© Thomas Prenner

Produkte

Gurkerl.at - Neuer Online-Supermarkt im Test

Seit Donnerstag liefert der Online-Händler Gurkerl.at in Wien und Umgebung Supermarktwaren aus. Dahinter steht ein tschechischer Unternehmer, der das Konzept bereits in Prag und Budapest umgesetzt hat. Die Firma hat im neu gebauten Tech Park Vienna in Wien Liesing fast 6.000 Quadratmeter angemietet, davon rund 1.000 m2 für Büros und knapp 5.000 m2 Lagerfläche mit fünf Temperaturzonen. 

Gurkerl hat ein Sortiment von 7.500 Produkten, die innerhalb von 3 Stunden geliefert werden. Ziel ist die Marktführerschaft in Wien, wir haben gurkerl.at ausprobiert. 

Rahmenbedingungen

Bestellt wird bei Gurkerl für bestimmte Zeitfenster, die jeweils eine Stunde betragen. Aktuell ist es noch kein Problem, ein Zeitfenster für denselben oder darauffolgenden Tag zu ergattern - ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Zum Vergleich: Der früheste Zeitpunkt für eine Billa-Bestellung an meine Wohnadresse wäre aktuell Donnerstag. 

Der Mindestbestellwert liegt bei 39 Euro - bis Jahresende ist die Zustellung gratis. Danach werden für Bestellungen unter 69 Euro 3,90 Zustellgebühr fällig. Geliefert wird in ganz Wien sowie in einigen umliegenden Orten wie Mödling, Baden oder Ebreichsdorf. Geliefert wird Montag bis Samstag zwischen 7 und 21 Uhr. 

Die Webseite

Tätigen kann man seine Bestellung über die Webseite oder per App. Die Seite selbst ist modern und aufgeräumt und gleicht - bis auf das Gurkerl, denn in Prag oder Budapest ist es ein Kipferl - den internationalen Vorgängern. 

Die App befindet sich aktuell noch in Entwicklung, kann aber für Android bereits in einer Vorab-Version genutzt werden. Auch sie ist funktional und macht einen brauchbaren Eindruck.

Die Produkte sind in mehrere Kategorien gegliedert, Brot & Gebäck, Obst & Gemüse, Fleisch & Fisch, etc. Darunter finden sich noch Unterkategorien. Beim Gemüse ist das etwa Salat, Kräuter, Pilze, etc. 

Die vielen Kategorien sind im ersten Moment beeindruckend, aber auch gleichzeitig etwas verwirrend. So ist die Zuordnung teilweise etwas überraschend. “Fleischlose Alternativen” würde ich etwa nicht unter “Wurst & Schinken” verorten. Unter Vorratsschrank - Backzutaten findet man zwar alles, was man zum Backen braucht, für frische Germ muss man in die Kategorie “Kühlregal”. 

Immerhin funktioniert die Suche präzise schnell und gut. Außerdem kann man Produkte mit einem Herz versehen, um sie zu markieren und so beim nächsten Mal schneller zu finden. 

Positiv hervorzuheben ist auch die Detailseite eines jeden Produkts. So findet man dort nicht nur eine Beschreibung, sondern auch Nährwerte, Allergene und den genauen Hersteller. 

Sortiment und Preise

Das Sortiment ist äußerst umfangreich, besonders bei Lebensmitteln. Egal ob bei Frischwaren oder Tiefkühlwaren, das Angebot kann locker mit jedem größeren Supermarkt mithalten. Brot kommt unter anderem von der Bäckerei Öfferl, bei Gemüse liegt der Schwerpunkt auf Regionalität. Das merkt man bei vielen Produkten auch. Die Paprika oder die Gurke aus Spanien und die Tomaten aus Holland findet man trotzdem bei Gurkerl.at, genauso wie übrigens in so gut wie jedem Supermarkt hierzulande. Wer wirklich regional kaufen möchte, muss also nach wie vor genau schauen - immerhin ist es in der Artikelbeschreibung eindeutig angegeben. 

Exklusiv in Österreich hat Gurkerl außerdem Marks&Spencer-Produkte im Sortiment. Hier kommen vor allem Fans britischer Produkte auf ihre Kosten. Riesig ist die Auswahl auch bei den Getränken, egal ob bei Bier, Wein oder Softdrinks. Geliefert werden auch Mehrwegflaschen. Pfandgut nimmt der Lieferant bei der nächsten Bestellung auch wieder mit, dafür bekommt man “Credits” gutgeschrieben, mit denen man wiederum einkaufen kann.

Gurkerl gibt selber an, gewöhnliche Supermarktpreise zu verlangen, stichprobenartige Vergleiche mit Billa und Spar bestätigen das auch. Dabei bedenken muss man aber, dass auf Diskonter-Marken weitestgehend verzichtet wird. 

Nett: Unter der Kategorie “Rette Lebensmittel” werden vergünstigt Waren angeboten, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen. Laut eigenen Angaben arbeitet Gurkerl hier auch mit Foodsharing zusammen.

Bestellung und Lieferung

Die Bestellung selbst funktioniert ohne Probleme. Praktisch: Nach Abschicken hat man noch einige Zeit lang die Möglichkeit, Produkte hinzufügen, falls man sie vergessen hat. Wie lange, hängt vom gewählten Zustellfenster ab. Da ich am Vorabend für den nächsten Tag bestellt habe, hätte ich meine Bestellung noch bis zum nächsten Morgen modifizieren können.

Bezahlt wird entweder vorab per Kreditkarte oder direkt bei der Zustellung per Bankomat- oder Kreditkarte. Wer möchte, kann direkt ein Trinkgeld für den Lieferanten bei der Online-Bestellung angeben. Wahlweise kann man jenes aber natürlich auch bar bezahlen. Ist die Bestellung abgeschickt, wird sie per Mail und SMS bestätigt. 

Das einstündige Zustellfenster wurde in meinem Fall exakt eingehalten, 5 Minuten vor Ankunft gab es außerdem noch ein SMS, dass der Lieferant gleich da ist. Der Lieferant war schnell, freundlich und kam mit Gurkerl-Maske. Beim Abliefern der Bestellung fragte der Lieferant außerdem, ob ich denn Pfandgut hätte, das er wieder mitnehmen und gutschreiben kann - ebenfalls ein Pluspukt.

Alle Produkte waren unversehrt, die Tiefkühlartikel waren so kalt, als ob man sie gerade aus der Kühltruhe genommen hätte. Außerdem waren sie in einem separaten Sackerl, damit andere Artikel nicht nass werden.

Das Gemüse war prächtig und tatsächlich in so einer Qualität, wie ich es mir auch selbst im Supermarkt ausgesucht hätte. 

Fazit

Man merkt Gurkerl an, dass das Unternehmen Erfahrung in dem hat, was es tut. Sortiment, Bestellung und Zustellung funktionieren tadellos und so, wie ich mir das von einem modernen Online-Supermarkt vorstelle. Kleinigkeiten, wie das nachträgliche Hinzufügen von vergessenen Artikeln oder die SMS-Benachrichtigung 5 Minuten bevor der Zusteller da ist, runden das Service ab. 

Kostenbewusste Supermarkt-Käufer sollten sich aber bewusst sein, dass Gurkerl kein Diskonter ist und auch keine Diskonter-Marken im Angebot hat. Bei fast allen Produkten handelt es sich um Markenprodukte mit entsprechenden Preisen. Wer also gelegentlich zu Clever, Budget und Co. greift, wird beim Gurkerl-Einkauf drauflegen. 

Im Vergleich zu den Online-Schienen bekannter Supermärkte wie Spar oder Billa kann Gurkerl aktuell für mich (noch) mit kurzfristigen Lieferfenstern punkten. Eine Supermarkt-Bestellung wird für mich dann uninteressant, wenn ich erst 5 Tage darauf warten muss. Ebenfalls ein direkter Konkurrent ist der ehemalige Getränkehändler Alfies.at, der sein Angebot mittlerweile um zahlreiche Supermarktartikel erweitert hat. Im Vergleich zu Gurkerl ist das Sortiment zwar nicht ganz so groß, dafür liefert Alfies 7 Tage die Woche und bis Mitternacht bzw. 1:00.

Abzuwarten bleibt, wie sich die vermutlich steigende Bekanntheit von Gurkerl und das steigende Liefervolumen auf die verfügbaren Zeitfenster auswirkt.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

mehr lesen
Thomas Prenner

Kommentare