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Netzpolitik

ÖVP-Hack: Spur führt zu Wiener Comic-Verein

Der mutmaßliche Hackerangriff auf die ÖVP-Parteizentrale ist offenbar von einem Server in Wien gestartet worden. Wie die Tageszeitung „Österreich“ (Dienstag-Ausgabe) berichtet, führten die Ermittlungen zu einem Verein von Comic-Fans in Favoriten. Jedoch dürften diese selbst Opfer der Hacker gewesen sein.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte gegenüber der APA lediglich, dass es eine „freiwillige Nachschau“ in den Räumlichkeiten des Vereins gegeben hatte. Die Ermittlungen seien im Laufen. So wie sich die Situation darstellt, dürfte der Server des Vereins ebenfalls gehackt worden sein. Offenbar wurde er als Angriffsplattform gegen den ÖVP-Server verwendet. Laut „Österreich“ stießen die Cyber-Spezialisten auf mehrere verdächtige IP-Adressen, die zu den tatsächlichen Tätern führen könnten.

1,3 Terabyte an Daten gestohlen

Die Cyberattacke auf die ÖVP hatte Anfang September mitten im Nationalratswahlkampf für mediales Aufsehen gesorgt. Die Volkspartei beklagte die Entwendung von 1,3 Terabyte an Daten. Zumindest ein Teil davon wurde auf einem Server in Frankreich entdeckt. Da es geheißen hatte, dass diese per Ende September vom Betreiber gelöscht werden sollen, ersuchten die hiesigen Ermittler per Europäischer Ermittlungsanordnung die französischen Kollegen um Unterstützung.

Ein Bericht darüber, ob die Daten noch rechtzeitig gesichert werden konnten, lag am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft nicht vor. Auch das Bundeskriminalamt sagte gegenüber der APA, dass man mit Hochdruck an den Ermittlungen arbeite, diesbezüglich aber auf eine Rückmeldung der französischen Behörden warte.

Verbindung zu Frankreich

Konkret führte die erste Spur führte zu einem französischen Server, ein Rechtshilfeersuchen musste gestellt werden. Auf dem Server wurden 463 GB an Daten in komprimierten Dateien abgelegt. Diese Zahl wurde seitens des Bundeskriminalamts gegenüber der futurezone bestätigt. Die Daten auf dem Server wurden eingefroren, heißt es weiter. Sie können also nicht mehr von Angreifern verwendet werden.

Laut dem Justizminister Jabloner hängen Hacker-Affäre und E-Mail-Affäre jedoch definitiv nicht zusammen. ÖVP-Chef Sebastian Kurz hatte Mitte Juni in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz beklagt, dass gefälschte E-Mails in Umlauf seien. Diese würden sowohl ihn selbst als auch den Chef der Wiener Volkspartei, Gernot Blümel, in Zusammenhang mit der Entstehung des „Ibiza-Videos“ bringen. Später wurde jedoch bekannt, dass die Mailausdrucke gefälscht und das Werk eines mutmaßlichen Betrügers gewesen sein dürften.

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