iPad Pro

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© Thomas Prenner

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iPad Pro 2024 im Test: Tablet mit Wow-Effekt und einem Fragezeichen

Etwas unlogisch ist die Namensgebung, da das iPad Pro dünner und leichter als das iPad Air ist.

Anfang Mai hat Apple das wohl größte Upgrade seiner iPad-Serie präsentiert, das es je gab. Gleich 4 neue Geräte wurden vorgestellt. Groß, im wahrsten Sinne des Wortes, ist die Neuerung beim Air, kommt es doch erstmals in einer 13-Zoll-Version. 

Der wahre Star des Spätnachmittags war jedoch das neue iPad Pro. Apple hat bei seinem bestausgestattetesten iPad hardwaretechnisch alles in den Ring geworfen, was es aktuell zu bieten hat. Und das Ergebnis löste bei mir gleich mehrere Wow-Effekte aus. Ich durfte das iPad Pro testen, konkret war es die 11-Zoll-Version mit dem matten Nanotexturglas

Gehäuse und Verarbeitung

Bei den Materialien und der Verarbeitung des Gehäuses lässt Apple wie üblich nichts anbrennen. Zwar haben sich Gerüchte, wonach die Rückseite diesmal aus Glas bestehen soll, nicht bewahrheitet. Das zum Einsatz kommende gebürstete Aluminium muss sich aber nicht verstecken. Die Oberfläche fühlt sich hochwertig an, die Kanten sind abgerundet, Makel sucht man vergebens. 

Apple hat sich zudem wieder seiner Lieblingseigenschaft bei Geräten gewidmet, einer dünnen Bauweise. Mit 5,3 mm ist die 11-Zoll-Variante zwar nicht ganz so dünn wie die 13-Zoll-Version mit 5,1 mm, der Unterschied ist aber marginal. 

Nun stehe ich dem Schlankheitswahn bei Gadgets eigentlich skeptisch gegenüber. Allerdings kann auch ich mich der edlen und modernen Haptik des extrem dünnen Tablets in Kombination mit dem geringen Gewicht (444 bzw. 446 Gramm bei Mobilfunk-Variante) auch nicht entziehen. Es ist der erste Wow-Effekt, den ich bei meiner ersten Begegnung mit dem Gerät hätte. 

Das Pro lässt sich angenehm auf der Couch, im Café oder im Zug auch längere Zeit in einer Hand halten. Und eine weitere Stärke spielt die dünne Bauweise aber erst in Kombination mit dem Magic Keyboard aus, dazu später aber mehr. 

iPad Pro 11" (2024)

  • Maße und Gewicht: 249,7 x 177,5 x 5,3 Millimeter, 444 Gramm (WiFi), 446 (5G)
  • Display: Ultra Retina XDR Display; Tandem OLED3; Auflösung von 2420 x 1668 Pixeln bei 264 ppi; ProMotion Technologie mit adaptiven Bild­wiederhol­raten von 10 Hz bis 120 Hz, SDR Helligkeit: maximal 1.000 Nits
    XDR Helligkeit: maximal 1.000 Nits im Vollbildmodus, 1.600 Nits Spitzenhelligkeit (nur bei HDR Inhalten); Großer Farbraum (P3); True Tone; Fettabweisende Beschichtung; Vollständig laminiert; Antireflex-Beschichtung; Display-Option mit Nanotexturglas bei Modellen mit 1 TB oder 2 TB
  • Kamera: 12 MP Weitwinkel-Kamera, ƒ/1.8 Blende; Bis zu 5x digitaler Zoom; Objektiv mit 5 Elementen; Autofokus mit Focus Pixeln; Adaptiver True Tone Blitz; Aufgenommene Bildformate: HEIF und JPEG
  • Video: 4K Video­aufnahme mit 24 fps, 25 fps, 30 fps oder 60 fps; 1080p HD Video­aufnahme mit 25 fps, 30 fps oder 60 fps
    720p HD Video­aufnahme mit 30 fps; Unterstützung für Zeitlupen­video in 1080p mit 120 fps oder 240 fps; Zeitraffervideo mit Bild­stabilisierung; Erweiterter Dynamik­bereich für Video bis zu 30 fps
    Cinematic Video­stabilisierung (4K, 1080p und 720p)
    Kontinuierlicher Autofokus
    Zoomen bei der Wiedergabe
    Aufgenommene Videoformate: HEVC und H.264
  • Selfie-Kamera: 12 MP Kamera, ƒ/2.4 Blende
  • Prozessor: Apple M4 Chip
    • Modelle mit 256 GB oder 512 GB Speicherplatz:
      • 9-Core CPU mit 3 Performance-Kernen und 6 Effizienz-Kernen
      • 10‑Core GPU
      • Hardware beschleunigtes Raytracing
      • 16‑Core Neural Engine
      • 120 GB/s Speicher­bandbreite
      • 8 GB RAM
    • Modelle mit 1 TB oder 2 TB Speicherplatz:
      • 10-Core CPU mit 4 Performance-Kernen und 6 Effizienz-Kernen
      • 10‑Core GPU
      • Hardware beschleunigtes Raytracing
      • 16‑Core Neural Engine
      • 120 GB/s Speicher­bandbreite
      • 16 GB RAM
    • Media Engine
      • Hardware beschleunigtes 8K H.264, HEVC, ProRes und ProRes RAW
      • Engine zum Decodieren von Video
      • Engine zum Codieren von Video
      • Engine zum Codieren und Decodieren von ProRes
      • AV1 Decodierung
  • Speicher: ab 256 GB, bis zu 2 TB
  • Akku: Li-Po 31,29 Watt­stunden
  • Software: iPadOS 17
  • Sonstiges: WLAN 6E (802.11ax) mit 2x2 MIMO4, 2,4 GHz und 5 GHz, simultanes Dualband, Bluetooth 5.3
  • Preis: ab 1.199 Euro

Das Display: Nanotexturglas

Der zweite Wow-Effekt beim iPad Pro stellt sich beim Display ein. Apple setzt erstmals bei seinen iPads auf OLED-Screens. Verbaut sind nicht nur ein Panel, sondern gleich 2, die übereinander liegen. Apple nennt die Technologie Tandem-OLED

Diese Bauweise soll gleich mehrere Vorteile haben. Der offensichtlichste ist natürlich die Helligkeit. 2 Panels sind heller als eines. 1000 Nits schafft das iPad Pro im Vollbild, 1.600 Nits ist die Spitzenhelligkeit bei HDR-Inhalten. Sonst ist beim Display alles vorhanden, was Apple an Technologie zu bieten hat. Dazu zählen ProMotion, also hohe Bildwiederholrate bis zu 120 Hz, P3-Farbraum und True Tone.

Wie ich schon beim ersten Hands-on mit dem iPad festgestellt hab, weiß das helle, farbstarke OLED in der Praxis zu beeindrucken. Farben und Kontraste springen einen nahezu an. 

➤ Mehr lesen: Neues iPad Pro im Hands-on

Das iPad-Pro für diesen Test ist zusätzlich werksseitig mit Nanotexturglas ausgestattet. Apple bietet das für die 1- und 2-TB-Varianten für einen Aufpreis von 130 Euro an. Es ist das bisher kleinste Device, für das Apple diese Zusatzoption im Portfolio hat. 

Die Beschichtung gibt dem Display eine matte Oberfläche, die sich im Vergleich zum regulären Glas auch rauer anfühlt. Bei Nutzung im Freien ist das natürlich ein willkommener Effekt. Das Display ist deutlich besser ablesbar, als ein spiegelndes Tablet. 

Gleichzeitig schluckt die Beschichtung auch ein wenig von der Helligkeit. Es ist also damit nicht ganz so strahlend, wie das iPad ohne Nanotexturglas. Auch das Schwarz und die Kontraste kommen auf den glänzenden OLEDs des Pro besser rüber.

Als jemand, der das Tablet in der Regel nicht im strahlenden Sonnenschein nutzt, würde ich mir den Aufpreis für matte Beschichtung also sparen

Face ID

Entsperrt wird das neue iPad Pro wie schon seine Vorgänger mittels FaceID. Das hat sich in der Praxis aber aufgrund einer Änderung in der Bauweise merklich verändert. Die Frontkamera befindet sich nämlich nicht mehr auf der kurzen Kante mittig über dem Display, sondern auf der langen Kante. Die Idee dahinter ist, dass, wenn man das Tablet im Querformat (zum Beispiel am Magic Keyboard) verwendet, die Positionierung für Videocalls natürlicher ist. Denn die Kamera befindet sich dann an exakt der gleichen Stelle, wie man es auch von Notebooks kennt. 

Die Positionierung hat allerdings auch einen ungewollt negativen Effekt. Wenn man das Tablet nämlich im Hochformat in Händen hält, überdeckt man in der Regel die Kamera. Das ist für FaceID nicht ganz optimal. Ob einen das stört, hängt in erster Linie von dem persönlichen Nutzungsverhalten ab. Für mich ist es jedenfalls kein Drama, für das Entsperren gelegentlich vielleicht umgreifen zu müssen. 

Der Star des neuen iPads ist zweifelsohne das Display. Erstmals setzt Apple dabei auf OLED, wie schon bei den iPhones. Es ist generell auch das erste Apple-Gerät abseits von Handys, das mit OLED kommt. Technisch hat Apples OLED-Display eine Besonderheit: So handelt es sich um 2 Panels, die übereinander platziert sind. 

Der M4: Stark und akkuschonend

Ein weiteres Highlight am iPad Pro ist Apples neuer M4-Chip. Das iPad Pro ist derzeit das einzige Gerät, das mit der neuesten Generation von Apple Silicon ausgestattet ist. Das ist einerseits zwar eine beachtliche Entscheidung, allerdings muss man die Kirche ein bisschen im Dorf lassen. So ist der Sprung von M3 zu M4 nicht ganz so groß wie bei früheren Generationen. So wird der M4 etwa in der gleichen 3-nm-Strukturbreite wie sein Vorgänger hergestellt. 

Einer der Hauptgründe, wieso Apple nicht einfach einen M3 für die neuen iPads genommen hat, dürfte im Tandem-OLED liegen. Um die Technologie zu betreiben, war eine neue Architektur notwendig, heißt es von verschiedenen Branchenkennern. 

Neu im M4 ist zudem eine 16-Kern-Neural Engine für verschiedene KI-Features. Für welche Features diese zum Einsatz kommen kann, liegt aber noch ein bisschen im Dunkeln. Abgesehen von KI-Tools für die Filmschnitt-App Final Cut und Logic Pro gab es hier bislang wenig zu sehen. Es ist aber davon auszugehen, dass im Rahmen der Apple-Entwickler*innenkonferenz WWDC im Juni hier mehr nachfolgen wird. 

Im Alltag abseits von Video- und Soundproduktion macht sich der M4 weniger durch seine hohe Leistung und mehr durch seine Genügsamkeit hinsichtlich Energie bemerkbar. Selbst nach langen Arbeitstagen mit nahezu durchgehender Nutzung zeigte das Tablet verlässlich um die 40 Prozent verbleibenden Strom an. 

Neues Magic Keyboard, Pencil Pro

Das neue iPad Pro kommt auch mit einem neuen Magic Keyboard. Erstmals besteht jenes aus Metall und kommt mit Funktionstasten, wie man sie nur von MacBooks kennt. Haptisch ist die neue Tastatur tatsächlich ein großer Sprung. Das iPad fühlt sich mit ihr deutlich mehr nach Notebook und Arbeitsgerät an. 

Im Vergleich zu früheren Generationen macht sich die dünnere Bauweise des Tablets hier deutlich bemerkbar. Die Kombination aus Tastatur und Tablet trägt deutlich weniger auf als früher. 

In Sachen Schreibgefühl liefert das Keyboard trotz dünner Bauweise ab. Die Druckpunkte der Tasten sind klar, die Größe gerade ausreichend, um sich nicht ständig zu vertippen. Das direkte Duell mit einer “richtigen” MacBook-Tastatur würde das iPad-Keyboard beim Tippgefühl zwar verlieren, dennoch habe ich keine Probleme, auch längere Texte damit zu tippen. 

Meine Eindrücke vom neuen Pencil Pro habe ich schon im Test des iPad Air festgehalten. Kurz zusammengefasst: Wenn man Pencil-Nutzer ist, muss es heutzutage der Pro sein. Das Quetschen ist eine so intuitive Geste, dass man schon nach kurzer Zeit nicht mehr ohne möchte. Dazu kommen das neue Rotations-Feature sowie das haptische Feedback. 

➤ Mehr lesen: iPad Air 13 Zoll im Test

Kamera: Videocalls und Dokumente scannen 

Die Frontkamera des neuen iPad Pros wurde wie beim neuen Air neu positioniert. Sie befindet sich nicht mehr auf der kurzen Kante mittig über dem Display, sondern auf der langen Kante. Die Idee dahinter ist, dass, wenn man das Tablet im Querformat (zum Beispiel am Magic Keyboard) verwendet, die Position für Videocalls natürlicher ist. Denn die Kamera befindet sich dann an exakt der gleichen Stelle, wie man es auch von Notebooks kennt. Die Qualität der Kamera bei Videocalls ist hervorragend und das Center-Stage-Feature, bei dem einen die Kamera automatisch ins Zentrum rückt, löst beim Videocall-Gegenüber immer noch regelmäßig Staunen aus.

Die rückseitige Hauptkamera löst mit maximal 12 Megapixel auf. Im Vergleich zu früheren iPads verzichtet Apple übrigens auf eine Ultra-Weitwinkellinse. Für mich verschmerzbar, denn ich habe nicht vor, mit einem iPad Fotos zu schießen. 

Tiefen- und Lidar-Sensor sind aber vorhanden. Zudem soll ein neuer LED-Blitz besonders gut Dokumente scannen können. Per KI erkennt das iPad, wenn man versucht zu scannen und passt automatisch an. Das funktioniert in der Praxis tatsächlich gut und ist eine willkommene Ergänzung im Alltag. 

Fazit: Kaufen?

Nach deutlich über 10 Jahren Reviews verfassen kommt es offen gestanden nicht mehr oft vor, dass ich bei Smartphones oder Tablets einen Wow-Effekt empfinde, wenn ich sie zum ersten Mal in Händen halte. Apple hat es mit dem neuen iPad Pro aber geschafft, mir sogar mehrere dieser "Wows" zu entlocken. 

Das 1. “Wow” stellte sich beim Blick auf das hervorragende Display des Tablets ein. Sowohl die reguläre als auch die matte Variante weiß zu beeindrucken. Das 2. “Wow” folgte, sobald ich das Tablet erstmals in die Hand nahm. Das extrem dünne Gehäuse in Verbindung mit dem geringen Gewicht machen einfach etwas her. 

Will man das derzeit beste Tablet am Markt und ist man bereit, dafür auch tief in die Tasche zu greifen? Dann kann man beim neuen iPad Pro jedenfalls bedenkenlos zuschlagen. Klammert man Handys aus, ist das iPad Pro mit seiner Hardware wohl das fortschrittlichste tragbare Gerät, das Apple überhaupt jemals abgeliefert hat. 

Aber, wenn man jetzt nicht gerade 1.199 Euro leichtfertig auf den Kopf hauen möchte, kann man sich die Frage stellen, was mache ich mit dem Tablet in erster Linie? In meinem Fall lautet die Antwort darauf im Netz surfen, Videos schauen, Texte tippen, vielleicht das ein oder andere Spiel spielen. Und so gern ich das alles auf dem großartigen OLED machen würde, ein iPad Air um 699 Euro würden dafür auch genügen, wenn ich mir ehrlich bin. Und wenn man kein Pencil-Nutzer ist und sich den Pencil-Pro-Support schenken kann, könnte man sogar mit dem Basis-Modell um 429 Euro glücklich werden. Denn es läuft auf die Frage hinaus, wohin mit all der Power des stärksten Apple-Silicon-Chips, den es bislang gab? 

iPad Pro 11 Zoll - Pro und Contra

Pro

  • Extrem schönes Display
  • Neuer Apple M4 Chip
  • Dünn und leicht
  • Lange Akkulaufzeit 

Contra

  • Teuer

Alle Augen auf die WWDC

Im Rahmen der iPad-Präsentation gab es darauf nur bedingt Antworten. Apple demonstrierte zugegeben beeindruckende Features in Final Cut und Logic Pro, wenn ich aber nicht gerade Videos oder Musik produziere, ist das für mich nicht relevant. Allerdings gehe ich davon aus, dass das nur der Anfang ist. 

Apple muss hier noch nachliefern und die Gelegenheit bietet sich schon bald. Am 10. Juni startet Apples Entwickler*innenkonferenz WWDC. Und dass das Unternehmen bei der iPad-Präsentation erstaunlich zurückhaltend war, was man mit der 16-Kern-Neural Engine des M4 alles machen kann, könnte man als Zeichen deuten, dass hier noch mehr kommt. 

Ist man sich also gerade noch unsicher, ob man den M4 wirklich braucht, lohnt es sich vielleicht, noch 2 Wochen zu warten, um zu sehen, ob Apple für den M4 noch ein oder zwei Überraschungen in petto hat.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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