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Netzpolitik

Verkehrsauskunft öffnet Öffi-Daten für alle, aber mit Limitierung

Auf der Verkehrsauskunft Österreich (VAO) laufen sämtlichen Abfahrts- und Routendaten aller Verkehrsbetriebe im Land zusammen. Die Daten beinhalten alle Öffi-, Auto- und Fahrradrouten in ganz Österreich sowie Abfahrtstafeln aller Stationen in Österreich in Echtzeit, alle Störungsanzeigen bei den Öffis und, soweit von der Asfinag gesammelt, auch die aktuellen Störungen im Auto-Verkehr.

Damit können sich Menschen in Echtzeit Wege von A nach B ausrechnen lassen. Wer eine Strecke mit dem Rad fährt, um dann mit den Öffis weiterzufahren, kann sich das mit diesen Daten auch entsprechend anzeigen lassen.

Ab 1. April gibt es nun mit dem Paket „Start“ ein neues VAO-Produkt. Die Schnittstelle zu den Daten wird damit „limitiert kostenlos“, wie die VAO am Donnerstag bekannt gab. „Das Angebot macht aggregierte, hochqualitative und multimodale Mobilitätsinformation erstmals kostenfrei verfügbar“, so der Anbieter. Man möchte damit ermöglichen, dass „neue digitale Wege“ gefunden, werden, über die sich „Mobilitätsverhalten nachhaltig prägen und verändern“ lässt. Denn nur wer auf diese Daten zugreifen kann, kann wirklich rausfinden, ob er mit einem Verkehrsmix wie Rad und städteübergreifenden Öffis schneller ist als mit dem Auto.

Limits machen professionelle Nutzung unmöglich

„Eigentlich eine super Sache und eine großartige Idee“, meint der Wiener App-Entwickler Patrick Wolowicz gegenüber futurezone.at. Aber: „Ich würde für meine Apps die VAO weiterhin nicht verwenden“, erklärt der Entwickler, der viel mit offenen Daten arbeitet. Grund dafür ist das Limit von 100 Abfragen pro Tag, die eine kommerzielle Nutzung der Schnittstelle unmöglich machen, wie die Initiative offene-oeffis.at in einem Blogeintrag zusammenfasst. „Die App wäre dann etwa für 25 Nutzer*innen pro Tag, danach wäre das Paket gesprengt. Das rentiert sich nicht“, so Wolowicz.

Man muss davon ausgehen, dass eine Kund*in mehrere Anfragen pro Tag tätigt, schließlich will man wo hin- und zurückkommen und auch noch die Abfahrtstafeln checken. Die Schnittstelle von Google Transport würde etwa 1.333 kostenlose Anfragen pro Tag ermöglichen. Danach ist die Gebühr für Entwickler*innen für Abfragen wesentlich billiger als bei der VAO.

Für App-Entwickler*innen wie Wolowicz rentiert sich das daher nicht. „Ich müsste die Kosten an die User*innen weitergeben, gleichzeitig ist in diesem Markt die Marge extrem knapp. Man konkurriert ja mit den kostenlosen Produkten der einzelnen Verkehrsverbünde selbst“, so der Entwickler.

Nicht nur die Limits sind das Problem

VAO müsste also das kostenlose Kontingent „erheblich erhöhen und Anfragen darüberhinaus zu einem transparenten, marktüblichen Preis anbieten“, damit die Schnittstelle von Entwickler*innen und Start-ups genutzt werden könnte, um österreichweite App-Angebote für Nutzer*innen anbieten zu können.

Das sieht auch der Entwickler des Wiener Seestadt.bot so. Auf Twitter schreibt dieser, dass es sich mit 100 Abfragen pro Tag derzeit gerade noch ausgehen würde, sein kleines Projekt zu betreiben, es aber ein zu hohes Risiko sei, wenn das Produkt wachsen würde. „Unter 1.000 Abfragen pro Tag“ sei das Angebot daher auch für ihn „nutzlos“.

Auch die Initiative offene-oeffis.at ist nicht zufrieden. „Wir freuen uns und begrüßen diesen Schritt ausdrücklich und wollen hervorheben, was daran wichtig und gut ist, gleichzeitig aber auch darauf hinweisen, wieso dieser erste Schritt noch nicht weit genug geht um von einem erfolgreichen Start zu sprechen – und warum wir zwar die Öffnung begrüßen, dies aber kein Open Data oder Open Service ist“, heißt es.

Open Services mit unlimitierten Abfragen

Open Services, wie die Verkehrsauskunft in der Schweiz, bei den Wiener Linien, TFL in London oder der Linz AG, sind kostenlos, egal wie viele Fair-Use-Abfragen man damit macht. Das VAO sei daher aus Sicht der Initiative eher mit kommerziellen Produkten wie dem von Google zu vergleichen, heißt es weiter.

Robert Harm, Vorstand von open3.at, fordert daher, dass Klimaministerin Leonore Gewessler weiter darauf hinwirken müsse, dass sich die VAO in Richtung Open Service entwickle. „Die ökologische Wende und die digitale Transformation bedingen einander“, so Harm. Kleine Entwickler*innen hätten daher weiterhin nicht dieselben Chancen am Markt, gute Angebote zu schaffen. Wer davon profitieren würde, wären aber am Ende die Nutzer*innen: Denn diese könnten dann ihre Lieblings-App auswählen, mit der sie ihre Fahrten in Echtzeit abfragen könnten.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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