Carbon Smartphone
Carbon Smartphone
© Gregor Gruber

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Hauchdünn und federleicht: Carbon-Smartphone ausprobiert

Ich habe mein Messe-Highlight gefunden. Nicht am Hauptgelände des Mobile World Congress, sondern in der Start-up-Nebenveranstaltung 4YFN (four years from now). In der letzten Ecke, bei wenig Licht und Zugluft, zwischen Kinderschutz- und Administrationssoftware, hat CarbonWorks einen genormten, zwei Quadratmeter großen Stand.

Dort ist das Carbon zu sehen. Nicht mehr nur als Rendergrafik. „Ein hübscher Dummy“ dachte ich mir, als mir Firas von CarbonWorks das Smartphone in die Hand drückte. Viel zu leicht für einen 5,1 Zöller und wahrscheinlich so dünn, weil noch kein Akku drin ist. Der Wow-Moment folgte, als er die Standby-Taste drückte. Es war kein Mock-up, sondern ein funktionierender Prototyp.

Es ist fast surreal, wie leicht und schlank das Carbon wirkt, selbst wenn man laufend mit Smartphone-Spitzenmodellen anderer Hersteller hantiert. Das Carbon wiegt 107 Gramm. Nüchtern betrachtet ist das gut 50 Prozent leichter als die aktuellen Spitzenmodelle von LG und Samsung. Hält man das Carbon in der Hand, könnte man glauben, dass es noch leichter ist, weil das geringe Gewicht sehr gut über das gesamte Gerät aufgeteilt ist.

Mit 4,6mm ist das Carbon sehr dünn. Allerdings schummelt hier das spanische Start-up, das erst kürzlich nach Berlin gezogen ist. Wie bei anderen Smartphones auch schaut die Kamera aus dem Gehäuse heraus, wodurch strenggenommen nicht das gesamte Carbon 4,6mm dünn ist.

Kein Metallrahmen

Für das geringe Gewicht sind die verwendeten Materialen verantwortlich. Der Unibody besteht aus Karbon und ein bisschen Titan. Der Materialmix wird in einer Form gegossen, wodurch es keine unschönen Spaltmaße oder unsaubere Kanten und Übergänge gibt.

Das klingt zwar nach PR-Text, allerdings wies bereits der Prototyp diese Eigenschaften auf. Die Kanten waren alle angenehm abgerundet, die Öffnungen für Elemente wie Kamera und Tasten sauber ausgearbeitet. Spalten, in denen sich Staub ansammeln konnte, waren nicht zu sehen.

Laut Fidas wird das Gewicht nicht nur durch das Karbongehäuse geringgehalten. Das Carbon verzichtet auch im Inneren auf einen Metallrahmen, was zusätzlich ein paar Gramm einspart. Deshalb soll es aber nicht weniger stabil als andere Smartphones sein. CarbonWorks verspricht, dass durch das Karbongehäuse das Handy drei Mal stabiler als ein Gerät mit Metallrahmen ist.

An der Rückseite gibt es noch ein optisches Gimmick: Das Carbon-Logo leuchtet, ähnlich, wie man es vom Apfel-Logo bei MacBooks kennt.

Nachteile

Carbon Smartphone
Die extrem dünne Bauweise könnte einen Nachteil haben: Wenig Platz im Inneren bedeutet wenig Platz für den Akku. Zu der Akkukapazität und Laufzeit wollte CarbonWorks keine Angaben machen.

Auch bei den Anschlüssen müssen Kompromisse zugunsten der dünnen Bauweise gemacht werden. Statt USB-C oder Micro-USB ist ein proprietärer Ladeanschluss vorhanden. Auch einen MicroSD-Slot gibt es nicht – dafür ist der interne Speicher mit 128 GB ausreichend dimensioniert.

Das 5,1-Zoll-Display ist ein AMOLED-Bildschirm in der FullHD-Auflösung. Aktuelle Spitzenmodelle anderer Hersteller lösen höher auf, im Hands-on machte das Display des Carbon aber einen brauchbaren Eindruck.

Das Betriebssystem ist Android 6.0 mit einer eigenen Oberfläche von CarbonWorks. Ob es ein Update auf Android 7.0 gibt, konnte mir Firas noch nicht beantworten.

Hoher Preis

Carbon oben, Samsung Galaxy S7 Edge unten
Günstig ist das Carbon jedenfalls nicht. Die erste Charge wird 899 Euro kosten, die laut Website ab dem 17. März ausgeliefert wird. CarbonWorks rechnet damit, dass das Smartphone regulär in drei bis vier Monaten bestellt werden kann.

Passend zum Smartphone wird CarbonWorks zwei Magnet-Covers anbieten. Die gezeigten Prototypen waren allerdings noch weit von der Serienreife entfernt. Beide sind faltbar, ähnlich wie ein iPad-Cover, um die Funktion eines Standfußes zu erfüllen. Das „Alien“-Cover wird von der Ecke aus gefaltet, während das klassische Cover längs gefaltet wird.

Erster Eindruck

Das Carbon ist ein beeindruckendes Smartphone. Es sieht toll aus und fühlt sich auch gut an. Ob es tatsächlich praxistauglich ist, hängt von der Akkulaufzeit des finalen Geräts ab. Denn wenn der Akku nach einem halben Tag leer ist, taugt es nicht mal als Luxus-Briefbeschwerer, weil es so leicht ist.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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