte ein Verfahren dafür am Psychometriezentrum der Universität Cambridge entwickelt, berichtet TechCrunch. In einer E-Mail beschrieb Chmieliauskas die Idee, das Verfahren von Kosinski als App umzusetzen, um Facebook-Daten zu sammeln und zu analysieren.

Kogan beschafft Daten

Um an die Facebook-Daten zu gelangen, arbeitete Cambridge Analytica mit einem anderen Forscher der Universität Cambridge, Aleksandr Kogan, zusammen. Wie bereits im Zuge der Aufdeckung des Datenskandals vor ein paar Tagen bekannt wurde, hatte Kogan eine App entwickelt, bei der Facebook-Nutzer einen Persönlichkeitstest absolvieren konnten. Die App war die Abwandlung einer ähnlichen Mobil-Anwendung, die Kosinski bereits kreiert hatte. Weil Facebooks Richtlinien von 2014 dies erlaubten, gelangte Kogan nicht nur an die Daten der Nutzer seiner App, sondern auch an die Daten ihrer Facebook-Freunde. Während lediglich 270.000 Personen den Persönlichkeitstest absolvierten, wuchs die gesammelte Menge an Facebook-Profilen so auf 50 Millionen an.

Distanzierung

Dass in den Entstehungsprozess des Datenskandals involviert war, wusste man bisher nicht. Angesprochen auf den Vorwurf reagierte Palantir zunächst mit scharfer Ablehnung: Es habe niemals eine Zusammenarbeit mit Cambridge Analytica gegeben. Wenig später teilte das Unternehmen jedoch folgendes mit: "Wir haben erfahren, dass ein Mitarbeiter in den Jahren 2013 und 2014 ausschließlich auf privater Ebene mit Personen bei Cambridge Analytica zu tun hatte. Wir untersuchen dies und werden geeignete Maßnahmen ergreifen." Alfredas Chmieliauskas arbeitet bis heute bei Palantir, berichtet CNN.

Thiel als Bindeglied

Interessant ist die Verbindung zwischen Cambridge Analytica, Palantir und Facebook nicht nur aufgrund des Umstandes, dass Palantir eine große Nähe zum US-Geheimdienst und US-Militär nachgesagt wird. Palantir wurde 2004 von Peter Thiel gegründet, der auch als einer der ersten Investoren von Facebook gilt. Bis heute sitzt der Risikokapitalgeber im Aufsichtsrat des Social Network. 2016 trat Thiel außerdem als prominenter Unterstützer von Donald Trump auf. Cambridge Analytica wiederum wurde 2013 als Tochter des Politikberatungsunternehmens SCL Group gegründet. Die Finanzierung wurde zum Großteil von Robert Mercer übernommen, einem US-Hedgefond-Manager und Milliardär, der auch Trumps größter Unterstützer im Wahlkampf 2016 war.

Noch mehr Daten

Den Vorwurf, gemeinsam mit dem Palantir-Mitarbieter Alfredas Chmieliauskas an einer Analysemethode für die ergatterten Facebook-Daten gearbeitet zu haben, bezeichnet Cambridge Analytica in einer Stellungnahme als "Falschinformation". Whistleblower Christopher äußere nur Spekulationen, meint das Unternehmen. Unterdessen treten immer neue Details zum Umfang der Datensammelaktivitäten von Cambridge Analytica zutage. Beim 50-Millionen-Profile-Datenschatz scheint es nicht geblieben zu sein.

Der britische Fernsehsender Channel 4 ist etwa an ein weiteres Datenpaket gelangt, das aus dem Speicher von Cambridge Analytica stammen soll. Es umfasst die Daten von 136.000 Einwohnern von Colorado. Der US-Bundesstaat galt bei der US-Wahl 2016 als "Swing State". Donald Trump konnte hier also darauf hoffen, durch Stimmungsmache eine dünne Mehrheit zu erlangen, die nach den Regeln des US-Wahlsystems entscheidend für seinen Gesamtsieg sein konnte. Sollte Cambridge Analytica diese Daten analysiert und entsprechende, stark personalisierte Werbung verbreitet haben, hat es sich - jedenfalls in Colorado - nicht ausgezahlt. Die Mehrheit der Stimmen in Colorado ging an Hillary Clinton.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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