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Netzpolitik

US-Firma rüstete Russland mit Technik aus, die Bürger überwacht

2 russische Provider beobachteten mit Technik der kanadisch-amerikanischen IT-Firma "Sandvine" jahrelang den Datenverkehr in russischer Bürger*innen. Das geht aus einem vor Kurzem veröffentlichten Bericht von Bloomberg (Paywall) hervor.

Dem Online-Magazin liegen firmeninterne Dokumente vor, denen zufolge Sandvine russische Telekommunikationsunternehmen mit der Technik für "Deep Packet Inspection" (kurz DPI) ausgestattet habe. DPI ist eine Technologie der Netzwerkanalyse. Im Gegensatz zu anderen Analysewerkzeugen, die in der Regel in Virenscannern oder Firewalls eingesetzt werden, analysiert sie mehr als nur die Metadaten eines Datenpakets.

DPI steht in der Kritik, in die Grundrechte der Nutzer*innen einzugreifen, da sie unter anderem für gezielte Zensuren eingesetzt werden kann. Russland setzt seit mehreren Jahren Schritte, um die Zensur im Internet voranzutreiben.

Zensur und Lokalisierung

Laut Bloomberg warb das US-Unternehmen auf einer Messe in Moskau im Jahr 2018 bei russischen Telekommunikationsanbietern für DPI. Sie erklärten den Interessenten, dass damit der Zugriff auf bestimmten Webseiten verlangsamt oder gar gesperrt werden könne. Auch das Ermitteln von Aufenthaltsorten einzelner Personen sei durch DPI möglich.

Wenig später schloss Sandvine einen Vertrag mit den russischen Anbietern "Tele2 Russia", das von der russischen Regierung kontrolliert wird, sowie "Megafon", dem zweitgrößten Mobilfunker des Landes.

Angestellter äußerte Bedenken

 

Der Angriffskrieg Russland habe Sandvines Standpunkt verändert, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens gegenüber Bloomberg. Seither hätte man alle Verkäufe nach Russland gestoppt.

Sandvine habe zudem nie zugestimmt, Zensurtechnik für Russland bereitzustellen. Die Produkte des Unternehmens seien nur für andere Zwecke verwendet worden, alles andere hätte man als Missbrauch erachtet. Firmenintern meldeten Angestellte aber bereits in der Vergangenheit Bedenken an. Der technische Leiter von Sandvine, Alexander Haväng, soll gegenüber dem Ethikausschuss der Firma angemerkt haben, dass man den Einsatz der Technik für Zugriffsblockaden nicht verhindern könne.

Unternehmen erntet Kritik

Das Unternehmen erntet nun harte Kritik. Die Menschenrechtsorganisation Access Now appellierte an Sandvine, es solle "unverzüglich alle Technologien aus Russland zurückzuziehen, die für Zensur und Überwachung eingesetzt werden könnten.“

Sie forderten auch die US-Regierung auf, Unternehmen wie Sandvine für ihr Mitwirken bei Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen.

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