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Netzpolitik

Sitz von Cambridge Analytica in London durchsucht

Im Facebook-Datenskandal sind die Londoner Büros der Firma Cambridge Analytica durchsucht worden. 18 Mitarbeiter der britischen Datenschutzbehörde ICO begannen am Freitagabend ab 21.00 Uhr mit der Durchsuchung der Büros im Zentrum von London, wie britische Medien berichteten. Eine knappe Stunde zuvor hatte ein Richter am Londoner High Court einen Durchsuchungsbeschluss ausgestellt.

Die ICO begrüßte im Kurzbotschaftendienst Twitter die Entscheidung von Richter Anthony James Leonard. "Dies ist nur ein Teil einer größeren Untersuchung über die Nutzung persönlicher Daten und Analysen für politische Zwecke", fügte die Behörde in einer Mitteilung hinzu. Es müssten Beweise gesammelt und ausgewertet werden

Antrag

Die Leiterin der Datenschutzbehörde, Elizabeth Denham, hatte den Durchsuchungsbeschluss beantragt, um an die Daten auf den Servern der Analysefirma zu gelangen. Nach eigenen Angaben hatte die ICO Cambridge Analytica bereits am 7. März aufgefordert, Zugang zu den Daten zu gewähren. Die Firma habe jedoch nicht "in der festgesetzten Frist" geantwortet, weshalb die Behörde den Durchsuchungsbeschluss beantragt habe. Die Begründung des Richters soll nach Angaben des Gerichts am Dienstag veröffentlicht werden.

Cambridge Analytica steht im Zentrum des Skandals um den mutmaßlichen Datenmissbrauch bei Facebook. Das Analyseunternehmen, das auch Büros in Washington und New York hat, soll die Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern illegal für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgewertet und eingesetzt haben.

Die Affäre hat international zu scharfer Kritik an Facebook geführt. Facebook-Chef Mark Zuckerberg entschuldigte sich am Mittwoch und räumte "Fehler" ein. Am Donnerstag befasste sich auch der EU-Gipfel mit dem Thema und forderte von Internetunternehmen, mehr für den Schutz der Privatsphäre ihrer Nutzer zu tun.

Auch Facebook ist im Zusammenhang mit dem Datenskandal ins Visier der Behörden geraten. Ranghohe US-Politiker forderten Zuckerberg am Freitag formell auf, sich vor einem Ausschuss in Washington kritischen Fragen zu stellen. Die Anhörung wird es aber wohl nicht vor dem Ende der Osterpause des Kongresses in rund zwei Wochen geben.

Der Geschäftsführer von Cambridge Analytica, Alexander Nix, war nach den Enthüllungen suspendiert worden. Heimlich gedrehte Aufnahmen des britischen Senders Channel 4 hatten gezeigt, wie er unter anderem damit prahlte, den Trump-Wahlkampf beeinflusst zu haben. Die Firma bestreitet vehement, bei Facebook gesammelte Daten für die Trump-Kampagne verwendet oder für andere politische Zwecke missbraucht zu haben.

Interne Untersuchung

Am Freitag kündigte Cambridge Analytica an, selbst eine Untersuchung in Auftrag gegeben zu haben, um sicherzugehen, dass die missbräuchlich beschafften Daten nicht mehr im Besitz der Firma sind.

Firmenchef Alexander Taylor entschuldigte sich in einer Erklärung für die Verwicklung von Cambridge Analytica in den Datenskandal. Die Firma habe die Daten von einem Forschungsunternehmen bekommen, das von den meisten Auskunftsgebenden "nicht die Zustimmung bekommen hatte". Cambridge Analytica habe "geglaubt, dass die Daten in Übereinstimmung mit den Nutzungsbedingungen von Facebook und den Datenschutzbestimmungen beschafft wurden".

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