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Netzpolitik

Wie Russland immer noch an US-Chips für seine Waffensysteme kommt

Trotz Sanktionierungen finden in den USA hergestellte Chips im Wert von Hunderten Millionen Dollar ihren Weg nach Russland. Das geht aus einem Bericht von Nikkei Asia hervor. Außer für humanitäre Zwecke und andere spezifische Ausnahmen hatte Washington den Export von US-amerikanischen Chips nach Russland seit Kriegsbeginn eigentlich verboten. Laut dem Bericht habe Russland die Chips dennoch über Umwege erhalten.

Sie sind wesentliche Komponenten von elektronischen Steuergeräten in Panzern, Drohnen und Militärflugzeugen und werden auch zur Steuerung von Raketen und Verteidigungssystemen verwendet. Generell nehmen US-Hersteller einen großen Anteil am Markt für solche Hochleistungsprozessoren ein.

740 Millionen Dollar

Ein großer Teil komme über kleinere Händler aus Hongkong und dem chinesischen Festland nach Russland, wie russische Zolldaten zwischen dem 24. Februar und dem 31. Dezember 2022 zeigen. Diese hat Nikkei vom indischen Forschungsunternehmen Export Genius erhalten.

Die Daten zeigen 3.292 Transaktionen im Wert von jeweils mindestens 100.000 Dollar. 70 Prozent davon betreffen US-Chiphersteller wie Intel, Advanced Micro Devices (AMD) oder Texas Instruments. Der Gesamtwert dieser Transaktionen betrage mindestens 740 Millionen Dollar.

1.774 dieser Einheiten im Wert von 570 Millionen Dollar wurden von Hongkong oder dem chinesischen Festland aus nach Russland verschifft. Viele dieser Transportunternehmen waren kleine oder mittelständische Firmen – manche davon wurden erst nach der Ukraine-Invasion gegründet.

Die Zolldaten für den gleichen Zeitraum im Jahr 2021 zeigten nur 230 hochwertige Exporte von US-Chips aus Hongkong und China nach Russland. Der Wert hatte nur 51 Millionen Dollar betragen.

Kleinere Händler schwierig zu überwachen

Auf Anfrage von Nikkei habe Intel verkündet, alle Lieferungen an Kund*innen in Russland und Belarus ausgesetzt zu haben. „Intel unterstützt oder toleriert nicht, dass unsere Produkte zur Menschenrechtsverletzung genutzt werden“, heißt es.

Auch andere US-Hersteller wie Texas Instruments, AMD oder ON Seminconductor haben bestätigt, keine Chips an Russland oder andere sanktionierte Ländern zu verkaufen. Es gibt jedoch eine Vielzahl kleinere Händler wie Agu Information Technology oder Dexp International aus Hongkong, die schwierig zu überwachen sind.

Letzterer etwa soll von Oktober bis November 2022 Intel- und AMD-Prozessoren für insgesamt 2,5 Millionen Dollar an den russischen Großhändler Atlas verkauft haben. Expert*innen zufolge seien Zollkontrollen oftmals lasch, zudem düfrte Russland mehrere Schlupflöcher nutzen, um die Chips zu erhalten.

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