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Google Pixel 3a im Test: Ein 1000-Euro-Handy braucht kaum jemand

Googles hauseigene Smartphone-Serie Pixel muss sich seit jeher einen Vorwurf gefallen lassen: Viele empfinden sie als zu teuer. Das hat unter anderem mit der Geschichte der Google-Handys zu tun.

Bevor es Pixel gab, war die Marke Nexus präsent. Diese Handys entwickelte der Suchmaschinenkonzern und Android-Entwickler in Kooperation mit anderen Herstellern. Sie waren in der Regel mit High-End-Hardware und Stock-Android ausgestattet und wurden deutlich günstiger als vergleichbare Spitzenmodelle verkauft.

Mit dem Pixel hat sich das geändert. Google wollte in einer Liga mit Samsung oder Apple spielen und mit den hauseigenen Geräten auch Geld verdienen. Die Verkaufszahlen der Pixel-Serie ließen aber Berichten zufolge zu wünschen übrig - obwohl Google das Handy international sehr massiv beworben hat.

Beim Pixel 3a versucht Google nun eine neue Strategie: Mittelklasse-Hardware mit High-End-Kamera zum Einsteigerpreis. Gerade in Verbindung mit Stock Android könnte das für viele Käufer ein gutes Argumente sein. Ich habe das Google Pixel 3a getestet.

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Das Äußere und Ausstattung

Eines vorweg: Einen Schönheitspreis wird das Pixel 3a nicht gewinnen. Das Design orientiert sich sehr stark an dem des regulären Pixel 3. Man legt hier keinen großen Wert darauf, einen möglichst großen Teil der Vorderseite vom Display einnehmen zu lassen: Das zeichnet sich durch zwei dicke, schwarze Balken an der Ober- und Unterseite aus. Auch an den Seitenrändern rechts und links ist ein eher dicker Rahmen vorhanden. Auf Notch oder Display-Loch wird verzichtet. Das führt auch dazu, dass das Gerät für ein 5,6-Zoll-Display eher groß ausgefallen ist. Insgesamt liegt es mit seinen 151,3 x 70,1 x 8,2 mm aber dennoch immer noch gut in der Hand. Das Gewicht von 147 Gramm fällt nicht negativ auf.

Im Unterschied zum teuren Pixel 3 nutzt Google beim Gehäuse des 3a Kunststoff. Das führt dazu, dass sich das Handy nicht ganz so hochwertig anfühlt, wie die Konkurrenz. Das merkt man aber eigentlich fast nur im direkten Vergleich. Für sich macht das Gehäuse einen durchaus widerstandsfähigen und stabilen Eindruck.

Auf der Rückseite befindet sich unter anderem die Kameralinse. Sie steht etwa einen halben Millimeter aus dem Gehäuse hervor. Das finde ich störend, weil das Handy so ohne Case nie flach am Tisch liegen kann. Außerdem steigert es die Gefahr, die Linse zu verkratzen. Neben der Kamera liegen auf der Rückseite noch LED-Blitz und Fingerabdrucksensor.

Auf physische Dual-SIM und einen microSD-Kartenslot verzichtet Google beim Pixel 3a. Zwei-SIM-Betrieb ist nur in Kombination mit einer eSIM möglich. Immerhin ist eine Kopfhörerbuchse vorhanden. Diese findet man beim höherpreisigen Pixel 3 nicht.

Das Display

Das Display hat eine Diagonale von 5,6 Zoll bei einer Auflösung von 1080 x 2220 Pixeln. Daraus ergibt sich eine Pixeldichte von 441ppi - mehr als genug, um die Anzeige mit freiem Auge als gestochen scharf wahrzunehmen.

Die Farben sind trotz OLED nicht aufdringlich übersättigt. Je nachdem, was man gewohnt ist, kommt einem die Anzeige eventuell etwas zu blass und fad vor. Gleichzeitig ist sie - gerade bei Fotos - natürlicher. Am Ende des Tages bleibt es Geschmackssache. Wer sein Handy vorwiegend zum Spielen verwendet, würde sich vielleicht kräftigere Farben und Kontraste wünschen.

Auch bei der Helligkeit spielt das Display des 3a nicht in der obersten Liga mit. Im Alltag ist das  vernachlässigbar und fällt nur dann auf, wenn man das Handy im Freien bei strahlender Mittagssonne bedienen möchte.

Die Kamera

Das größte Verkaufsargument für das Pixel 3a ist zweifelsohne seine Kamera. Jene entspricht der des teureren Pixel 3, die aktuell immer noch als eine der besten Smartphone-Kameras am Markt gilt.

Verzichten muss man bei den Pixel-Handys aktuell noch auf einen optischen Zoom oder eine Ultra-Weitwinkellinse. So ist das Pixel 3a mit lediglich einer Linse mit einer Brennweite von 28mm (Kleinbild-Äquivalent) ausgestattet. Der Sensor misst 1 / 2,55 Zoll.

Die Ergebnisse der Pixel-Kamera sind durchwegs beeindruckend. Die Farben sind leuchtend, die Fotos sind so scharf und kontrastreich, wie man es sich erwartet. Selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen macht die Kamera des Pixel 3a eine gute Figur. Und sobald es richtig finster ist, kann man den “Nachtsichtmodus” aktivieren, der teilweise beeindruckende Ergebnisse erzielt.

Vor dem Pixel 3a war ich mehrere Monate lang mit dem Galaxy S10 unterwegs. Im direkten Vergleich der beiden Hauptkameras (das S10 ist zusätzlich mit Weitwinkel- und Tele-Linse ausgestattet), gibt sich das Pixel keine Blöße. Beide Handys liefern erstklassige Fotos und beide Kameras spielen aktuell zweifelsohne in der höchsten Liga der Smartphone-Kameras mit.

Merkbare Schwächen gibt es nur beim Porträt-Modus bzw. der künstlichen Tiefenunschärfe. Gerade bei Haaren tut sich das Pixel hier etwas schwerer als die Konkurrenz, beim korrekten Berechnen des Unschärfe-Bereichs. Immerhin hat man bei Makroaufnahmen eine relativ schöne, echte Unschärfe.  

Software, Innenleben und Akku

Neben der Kamera ist es vor allem Stock-Android, das zu den stärksten Verkaufsargumenten für das Pixel 3a gehört. Das Pixel wird mit Android Pie ausgeliefert und ist frei von jeglicher Bloatware. Bei künftigen Updates des Betriebssystems wird das Pixel 3a zu den ersten Geräten zählen, die mit der neuen Software ausgestattet werden. Auch hat Google bereits angekündigt, das Handy in das Beta-Programm für das kommende Android Q aufzunehmen. Noch im Juni soll es so weit sein.

Herzstück des Pixels ist ein Snapdragon 670 (2.0GHz und 1.7GHz, Octa-core). In Sachen Leistung kann das Handy damit nicht in der obersten Liga an aktuellen Androiden mitspielen. Für Alltagsanwendungen reicht der Chip aber durchwegs aus. Wirklich gravierende Verzögerungen habe ich im Alltag nur äußerst selten bei umfangreichen Multitasking erlebt. Auch der mit vier GB eher knapp bemessene Arbeitsspeicher änderte, dank der mittlerweile sehr effizienten Speicherverwaltung von Android, nichts.

Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite funktioniert genauso problemlos, wie ich mir das vorstelle. Gerade beim Umstieg vom In-Display-Fingerabdrucksensor des S10 wurde mir auch wieder deutlich, dass diese neue Technologie noch lange nicht perfekt ist.

Der Akku mit 3000mAh bringt mich in der Regel zuverlässig durch den Tag, viel mehr ist allerdings nicht drin. Etwas schade dabei ist, dass das Pixel 3a kein drahtloses Laden unterstützt.

Fazit

Das Pixel 3a ist am ersten Blick hochgradig unspektakulär, aber in Sachen Preis-Leistung mit einem Verkaufspreis von rund 400 Euro schwer schlagbar. Dafür ist die Kamera verantwortlich: Zwar hat man “nur” eine Linse, diese liefert aber erstklassige Fotos ab. Jene können locker mit denen von Handys mithalten, die das Doppelte und mehr kosten. Gerade in Anbetracht des Umstandes, dass die Kamera wohl bei vielen Smartphone-Nutzern zu den meistgenutzten Features zählt, ist diese Funktion kaum zu unterschätzen.

Das zweitstärkste Argument für das Pixel ist das saubere Android und die schnelle und direkte Versorgung mit Updates durch Google. Nicht zu vergessen ist der Kopfhöreranschluss, der vielen Spitzenmodellen anderer Hersteller nicht mehr vorhanden ist.

In Kauf nehmen muss man dafür ein eher verstaubtes Design, einen Mittelklasse-Prozessor und den Verzicht auf physische Dual-SIM (dafür eSIM) und MicroSD-Slot. Wenn man nicht zu den wenigen gehört, die unbedingt auf eines der beiden letztgenannten Features angewiesen sind, gibt es eigentlich kaum ein Argument gegen das Pixel 3a. Und es gibt auch nur sehr wenige Argumente, für ein anderes Smartphone das Doppelte oder mehr hinzulegen.

Das Pixel 3a kann in Österreich nicht direkt über Google bestellt werden, ist aber bei verschiedenen Online-Händlern zu einem Preis von 400 Euro verfügbar.

    Pro

    • Günstig
    • Hervorragende Kamera
    • Stock Android
    • Kopfhöreranschluss

    Contra

    • Mittelklasse-CPU
    • kein microSD-Slot
    • Kein Wireless Charging

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    Thomas Prenner

    ThPrenner

    Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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    Thomas Prenner

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