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futurezone Netztest 2022

Das ist das beste Handynetz Österreichs

Einmal jährlich stellt die futurezone Österreichs Handynetze auf die Probe und lässt sie gegeneinander antreten. Insgesamt drei Anbieter betreiben jeweils ihr eigenes Netz: A1, Drei und Magenta. Über sie funken nicht nur sie selbst, sondern auch zahlreiche virtuelle Mobilfunker wie Hot, Yesss oder Spusu (Mobile Virtual Network Enabler – MVNOs), die sich in die Netze einmieten. 

Um zu erfahren, wie gut die Netze sind, lässt die futurezone Messungen im ganzen Land durchführen (Details dazu siehe unten). Eingesetzt werden dafür gewöhnliche Smartphones. Die Schwerpunkte des Tests unterscheiden sich von Jahr zu Jahr. Heuer lag der Fokus bewusst verstärkt auf ländlichen Gebieten anstatt auf den großen urbanen Ballungszentren. „Wir haben alle Bundesländer besucht, dabei aber die Zentren gemieden“, erzählt Mobilfunkexperte Jürgen Dalmus, der den Test für die futurezone durchführt. „In diesen Gegenden trennt sich die Spreu vom Weizen“, sagt Dalmus.

Die Ergebnisse

Als Gesamtsieger konnte sich in diesem Jahr A1 durchsetzen. Auf dem zweiten Platz landet Magenta mit knappem Abstand zum Führenden. Vergleichsweise deutlich dahinter folgt schließlich Drei. Das Rennen um den ersten Platz war knapp: „Wenn man sich die Detailergebnisse ansieht, merkt man, wie knapp A1 und Magenta beieinanderliegen“. Die Top-Platzierten haben sich also diesmal nichts geschenkt: „Magenta und A1 sind nahezu auf Augenhöhe, Drei liefert insgesamt kein schlechtes Ergebnis, ist aber dennoch deutlich dahinter gelandet“, fasst Dalmus das Testergebnis zusammen.

Ausgewertet wurde etwa, wie schnell Daten fließen. Dabei wurde aber nicht nur der klassische Speedtest als Kriterium herangezogen. Da Anbieter die Netze speziell auf diese Geschwindigkeitstests optimieren können, muss man hier vorsichtig sein. So kann es etwa sein, dass der Speedtest eine gute Geschwindigkeit konstatiert – der Download einer großen Datei vom Firmenserver aber dennoch langsam vonstattengeht. Das ist auch der Grund, wieso beides gemessen wurde und zusätzlich auch das Laden einer Webseite und eines YouTube-Videos. Schließlich wurde auch erhoben, wie gut sich im Netz telefonieren lässt. Kriterien waren hier, wie schnell ein Gespräch aufgebaut wird und ob der aktuell beste Standard Voice-over-LTE (VoLTE) verfügbar ist. Hier haben alle drei Anbieter mit Werten jenseits der 90 Prozent gut abgeschnitten. Ein Gesprächsaufbau mit VoLTE dauerte im Schnitt zwischen 5 und 6 Sekunden – ein Wert, der für die Technologie nicht unüblich ist.

Zum Schluss wurde jede der Einzelkategorien mit einer Maximalpunktzahl versehen, die es für die Betreiber zu holen gab. Das Endergebnis setzt sich aus den addierten Punktzahlen der Einzelkategorien zusammen.

Knappes Rennen

Wie knapp das Rennen zwischen A1 und Magenta war, offenbart neben dem knappen Punkteunterschied auch ein Blick auf die Detailergebnisse. In der Kategorie YouTube sind die beiden Anbieter sogar gleich auf, bei den übrigen Datententests wechseln sich die Top-Platzierten teilweise ab. Tonangebend für den Erfolg ist in erster Linie 5G. Je breiter der neue Standard verfügbar ist, desto besser schneidet das Netz bei den Internetgeschwindigkeiten ab. 

In 5G hier liegt auch einer der Hauptgründe, wieso A1 als Sieger des Tests hervorging, sagt Dalmus. „A1 hat einen Ausbauvorsprung bei 5G, einfach, weil sie früh mit einem breiten Roll-out begonnen haben“, so der Testleiter. Derzeit ortet Dalmus aber starken Kampfgeist beim Zweitplatzierten: „Ich habe den Eindruck, dass Magenta derzeit motivierter ist, was den Netzausbau angeht“, so Dalmus. „Bei A1 verlässt man sich derzeit noch eher auf seinen starken Start beim 5G-Ausbau“, meint der Experte. 

Grundsätzlich sei der Unterschied zwischen A1 und Magenta marginal. Er ist zwar mess-, aber nicht  spürbar: „Wir messen einen Unterschied, den die Kund*innen in ihrem täglichen Gebrauch nicht wahrnehmen“, sagt Dalmus. 

Einzelfallentscheidung

Der Netztest versucht, einen umfassenden Überblick über die allgemeine Leistung der Infrastruktur zu geben. Am Ende des Tages kommt es – gerade am Land – aber natürlich immer auf den Einzelfall an, für welchen Anbieter man sich entscheidet. Auch ist natürlich essenziell, für welchen Zweck man einen Mobilfunkanbieter sucht. Will man etwa einen mobilen Router (oft als „Cube“ angeboten), reicht es aus, genau dort guten 5G-Empfang zu haben, wo man ihn aufstellen möchte.

Beim Tarif für das Handy, gibt es in der Regel mehrere Orte (Arbeitsplatz, Lieblingscafé etc.), wo man gutes Netz haben möchte. Hier heißt es, den Anbieter auszumachen, der im persönlichen Umfeld am stärksten ist. Wer vor dem Wechsel  wissen möchte, ob der Empfang mit dem jeweiligen Netz im Alltag ausreichend ist, sollte es im Idealfall im eigenen Lebensbereich austesten. Ein Probezeitraum mit einem Wertkarten-Tarif bietet sich etwa an, bevor man sich auf mehrere Monate oder Jahre per Vertrag verpflichtet. 

So wurde gemessen

Wie immer war es auch heuer das Ziel, Österreichs Handynetze möglichst so abzubilden, wie es auch die Kundinnen und Kunden erleben. Deswegen wurde der Netztest mit gewöhnlichen Smartphones durchgeführt, die auch im Elektronikhandel angeboten werden. Konkret war es Samsungs Vorjahresspitzenmodell Galaxy S21, das beim Test zum Einsatz kam.  „Grund dafür ist, dass das immer noch eines der besten Handys am Markt ist“, erklärt Testleiter Jürgen Dalmus. Jedoch mit einer Einschränkung: „Man muss es entsprechend kühlen“. 

Besonders im 5G-Modus produzieren die Handys im Betrieb nämlich einiges an Hitze. Gerade an heißen Sommertagen, an denen zum Teil gemessen wurde, ist das ein Problem. Denn aus Sicherheitsgründen schaltet das Handy dann automatisch in den 4G-Modus, weil bei jenem weniger Wärme anfällt. Das geschieht auch dann, wenn 5G theoretisch verfügbar wäre. Darum hätte das den Test verfälscht, weswegen die Smartphones mit aktiven Ventilatoren bei Temperatur gehalten werden mussten. 

den Handys war eine spezielle Netztest-App des Herstellers RantCell installiert.  Sie ist für die sogenannten „Drive Tests“ optimiert und führt voll automatisiert die Testszenarien durch, vom Aufruf des YouTube-Videos bis hin zur Durchführung der Sprachanrufe. Gewählt wurde dafür übrigens die Nummer der Zeitansage.

Insgesamt wurden in einem Zeitraum von 30 Tagen rund 9.000 Kilometer zurückgelegt – zum Teil auch mit Elektroautos. Die mitgeführten Handys haben dabei in regelmäßigen Abständen ihre Messungen durchgeführt. Am Ende des Tests waren es mehrere Millionen Messungen, die schlussendlich ausgewertet werden mussten.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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