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Netzpolitik

Zuckerberg: „Auch meine Daten gingen an Cambridge Analytica“

In der zweiten Anhörung an darauffolgenden Tagen stellte sich Mark Zuckerberg am Mittwoch den Fragen des US-Kongress. Neben ähnlichen Aussagen wie am Vortag und ausweichenden Antworten gab Zuckerberg auf eine Frage eines Abgeordneten aber zumindest zu, dass auch seine Informationen an das umstrittene Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica gegangen seien. Insgesamt waren mehr als 85 Millionen Nutzer weltweit davon betroffen.

Wie berichtet, können User auf einer eigens eingerichteten Hilfe-Seite seit wenigen Tagen selbst überprüfen, ob das britische Datenanalyse-Unternehmen Cambridge , das im Zentrum des Datenskandals steht, auch ihre persönlichen Angaben oder die von Freunden bei Facebook abgesaugt hat. Wenn Freunde betroffen sind, heißt das nämlich automatisch, dass auch von einem selbst zumindest Daten aus dem öffentlichen Profil abgefragt worden sein könnten.

 

Was Zuckerberg noch dazu gesagt hat

Bei dem aktuellen Datenskandal hatte der Entwickler einer Umfrage-App vor mehr als vier Jahren Informationen von Facebook-Nutzern unrechtmäßig an die Firma Cambridge weitergereicht, die später unter anderem für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump arbeitete. Der Daten-Zugriff für App-Entwickler ließ diesen breiten Einzug von Informationen von 2007 bis 2014 zu.

Zum Cambridge-Analytics-Datenskandal betonte Zuckerberg einmal mehr, dass Facebook Nutzer künftig vor derartigen Aktionen von App-Drittanbietern besser schützen möchte, in dem die Entwickler genauer überprüft werden. „ Cambridge Analytica hat die Informationen gekauft. Als wir sie kontaktiert hatten, sagten sie, dass sie die Daten gelöscht hatten. Das war nicht wahr. Jetzt gibt es einen öffentlichen Audit. Wir werden App-Entwickler künftig von der Plattform verbannen, wenn die Daten der Nutzer überschießend genutzt werden.“

Fragen zum User-Tracking

Während der 33-jährige Facebook-Gründer zum Auftakt seine Stellungnahme vom Vortag wortgleich wiederholte, brachte er dann doch noch ein paar neue Details aufs Tapet. Am Dienstag hat Mark Zuckerberg auf die Frage nach dem User-Tracking, nachdem man sich auf Facebook ausgeloggt hatte, noch gesagt, dass er darüber nichts wisse. Bis Mittwoch hatte er sich dann darüber schlau gemacht. Man würde Nutzer auch nach dem Ausloggen tracken und zwar aus zwei Gründen: „Sicherheit und Werbeschaltungen“.

„Wir tracken bestimmte Informationen aus Gründen der Sicherheit. Wir wollen nicht, dass jeder Informationen von Facebook runterziehen kann, auch dann nicht, wenn jemand sie auf seinem Profil öffentlich gestellt hat. Deswegen tracken wir mit, wie viele Seiten von jemanden aufgerufen werden. Ein zweiter Grund sind Werbeanzeigen. Wie Google und die restliche Industrie tracken wir Nutzer. Dies können die Nutzer aber kontrollieren und in den Einstellungen abdrehen“, erklärte Zuckerberg. Sämtliche Nachfragen weiterer Abgeordneter zum Tracking aus „Security-Gründen“ blieben allerdings unbeantwortet. Zuckerberg erklärte, er werde die Informationen nachreichen.

Zu viel Regulierung schadet Start-ups

Damit setzte der Facebook-Gründer seine Strategie, auf unangenehme Fragen ausweichend oder gar nicht zu antworten, konsequent weiter um. Auf die Frage nach der Monopolstellung von Facebook am Markt, betonte Zuckerberg einmal mehr, dass jeder Amerikaner im Schnitt acht Apps nutze. Zuckerberg warnte zudem vor zu viel Regulierung. „Das Internet wächst und wird immer wichtiger im Leben der Menschen. Natürlich braucht es hier Regulierung. Aber man muss aufpassen. Große Unternehmen, wie wir es sind, können sich Regulierung leisten. Aber ein kleines Start-up könnte daran zerbrechen, weil es damit überfordert ist.“
 

Wann die neuen EU-Datenschutzbestimmungen bei Facebook umgesetzt werden, konnte der Facebook-Gründer noch nicht beantworten. „Wir arbeiten daran.“ Auch wie lange die Untersuchungen zum Cambridge-Analytica-Skandal dauern werden, konnte er nicht sagen. „Das kann Monate dauern, vielleicht sogar Jahre.“ Am Mittwoch sagte der Vorsitzende des Energie- und Handelsausschusses im US-Abgeordnetenhaus, Greg Walden, Facebook sei zwar größer geworden, aber möglicherweise nicht reifer. Es gehe auch darum, zu klären, ob das Online-Netzwerk nun eine Online-Plattform oder ein Medienunternehmen sei. Zuckerberg betonte, er betrachte Facebook nicht als Medienfirma, sondern als Technologie-Unternehmen.

Microtargeting und Werbung

Zuckerberg wurde auch auf das Geschäftsmodell von Facebook angesprochen, das Microtargeting von Werbeanzeigen vorsieht. Das bedeutet, dass bestimmte User bestimmte Werbeeinblendungen sehen, die andere nicht zu Gesicht bekommen. Das gilt auch für Stellenanzeigen oder in Vergangenheit auch für politische Werbung und wurde von Bürgerrechtsorganisationen rund um die Welt massiv kritisiert.

Ein Abgeordneter fragte, ob man die Werbung nicht allgemeiner halten und auf das Micro-Targeting verzichten könnte. Darauf antwortete der Facebook-Chef: „Für die Menschen würde das bedeuten, dass die Werbung weniger relevant für sie ist. Für kleine Unternehmen werden die Werbeanzeigen teurer, weil sie eine größere Zielgruppe ansprechen müssen. Und auch unser eigener Gewinn wäre davon betroffen, zu einem kleinen Teil. Ich glaube, dass Menschen lieber relevante Werbung angezeigt bekommen“, sagt Zuckerberg – und verteidigt damit das Geschäftsmodell des Konzerns. „Wir geben die Daten allerdings nicht an Werbetreibende weiter, sondern wir spielen den Nutzern die entsprechenden Werbeanzeigen selbst aus.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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