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Google Pixel 5 im Test: Spitzenleistung ohne Spitzenklasse

Etwas später als sonst, aber dennoch rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft bringt Google mit dem Pixel 5 sein neues Spitzenhandy auf den Markt. Von “High-End” kann man angesichts der Ausstattung zwar nicht sprechen, das stört im Alltag allerdings nicht wirklich. Warum das so ist und was das Google Pixel 5 kann, lest ihr in unserem Test: 

Edel

Das Pixel 5 ist durch und durch minimalistisch, das fängt schon bei der Farbwahl an. So gibt es das Handy nur in Hellgrün ("Sorta Sage") und Schwarz - der Farbe unseres Testgerätes. Trotz des 6-Zoll-Displays ist das Handy äußerst kompakt ausgefallen. Auch das Gewicht von 151 Gramm ist angenehm.

Die Verarbeitung bietet keinen Raum für Kritik, das Handy fühlt sich edel an. Die matte Rückseite ist aus (recyceltem) gebürstetem Aluminium, die etwas raue Oberfläche sorgt dafür, dass einem das Gerät nicht so leicht aus der Hand rutscht. Die Rückseite ist außerdem angenehm wenig anfällig für Fingerabdrücke - ein Pluspunkt.

Der quadratische Kamerabuckel steht etwas aus dem Gehäuse hervor, allerdings nur einen Bruchteil eines Millimeters. Mittig hinten befindet sich außerdem wieder ein Fingerabdruckscanner, auf den beim Pixel 4 verzichtet wurde. Geladen wird per USB-C, auf eine Kopfhörerbuchse muss man verzichten.

Weniger Sensoren, mehr Handy

Endlich hat sich Google auch bei seinem Spitzenmodell dazu durchgerungen, den Fokus auf ein möglichst Front-ausfüllendes Display zu legen. Die Front-Kamera ist in einem Loch links oben untergebracht, der Rahmen ist entsprechend dünn. Somit folgt Google dem Design, auf das andere Hersteller bereits seit längerem setzen. 

Mit dem Wegfall des Rahmens fallen im Vergleich zum Vorgänger auch eine Reihe von Sensoren weg, unter anderem für Motion Sense, das im Rahmen von Projekt Soli entwickelt wurde. Man kann sein Handy also nicht mehr per Winkgesten steuern - ein verschmerzbarer Verlust. Ebenfalls weggefallen sind die Sensoren für Googles Gesichtserkennung Face Unlock. Dank des Fingerabdrucksensors kann man auch das gut wegstecken.

Der Fingerabdrucksensor selbst ist einer der präzisesten und schnellsten, die ich jemals verwendet habe. Hier zeigt sich, dass weder Scanner unter dem Bildschirm noch Gesichtserkennung einem guten, separaten Fingerprintsensor das Wasser reichen können.

Display

Beim Display selbst handelt es sich um ein OLED-Panel mit einer Auflösung von 1080 x 2340 Pixel. Die Bildwiederholrate beträgt 90Hz, unterstützt wird außerdem HDR10+. 

An der Anzeige selbst gibt es nichts auszusetzen. Die Farben sind leuchtend und die Kontraste kräftig. In den Einstellungen kann man zwischen “Natürlich, “Verstärkt” und “Adaptiv” auswählen. Ersteres ist mir eine Spur zu wenig knallig, darum hab ich mich für “Adaptiv” entschieden.

Die Bildwiederholrate von 90Hz geht heutzutage zwar auch nicht mehr als High-End durch, sorgt aber dafür, dass Menüs, Videos und die Oberfläche schön flüssig daherkommen. Während beim Vorgänger 90Hz nur in hohen Helligkeitsstufen aktiv war, ist es beim neuen Pixel 5 nun permanent an. 

Innenleben

Im Inneren des Pixel setzt Google nicht auf Qualcomms aktuelles Spitzenmodell Snapdragon 865+, sondern verbaut den Mittelklasse-SoC Snapdragon 765G. Schlimm ist das allerdings nicht, da auch der 765G mit einer Reihe von Features des teureren Schwesternmodells ausgestattet ist. So ist er in der gleichen 7-Nanometer-Technik gefertigt und somit äußerst energieeffizient. Dazu gibt es 8GB RAM und 128GB Flash-Speicher. Das Pixel ist außerdem 5G-fähig.

Eine überraschend gute Leistung liefern die Stereo-Lautsprecher im Pixel ab. Eine Bluetooth-Box würde ich damit nicht ersetzen wollen, aber für die kurze Beschallung zwischendurch - etwa, wenn man jemandem ein Video zeigen möchte - reichen sie allemal.

Stock-Android

Das Pixel wird traditionell mit Android 11 in der Stock-Variante ausgeliefert, einer der größten Pluspunkte der Google-Phones. Das heißt: Minimalistische Menüs, ein schlanker Launcher und keine nervige Bloatware, mit der man sich herumschlagen muss. 

Google hat die Navigation im System standardmäßig auf Swipes vom Displayrand anstatt Buttons umgestellt. Das heißt, man hat keine Navigationsleiste, mit "Zurück", "Home" oder "Menü" mehr, sondern wischt einfach vom Rand in das Display hinein. Will man etwa zurückgehen, wischt man von links nach rechts. Um auf den Homescreen zu kommen, wischt man von unten nach oben. Es dauert nicht lange, bis man sich mit dieser Art der Bedienung vertraut macht. Ist man sie gewohnt, kann man sich so effizient und schnell durch die Menüs navigieren - ohne wertvollen Display-Platz für Buttons verschwenden zu müssen. 

Mit dem Pixel bekommt man die jeweilige aktuellste Android-Version selbstverständlich als erstes. Google garantiert 3 Jahre vollen Software-Support. 

Der Akku

“Warum kein größerer Akku?” war eine Frage, die ich mir bei einigen Pixel-Modellen in der Vergangenheit gestellt habe. So war das Pixel 4 etwa mit einer 2800mAh-Batterie versehen - einer Kapazität, mit der man es nur mit Ach und Krach durch den Tag schafft. 

Bei der fünften Generation ist dieses Manko nun endlich ausgebügelt. Google verbaut im Pixel 5 einen Akku mit 4080mAh. In Kombination mit dem stromsparenden Chip ist somit auch trotz hoher Bildwiederholrate genug Strom da, um völlig problemlos durch den Tag zu kommen. Selbst bei intensiver Testnutzung inklusive vieler Fotos,  Musikstreaming, etc. hatte ich am Ende des Tages einen mehr als großzügigen Akku-Polster von knapp 40 Prozent. Wenn man sparsam unterwegs ist, dürften sich auch 1,5 bis vielleicht sogar 2 Tage ausgehen. 

Google legt dem Pixel ein Schnellladegerät mit 18W bei. Das Handy unterstützt außerdem drahtloses Laden sowie Reverse Charging. Das heißt, man kann Geräte drahtlos aufladen, wenn man es auf die Rückseite des Handys legt. 

Die Kamera

Die Foto-Fähigkeiten sind traditionell ein Faktor, mit dem Google bei den Pixel-Handys besonders punktet. Hier ist es weniger die Hardware, die für den “Zauber” sorgt, sondern die dahinterliegende Software. 

Bei der grundlegenden Ausstattung hat sich Google aber offenbar die Kritik an dem Vorgängermodell zu Herzen genommen und ersetzt die Tele-Linse mit einer Ultra-Weitwinkelkamera. Sie löst mit 16 Megapixel auf, während die Hauptkamera mit 12,2 Megapixel fotografiert. 

Qualitativ ist die Kamera des Pixel wieder Spitzenklasse. Die Aufnahmen sind natürlich und gleichzeitig kräftig und kontrastreich. Sowohl die Haupt- als auch die Ultraweitwinkelkamera liefern Fotos, die es mit den Spitzenmodellen anderer Hersteller jederzeit aufnehmen können. Dazu gibt es noch den Nachtmodus, der ebenfalls zu den besten am Markt gehört und dafür sorgt, dass man auch bei schlechten Lichtbedingungen hervorragende Fotos schießen kann.

Videoaufnahmen können mit der Hauptkamera in 4K-Auflösung mit 30 oder 60fps gemacht werden. In FullHD sind es 30/60/120/240fps. Bei der Frontkamera muss man auf 4K verzichten.

Fazit

Das Pixel 5 ist ein Google-Handy geworden, wie man es sich wünscht. Minimalistisch, funktional und mit 629 Euro zu einem Preis, der einem nicht die Schuhe auszieht. Der Kompromiss ist, dass man nicht die aktuellste Spitzen-Hardware bekommt - aber das macht eigentlich nicht so viel.

Der Snapdragon 765G ist - wenn auch nicht High-End - ein hervorragender SoC, der für die meisten Alltagsanwendungen und auch Spiele mehr als genügend Leistung bietet. Das Display sieht ebenso hervorragend aus, ohne die höchste Auflösung oder Bildwiederholrate am Markt aufzuweisen. Schade ist, dass Google an manchen Stellen vielleicht doch zu minimalistisch ist. Das Weglassen der Kopfhörerbuchse und des microSD-Kartenslot trage ich dem Konzern immer noch nach.

Natürlich könnte man auch argumentieren, dass man - zumindest auf dem Papier - vergleichbare Geräte auch zu einem günstigeren Preis bekommt. Das ist nicht falsch, allerdings hat das Pixel einige Asse im Ärmel: Etwa die hervorragende Kamera. Wenn man auf Gags wie hundertfachen Zoom oder eine Tele-Linse verzichten kann, findet man aktuell in keiner Preisklasse ein Gerät, das bessere Fotos macht.

Verarbeitung und Akku sind ebenso kompromisslos spitze. Und noch etwas macht Google diesmal besser: Anstatt irgendwelche Gimmicks (siehe Gestensteuerung) auszuprobieren, konzentriert sich Google auf die wesentlichen Funktionen eines Handys und das ist gut so.

Ein anderes Ass ist natürlich Stock-Android. In seiner puren Form funktioniert das System einfach besser als mit jeder Anpassung eines Drittherstellers. Mittlerweile sind für mich auch so gut wie alle praktischen Features, die es früher nur durch externe Software gab, fix in das System integriert. 

Dazu kommt die Update-Garantie. Wer jetzt zum Pixel greift, ist die kommenden 3 Jahre immer auf dem aktuellsten Stand. Wenn man hier etwas kritisieren möchte, dann, dass Google sich hier nicht aus dem Fenster lehnt und 4 oder gar 5 Jahre verspricht. Handys sind heute technisch auf einem Stand, wo es locker möglich sein müsste, sie über eine so lange Zeit aktuell zu halten - siehe Apple. Bei einem Versprechen, das Handy so lange mit Software zu versorgen, würde sich auch der Preis besser argumentieren lassen. 

Preis und Verfügbarkeit

Das Pixel 5 wird im offiziellen Google-Store in Deutschland in den Farben Schwarz und Weiß um 629 Euro verkauft. In Österreich ist es nicht über Google, sondern lediglich als Grauimport über diverse Zwischenhändler verfügbar. Der Preis kann dementsprechend geringfügig vom offiziellen Google-Preis abweichen.

Die größte Konkurrenz kommt wohl diesmal aus dem eigenen Haus. Wer auf eine Weitwinkelkamera verzichten kann und etwas sparen möchte, könnte sich auch das Pixel 4a näher anschauen (futurezone-Test). Mit Weitwinkel-Linse und etwas größer, aber dennoch günstiger ist das Pixel 4a 5G ausgestattet (futurezone-Test folgt).

Pro und Contra

Pro 

  • Gute Verarbeitung und schicke Optik
  • Hervorragende Kamera
  • Lange Akkulaufzeit
  • Stock Android

Contra

  • Für die Hardware nicht ganz billig
  • Keine Kopfhörerbuchse 
  • kein microSD-Slot
     

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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