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HP Victus 16 (2022) im Test: Leistbares, aber lautes Gaming-Notebook

Der Victus 16 schafft Forza Horizon 5 in der Grafikeinstellung Ultra mit 42 bis 50 fps darzustellen

Victus ist eine Gaming-Submarke von HP. Sie reiht sich unter HPs Omen-Serie ein und ist dementsprechend günstiger.

Eines dieser Geräte ist der Victus 16, der bereits ab 1.100 Euro erhältlich ist. Ich habe das 2022er-Modell getestet.

Wahlweise mit Intel- oder AMD-CPU

Der Victus 16 ist in mehreren Ausstattungsvarianten verfügbar. Die günstigsten Versionen haben Intel i5 oder AMD Ryzen 5 CPUs. Die besseren Versionen kommen mit i7 bzw. Ryzen 7. Speichervarianten reichen von 8 GB bis 32 GB RAM, die SSD ist entweder 512 GB oder 1 TB groß.

Beim Grafikchip muss man Abstriche machen, was bei einem Gaming-Laptop in dieser Preisklasse zu erwarten ist. Hier haben alle Victus 16 eine Geforce RTX 3050 Ti mit 4 GB DDR6.

Beim Display hat man die Wahl zwischen einem Bildschirm mit 1.920 x 1.080 Pixel und 144 Hz und einem mit 2.560 x 1.440 Pixel mit 165 Hz.

Das mir zur Verfügung gestellte Testgerät ist, abgesehen vom Display, das Spitzen-Modell der AMD-Varianten. Der Victus 16-e1900 hat eine Ryzen 7 6800H CPU, 32 GB RAM, 1 TB SSD und ein FullHD-Display. Preis: 1.499 Euro.

Generisches Design

Der Victus 16 hat ein dunkelgraues Plastikgehäuse. Für ein Gaming-Gerät sieht das sehr unauffällig aus. Das glänzende V-Logo am Deckel wirkt generisch. Dazu passt auch die kantige Form, die ich gefühlt schon 58-mal bei Gaming-Notebooks gesehen habe.

Der Victus 16 könnte auch als 3D-Modell in Computerspielen in Büros herumstehen, die modern wirken sollen – so generisch sieht er aus. Das heißt aber nicht, dass er hässlich ist. Er sticht nur weder besonders positiv noch negativ mit seinem Äußeren heraus.

Verarbeitungsqualität

Unschöne Spaltmaße hat der Laptop nicht. Dafür sind die Ecken und Kanten aber eine Spur zu scharfkantig. Wirklich auffällig wird der günstige Preis des Geräts, wenn man es angreift.

Der Display-Deckel lässt sich bedenklich leicht eindrücken und biegen. Das geht so leicht, dass sich erst der Deckel biegt, bevor sich das Display öffnen lässt, wenn man es im geschlossenen Zustand an einer Ecke nach oben zieht.

Auch das untere Gehäuse lässt sich eindrücken, aber nicht so stark wie der Deckel. Beim Tippen und Bedienen des Touchpads gibt es zum Glück nicht nach.

Die Scharniere des Deckels halten zwar das Display im gewünschten Winkel, lassen den Bildschirm aber sehr lange nachwackeln. Im Alltag ist das kein großes Problem, da es kein Touchscreen ist und die Gummifüßchen des Victus 16 Stöße gegen den Tisch gut genug abfedern, damit der Bildschirm nicht zu wackeln beginnt.

Formfaktor

16 Zoll ist eine interessante Zwischengröße für einen Gaming-Laptop. Der Victus 16 kann noch transportiert werden und die Bildschirmgröße reicht, um Zuhause darauf zu spielen und zu arbeiten.

Mit 2,4 Kilogramm ist der Victus 16 allerdings kein Leichtgewicht und mit 2,8 Zentimeter auch nicht schlank. Hinzu kommt noch das 200-Watt-Netzteil, das mit 16,4 x 7,5 Zentimeter ebenfalls groß ausgefallen ist.

An der rechten Seite des Notebooks befinden sich 2 USB-A-Anschlüsse. Links ist der Netzanschluss, eine Ethernetbuchse, ein HDMI-Anschluss, ein weiterer USB-A- und ein USB-C-Port. Ebenfalls links: SD-Card-Reader und Kopfhöreranschluss.

Display

Ein FullHD-Display macht bei dem Gerät Sinn, da man bei höherer Auflösung ohnehin nicht die gewünschten fps rauskriegen würde. Dass das Display allerdings nur 250 Nits Helligkeit hat, ist ein wenig enttäuschend.

Allgemein ist das entspiegelte Display gehobenes Mittelmaß. Die Schärfe passt und die 144 Hz sind willkommen. Die geringe Helligkeit, der mäßige Kontrast und die eher neutralen Farben lassen die Darstellung aber manchmal fad und oft zu flach wirken.

HP gibt als Farbskala 45% des NTSC-Farbraums an. Das ist typisch für das Budget-Segment und mit ein Grund, warum die Darstellung nur mäßig ist. Zur Fotobearbeitung ist der Victus 16 damit jedenfalls nicht geeignet.

Bloatware

Folgende Software und Shortcuts sind vorinstalliert, die bei einem Gaming-Notebook unter Bloatware fallen:

  • Alexa
  • Dropbox Sonderaktion
  • ExpressVPN
  • Mcafee Virenschutz
  • Wildtangent
  • Microsoft Office Testversion
  • Disney+
  • Prime Video
  • Instagram
  • Spotify
  • TikTok
  • WhatsApp
  • Clipchamp

Als eigene Software hat HP den Omen Gaming Hub vorinstalliert, der auch eine eigene Taste am Keyboard hat. Dieser verspricht, mit einem Optimizer und Cleaner den Laptop für Gaming fit zu halten. Außerdem gibt es "KI-Coaching" für League of Legends und Werbung, um Gaming-Zubehör von HP zu kaufen.

Tastatur

Durch die 16-Zoll-Größe geht sich beim Victus 16 ein Nummernblock aus. Allerdings ist alles so gequetscht, dass ich mich frage, ob es nicht besser gewesen wäre den wegzulassen und dafür die Tastatur sinnvoller zu gestalten.

Die Tastatur ist ein 90-Prozent-Keyboard, die Tasten sind also etwas kleiner als bei einem richtigen Keyboard. Die Enter-Taste ist nur halb so groß, die Raute-Taste liegt darüber: Das ist ungewohnt für die meisten Nutzer*innen im deutschsprachigen Raum. Für die Tasten kann eine Beleuchtung eingeschaltet werden. Farbe und Stärke der Beleuchtung sind nicht einstellbar.

Wer lieber mit Cursor-Tasten statt WASD spielt, wird eine externe Tastatur brauchen. Die Pfeiltasten sind nämlich beim Victus 16 so winzig, dass sie für das Spielen unbrauchbar sind.

Auch sonst ist langes Spielen auf der Tastatur nicht besonders angenehm, weil der Laptop hoch ist und scharfe Kanten hat. Hier kann man sich mit einer Handballenauflage helfen – oder man spielt mit einem Controller.

Immerhin funktioniert das Tippen gut. Die Tasten haben einen klaren Anschlag: Drückt man die Taste, wird zuverlässig ausgelöst. Die Lautstärke ist zudem gering. Sollte man den Victus 16 zum Arbeiten nutzen, wird das Getippe nicht störend im Büro auffallen.

Touchpad

Das Touchpad hat Übergröße. Genau wie die Tastatur ist es leicht nach links gerückt im Gerät, wegen des Nummernblocks.

Die Übergröße ist eher unnötig bei einem Gaming-Notebook, stören tut sie aber nicht. Per Fn-Shortcut lässt sich das Touchpad schnell deaktivieren, wenn man etwa per Maus spielt und nicht beim WASD-Spielen mit der linken Hand unabsichtlich den Cursor bewegen will.

Beim Drücken des Touchpads für Links- und Rechtsklick gibt das Gehäuse merkbar nach. Das Geräusch ist laut und leicht ächzend – beides ist wieder eine Erinnerung, dass der Victus 16 kein Premiumgerät ist.

Leistung

Trotz der Limitation durch den Grafikchip bietet der Victus 16 durchaus gute Leistung beim Gaming. Hier eine Auswahl der getesteten Games (alle inkludiert im Game Pass Ultimate), alle mit der Auflösung 1.920 x 1.080 Pixel und im Netzbetrieb:

  • Far Cry 5, Ultra, TAA, HD-Texturen: Über 70 fps
  • Crysis 3, Höchste Grafikeinstellungen mit TSAA: 40 bis 60 fps
  • Back 4 Blood, Ultra: 130 bis 140 fps
  • Forza Horizon 5, Ultra: 42 bis 50 fps
  • Death Stranding, sehr hoch: 80 fps
  • Rainbow Six Extraction, Ultra: 33 fps

Wunder vollbringt der Victus 16 aber nicht. Wer mit mehr als 60 fps spielen will, muss bei neueren Games die Grafikqualität runterdrehen und/oder auf Effekte wie Raytracing und Antialiasing verzichten. Ein Beispiel: Warhammer 40.000 Darktide läuft mit mittlerer Grafikeinstellung und niedriger Raytracing-Qualität trotzdem nur mit 25 bis 30 fps.

Extrem lauter Lüfter

Sobald man zu spielen beginnt, dreht der Lüfter richtig auf. Es ist brutal, wie laut er ist. Er ist so laut, dass es massiv störend ist. Das Lüftergeräusch übertönt Dialoge, wenn die Lautsprecher des Laptops unter 70 Prozent Lautstärke aufgedreht sind. Das Geräusch ist permanent da und ruiniert die Atmosphäre in Spielen. Die einzige Lösung: Kopfhörer, am besten mit aktiver Geräuschunterdrückung.

Die Lautsprecher des Victus 16 sind in Ordnung, wenn man sie mal hört. Es fehlt der Bass und nach oben hin Klarheit. Dafür erzeugen sie aber eine passable Surround-Sound-Illusion. Die Maximallautstärke ist beachtlich, der Sweet-Spot liegt aber zwischen der Lautstärke 50 bis 60 Prozent. Bei über 70 Prozent machen sich die Schwächen der Lautsprecher sehr deutlich bemerkbar.

Wo viel Lärm ist bei Lüftern, ist auch Hitze: Das Meiste wird nach hinten rausgeblasen. Auf den Schoß sollte man sich den Laptop beim Zocken definitiv nicht legen, da er auch unten warm wird. An der Oberseite, rund um die Tastatur, wird die Temperatur nicht unangenehm warm.

Akkulaufzeit

Wer leistungshungrige Games spielt, hat besser das Netzteil dabei: Ansonsten ist nach 90 bis 120 Minuten Schluss. Bei gemischter Nutzung ohne Gaming, also Surfen, Arbeiten, Videos schauen, hält der Laptop 4 bis 5 Stunden durch.

Fazit

Für 1.500 Euro bekommt man mit dem Victus 16 passable Leistung geboten. Dafür muss man aber einige Kompromisse eingehen. Ohne Kopfhörer ist der Victus 16 quasi nicht benutzbar. Wer eine bessere Darstellung will, schließt einen externen Monitor an. Und weil man schon dabei ist, eine vernünftige Tastatur, die weniger anstrengend für die Handgelenke ist. Und dann kann man sich fragen, wieso man nicht gleich einen Desktop-PC gekauft hat, der um 1.500 Euro mehr Leistung hat.

Wer die Peripherie ohnehin schon zuhause hat, aber dennoch mobil bleiben möchte (falls man aus dem Wohnzimmer geschmissen wird, weil die Partner*in wegen des lauten Lüfters den Fernseher nicht mehr hört), kann den Victus 16 in die nähere Auswahl für eine mögliche Anschaffung geben.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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