Apple iPhone X
Apple iPhone X
© Thomas Prenner

Apple

iPhone X im Test: Teurer, aber nicht besser als die Konkurrenz

Apple mag keine Veränderungen. Während die Konkurrenz einen Neustart nach dem anderen wagt, hat der US-Konzern seinen Goldesel iPhone in den vergangenen zehn Jahren nur selten verändert. Man hatte es schlicht und ergreifend nicht notwendig. Denn obwohl der US-Konzern die Innovation der Konkurrenz überließ, feierte man Rekordquartal um Rekordquartal.

Hin und wieder kann aber auch Apple die Konkurrenz nicht ignorieren und muss dem Branchentrend folgen. Zuletzt war das 2014 der Fall, als mit dem iPhone 6 der Bildschirm spürbar vergrößert wurde. Und auch dieses Jahr konnte sich Apple dem aktuellen Hype um “rahmenlose” Smartphones nicht entziehen, der von Samsung, Google und dem chinesischen Hersteller Xiaomi befeuert wird. Smartphones, deren Front zu 75 Prozent oder mehr vom Bildschirm eingenommen wird, sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern lassen auch zunehmend die Grenze zwischen virtueller und realer Welt verschwimmen.

Apples Antwort auf diesen Trend ist das iPhone X (das übrigens “Ten” ausgesprochen wird, nicht “X”). Gemessen am üblicherweise eher zaghaften Tempo Apples ist das neue Smartphone geradezu eine Revolution. Aus für den Home-Button, das Retina-Display mit 16:9-Verhältnis und LCD sowie dreistellige Preise. Stattdessen gibt es Gesichtserkennung, ein fast rahmenloses OLED-Display im 18:9-Verhältnis sowie Rekordpreise jenseits der 1000-Euro-Grenze. Ach ja, und einen sprechenden Kackhaufen. Ist das die Zukunft der Smartphones? Die futurezone hat die neue Apple-Generation genauer unter die Lupe genommen.

Optisch macht das iPhone X zwei Sprünge nach vorn, aber auch einen zurück. Das stark abgerundete Design erinnert an eine Mischung aus iPhone 6 und iPhone 4. Das ist nicht zuletzt der Glas-Rückseite zu verdanken, die dem Smartphone zwar einen hochwertigen Eindruck verleiht, wohl aber auch ebenso leicht zerbrechlich ist. Das zeigen zumindest erste Vergleichstests von Cnet und der Versicherungsfirma SquareTrade. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich daher ein robustes Gehäuse zulegen. Damit wird das 7,7 Millimeter dünne iPhone zwar spürbar dicker, doch das ist wohl die frustfreie Alternative zu einer kostspieligen Reparatur.

Apple iPhone X

Das Glas ist wie bei vielen anderen Modellen ein wahrer Fingerabdruckmagnet. Beim getesteten Modell in Silber waren diese jedoch kaum sichtbar. Wie bei der Apple Watch kommt nun auch Edelstahl beim Rahmen zum Einsatz. Dieser zerkratzt unglücklicherweise genauso stark wie bei der Apple Watch, sodass bereits nach wenigen Tagen leichte Kratzer an den Ecken sichtbar waren. Auch hier empfiehlt sich zumindest eine Schutzhülle. Der Übergang zwischen Rahmen, Front und Rückseite ist nahezu nahtlos. Das Kamera-Modul steht deutlicher als beim Vorgänger hervor, weswegen das Smartphone weiterhin nicht auf dem Tisch liegend verwendet werden kann. Im Alltag ist das Kamera-Modul aber durchaus hilfreich, um die richtige Orientierung des Smartphones festzustellen - optisch sind ja an der Front ohne Home-Button kaum mehr Unterschiede zwischen “oben” und “unten” feststellbar.

Kabellosen Laden geht bei den neuen iPhones jetzt auch mit 7,5 Watt

Während sich Samsung mit dem an den Rändern gebogenen Display zumindest teilweise ein “rahmenloses” Design erschummelt hat, versteckt Apple den relativ schmalen Rahmen nicht. Dieser würde auch nicht sonderlich stark auffallen, wenn da nicht der bereits berühmt-berüchtigte “Notch” (englisch für “Einkerbung”) wäre. Der breite schwarze Streifen an der oberen Kante des Displays beherbergt neben Frontkamera und Lautsprecher auch die Sensoren für die “Face ID”-Funktion. Optisch ist der schwarze Balken zunächst gewöhnungsbedürftig, nach einer Weile fällt er jedoch kaum mehr auf. Das liegt auch daran, dass der Platz zumindest von iOS mittlerweile sinnvoll genutzt wird (siehe Bedienung).

Mit 174 Gramm ist das iPhone X kein Leichtgewicht, das Gewicht ist jedoch gut verteilt. Das Smartphone liegt gut in der Hand und lässt sich dank dem effizienten Display-zu-Gehäuse-Verhältnis (82,9 Prozent des Displays nehmen die Front ein) angenehm mit einer Hand bedienen.

Wie die Konkurrenz setzt Apple nun auf ein Bildverhältnis von 18:9 statt 16:9. Das schmale Format sorgt dafür, dass das große Display auch mit einer Hand gut bedienbar ist. Doch wie einst beim iPhone 5, als man von 3:2 auf 16:9 wechselte, sind auch dieses Mal noch viele Apps nicht an das neue Bildformat angepasst. So werden zahlreiche Apps nach wie vor mit schwarzen Balken gestartet.

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Besonders deutlich fällt das bei der Video-Wiedergabe auf: Man hat die Wahl zwischen einem 16:9-Video mit schwarzen Balken links und rechts oder einem Zoom auf die Breite des Bildschirms. Bei letzterer Variante könnten aber auch Teile des Bilds verloren gehen. Einen Modus, mit dem das Bild auf das breitere Format gestreckt werden kann, gibt es vorerst nicht. Samsung bietet beim Galaxy S8 zumindest einen Modus an, bei dem lediglich der Rand des Videos gestreckt wird.

Keine starke Farbverschiebung

Der Wechsel von LCD auf OLED hat sich für Apple ausgezahlt. Das von Samsung produzierte Panel überzeugt mit hoher Helligkeit und kräftiger Farbdarstellung. Die hohe Helligkeit ist wohl auf die PenTile-Matrix zurückzuführen. Beim Neigen lässt sich, wie für OLED üblich, eine leichte Farbverschiebung zu Blau feststellen. Diese fällt allerdings, im Gegensatz zum Google Pixel 2 XL, erst bei steileren Betrachtungswinkeln auf und fällt deutlich geringer aus. Mit einer Auflösung von 2436 mal 1125 Pixel kann das Display zudem eine deutlich höhere Pixeldichte als seine Vorgänger aufweisen.

Apples “True Tone”-Technologie passt zudem auf Wunsch auch die Farbtemperatur des Displays an die aktuelle Lichtsituation an. Der Sensor fällt laut Apple im iPhone X deutlich präziser aus als bei iPhone 8 und iPad Pro. Das Feature ist beim Videoschauen durchaus praktisch, beim Bearbeiten von Fotos kann das angepasste Farbprofil aber lästig sein. Glücklicherweise kann es auch auf Knopfdruck deaktiviert werden.

Wer das Smartphone neu erfinden will, muss auch gewohnte Design-Elemente über Bord werfen. Dazu zählt auch der üblicherweise an der Front verbaute Home-Button. Während die Konkurrenz zunehmend darauf verzichtet und den Fingerabdrucksensor stattdessen auf der Rückseite verbaut, verzichtet Apple vollständig auf seine “Touch ID”. Stattdessen setzt man nun auf “Face ID” - das Gesicht wird zum Passwort. Möglich wird das durch die neue sogenannte “TrueDepth”-Kamera. Diese nutzt eine Kombination verschiedener Sensoren, um ein 3D-Modell des eigenen Gesichts zu erstellen. Für die Tiefeninformation wird der Nutzer beispielsweise, ähnlich wie bei der Microsoft Kinect, mit rund 30.000 Lichtpunkten bestrahlt, die über einen Infrarotsensor erkannt werden.

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Apple behauptet, “Face ID” sei um den Faktor 20 sicherer als “Touch ID”. Denn während bei “Touch ID” die Wahrscheinlichkeit bei 1 zu 50.000 liegt, dass ein ähnlicher Fingerabdruck das Gerät entsperrt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei Gesichtern lediglich bei eins zu einer Million. Die einzige Ausnahme: Geschwister, insbesondere Zwillinge, sowie Kinder unter 13 Jahren. Zumindest theoretisch kein schlechter Tausch. Doch in der Praxis werden sich vor allem iPhone-Veteranen rasch umgewöhnen müssen. Denn der Entsperrvorgang ist zwar ähnlich schnell, hat aber eine andere Dynamik. Das Gerät wird zwar durch das Scannen des Gesichts entsperrt, allerdings muss man den Sperrbildschirm selbst “wegwischen”. Das verwirrt etwas, da man bei der “Touch ID” durch Auflegen des Fingers direkt auf den Home Screen gelangt.

In puncto Geschwindigkeit macht das allerdings keinen Unterschied. Seit iOS 10 muss zuvor der Home-Button betätigt werden, um zur PIN- bzw. “Touch ID”-Eingabe zu gelangen. So sind sowohl “Touch ID” als auch “Face ID” nahezu gleich schnell. Einen leichten Geschwindigkeitsvorteil hat die “Face ID” beim Öffnen von Benachrichtigungen, bei der man den Sperrbildschirm nicht selbst zur Seite wischen muss. Da das Gesicht meist schon erkannt wurde, wenn man diese antippt, geschieht das nahezu übergangslos. Zudem entfällt das lästige Umgreifen, um den Finger auf den Home-Button zu legen.

Keine Angst vor Gesichtsbedeckung

Im Test erwies sich die “Face ID” als relativ zuverlässig. In rund neun von zehn Fällen wurde das Gesicht erkannt, nur selten verweigerte das iPhone den Zugriff. Ein Muster ließ sich bei den Fehlversuchen nicht erkennen, da die Szenarien meist stark variierten. Überraschenderweise wurde das Gesicht bei schlechten Lichtbedingungen meist schneller erkannt als bei gleißend hellem Tageslicht.

Deutliche Probleme gab es jedoch, wenn das Gesicht nicht vollständig sichtbar war, beispielsweise wenn man einen Schal trägt. Andere Accessoires, wie Brillen, Mützen oder Hüte bereiteten keine Probleme. Mit einer dunklen Sonnenbrille lässt sich das Smartphone jedoch nicht aktivieren, da nicht erkannt wird, ob der Nutzer gerade auf den Bildschirm schaut. Laut Apple soll das Smartphone laufend dazulernen und Veränderungen, beispielsweise Gewichtsveränderungen, andere Frisuren oder Bartstile erkennen. Kurioserweise dauert der Scan mit rund zwei Sekunden stets gleich lang, egal ob die Erkennung erfolgreich verläuft oder nicht.

Kein heimliches Entsperren

Durchaus praktisch: Wenn der Bildschirm wegen einer eingehenden Benachrichtigung aktiviert wird, bleibt der Inhalt der Benachrichtigung vorerst verborgen. Erst wenn man den Blick auf den Bildschirm richtet, wird auch der Inhalt angezeigt. Etwas lästig war jedoch, dass das iPhone X von Haus aus den Bildschirm aktiviert, wenn es angehoben wird. Das soll den Entsperrvorgang beschleunigen, da man die Power-Taste nicht betätigen muss, allerdings wurde der Bildschirm auch oftmals versehentlich aktiviert, wenn man das Smartphone einfach in der Hand hielt.

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Wer zudem Angst hat, dass beispielsweise ein misstrauischer Partner das Smartphone entsperrt, während man schläft, darf sich wieder entspannen. Um Fälle wie jenen eines Mädchens,das mit dem Fingerabdruck ihrer schlafenden Mutter Einkäufe auf Amazon tätigte, zu verhindern, erfordert “Face ID” die Aufmerksamkeit des Nutzers. Nur wenn man den Blick direkt auf das Gerät richtet, wird das Smartphone entsperrt. Im Test ließ sich das iPhone X nicht täuschen. Sowohl beim Wegschauen oder mit geschlossenen Augen wurde das Gerät nicht entsperrt und vibrierte mit einer Fehlermeldung.

Daten bleiben auf dem Gerät - wenn man will

Apple musste sich auch etwas Neues überlegen, um versehentliche Käufe mit der Face ID zu verhindern. Wer eine neue App herunterladen oder einen Kauf bestätigen will, muss dafür zwei Mal die Seitentaste betätigen. Erst dann wird Face ID gestartet. Der US-Konzern beteuert zudem, dass die biometrischen Daten, wie bei “Touch ID”, nur auf dem Gerät gespeichert werden. Apple selbst erhält keinen Zugriff darauf, außer man gibt die Einwilligung dazu. Für Aufregung sorgte jedoch die Tatsache, dass App-Entwickler ebenfalls den Nutzer um Gesichtsdaten bitten können. Datenschützer befürchten, dass die Daten missbraucht werden könnten, beispielsweise um die Wahrnehmung von Werbung zu überprüfen. Eine durchaus reale Bedrohung, wie ein Blogpost des österreichischen Sicherheitsforschers Felix Krause beweist.

Etwas enttäuschend ist, dass nur ein Gesicht gespeichert werden kann. So kann das Gerät nur schwer mit anderen Personen, beispielsweise Familienmitgliedern, geteilt werden. Wer zudem Apps, beispielsweise Passwort-Manager wie LastPass, bisher mit “Touch ID” entsperrt hat, kann nun problemlos “Face ID” nutzen. Alle Apps im Test wurden bereits auf das neue System portiert.

Animoji: Viel Potenzial, wenig Nutzen

Künftig könnte der “TrueDepth”-Sensor aber auch von anderen App-Entwicklern genutzt werden. Apple liefert mit den “Animojis” das erste Beispiel dafür ab. Dabei kann der Nutzer in die Rolle eines 3D-Emojis, beispielsweise eines Roboters, eines Einhorns oder eines Kackhaufens, schlüpfen. Einfache Mimik und Gesten werden vom Sensor erkannt und auf das “Animoji” übertragen. Der Nutzer kann auf Knopfdruck eine bis zu zehn Sekunden kurze Nachricht aufnehmen und diese an seine Kontakte verschicken - vorerst aber nur auf iMessage.

Animoji-Feature auf dem iPhone X

Die Animojis sind ein lustiges Gimmick, die aber lediglich das Potenzial dieser Technologie aufzeigen. Andere App-Entwickler, insbesondere für Augmented-Reality-Apps, dürften rasch von dieser Funktion Gebrauch machen. Diese dürften dann, im Gegensatz zu einem lachenden Kackhaufen, für mehr als nur einen kurzen Lacher gut sein.

Wischen statt Drücken

Ohne Home-Button musste Apple auch die Bedienung anpassen. Auf den Home-Button gelangt man nun stets durch schnelles Wischen von der unteren Displaykante zur Mitte. Damit man den Überblick nicht verliert, wird dort meist ein weißer Balken angezeigt. Doch ebendieser weiße Balken zwingt Apple auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Wird die Bildschirmtastatur aktiviert, bleibt dieser Bereich frei, stattdessen wird ein fetter grauer Balken angezeigt. Zurück, sofern möglich, geht man durch einen Wisch von der rechten Displaykante zur Mitte.

Der Taskmanager ist etwas ungewöhnlich gelöst. Statt doppelt die Home-Taste anzutippen, muss man nun wieder von der unteren Displaykante zur Mitte wischen und dabei den Finger auf dem Bildschirm halten. Hat man den gewünschten Punkt erreicht, signalisiert eine kurze Vibration, dass der Task-Manager “eingerastet” ist. Es erfordert, ähnlich wie 3D Touch, etwas Übung zu Beginn, nach einer Weile fühlt es sich deutlich intuitiver als die bisherige Lösung an. Das Schließen von Apps ist hingegen etwas mühsamer: Statt die offenen Fenster “wegzuwischen”, müssen diese länger gedrückt werden. Erst dann wird ein rotes Minuszeichen angezeigt, mit dem diese geschlossen werden können.

Das Öffnen der Benachrichtigungen bzw. des Control Centers hat Apple ebenfalls gut gelöst. Hier fungiert der Display-Balken als Trennelement. Wischt man von der linken Hälfte der oberen Displaykante nach unten, werden die Benachrichtigungen geöffnet, von der rechten Seite lässt sich das Control Center öffnen. Eine weitere Änderung gibt es bei den Tastenkürzeln. Um einen Screenshot anzufertigen, muss man nun die Power-Taste und die Lautstärke-erhöhen-Taste gleichzeitig betätigen. Längeres Halten der Power-Taste aktiviert ungewöhnlicherweise Siri. Um das Smartphone ausschalten oder in den SOS-Modus versetzen zu können, muss der Nutzer nun die Power-Taste und eine der Lautstärke-Tasten gleichzeitig drücken.

Wie das iPhone 8 Plus und auch Konkurrenzmodelle wie das Samsung Galaxy Note 8 verfügt auch das X über zwei Kameralinsen mit unterschiedlichen Brennweiten und Blenden bei einer maximalen Auflösung von zwölf Megapixel. Das ermöglicht neben der gewohnten Weitwinkel-Brennweite auch Aufnahmen im Tele-Bereich. Verglichen mit 35mm-Kameras erlaubt das X also Aufnahmen mit 28 bzw. 56 Millimeter Brennweite. Die maximale Blende der Weitwinkel-Linse beträgt f1,8, die der Tele-Linse liegt bei f2,4. Im Weitwinkel-Bereich ist das iPhone also lichtstärker und liefert eine höhere Abbildungsqualität. Das ist auch schon bei anderen iPhone-Modellen und beim Note 8. Diese Umstand bemerkt man auch in der Praxis mit dem iPhone X. In dunklen Foto-Situationen werden Fotos im Tele-Modus spürbar schneller verschwommen.

Unterschied zum iPhone 8

Zwar ist auch das iPhone 8 mit einer Dual-Kamera ausgestattet, einige Unterschiede zum X finden sich aber dennoch. Sie betreffen ausschließlich das Tele-Objektiv. So ist jenes beim iPhone 8 mit einer maximalen Blende von f2,8 eine Spur lichtschwächer und verfügt über keine optischen Bildstabilisator.

In der Praxis

In vielen Situationen als störend empfand ich das automatische softwareseitige Post-Processing der Fotos. Jenes wirkte, als hätte man die Regler für Kontrast und Schärfe einfach voll nach oben gedreht. Besonders deutlich wurde diese übertriebene Nachschärfung bei Aufnahmen im Freien unter bewölktem Himmel. Auf dem Handy-Display sahen diese Fotos zwar relativ ansprechend aus, beim Betrachten auf einem Monitor fiel der übertriebene Kontrast sehr schnell unangenehm auf.

Die verschärfte Nachbearbeitung des iPhones stach im Test auch beim direkten Vergleich mit Fotos des Samsung Galaxy Note 8 ins Auge. Die iPhone Fotos haben nochmal diese Spur mehr Kontrast, der in manchen Situationen einfach zu viel ist. Fotografiert wurde im Test bei beiden Geräte im Standard-Modus.

Porträts und Front-Kamera

Wie schon das iPhone 8 und die Samsung-Konkurrenz verfügt auch das iPhone X über einen Porträt-Modus, der eine künstliche Tiefenunschärfe erzeugt, wodurch die Fotos aussehen, als hätte sie man mit einer Spiegelreflexkamera gemacht. Die entsprechende Technik gibt es bereits seit längerem, im iPhone ist sie aber so gut eingesetzt wie bei bis jetzt keinem Apple-Smartphone. Es braucht schon einen genauen Blick und eine 100-Prozent-Ansicht, um unter guten Bedingungen den Unterschied zu einer DSLR zu erkennen.

Fazit

Sowohl die Weitwinkel- als auch der Tele-Modus machen in der Praxis einen außerordentlich guten Eindruck. Egal ob bei strahlendem Sonnenschein, oder bei schwachem Licht das iPhone X schießt hervorragende Fotos und zählt zu den aktuell besten Smartphone-Kameras am Markt. Das softwareseitige Post-Processing ist unterm Strich Geschmackssache, mir ist der Grad an Kontrast und Schärfe beim iPhone X schon zu unnatürlich.

Einen guten Eindruck macht auch die Front-Kamera. Mit einer maximalen Auflösung von sieben Megapixel und einer Blende von f2,2 hat sie genügend Kapazitäten, um für ansprechende Selfies zu sorgen.

Der Akku wirkt mit 2716 mAh etwas unterdimensioniert, doch im Test kam man damit problemlos durch den Tag. Der Akku war meist in rund zwei Stunden vollständig geladen. Ein Novum für Apple-Smartphones: Das iPhone X unterstützt dank Glas-Rückseite erstmals drahtloses Laden nach dem Qi-Standard. Dabei werden aber vorerst maximal 7,5 Watt Leistung weitergegeben, weswegen das drahtlose Laden deutlich langsamer ausfällt als mit Kabel. Laut Apple ist auch “Schnellladen” möglich, wenn ein kompatibles USB-C-Netzteil, beispielsweise jene vom MacBook Pro, verwendet werden. Dafür benötigt man aber auch ein kompatibles USB-C-auf-Lightning-Kabel. Laut Apple ist das Smartphone so binnen 30 Minuten auf 50 Prozent geladen.

3DMark (Sling Shot Extreme, v2.0): 2990 Punkte
BaseMark OS II: 3738 Punkte
AnTuTu (v6.2.7): 224.690 Punkte

In den verfügbaren Benchmarks erwies sich der verbaute Apple-SoC A11 als rasend schnell. Insbesondere bei CPU-lastigen Aufgaben liegt man deutlich über dem Qualcomm Snapdragon 835, aber auch über Huaweis Kirin 935. In Belastungstests erhitzte sich das Smartphone zudem nur gering, es ließ sich stets problemlos in der Hand halten. Performance-Probleme ließen sich im Alltag nie feststellen, auch bei anspruchsvollen 3D-Spielen mit Apples ARKit gab es keine Ruckler. Dieses Smartphone wird wohl noch eine Weile auf keine Performance-Hürden stoßen und ist auch für die von Apple heraufbeschworene AR-Zukunft gut vorbereitet.

Einfache Antwort: Nein. Das Smartphone mag für Apples Verhältnisse ein ungewohnt weiter Schritt nach vorne sein, es bietet aber im Vergleich zur Konkurrenz nichts, das diesen gewaltigen Aufpreis rechtfertigen kann. Die Verarbeitung ist hochwertig und makellos, wie man es von Apple gewohnt ist. Und auch die Hardware-Ausstattung kann sich dank gutem OLED-Panel, flottem SoC und exzellenter Kamera weiterhin sehen lassen. Doch obwohl es sich unbestritten um das beste iPhone aller Zeiten handelt, dürften selbst eingefleischte Apple-Fans bei diesem Preis zögern.

Zurecht, denn die Konkurrenz bietet, abgesehen vom Ökosystem, die gleiche Leistung (und manchmal sogar mehr) für weniger Geld. Wer unbedingt schon jetzt einen Blick in die Zukunft von Apple-Smartphones werfen will, darf bedenkenlos zuschlagen. Allen anderen kann man nur zu einem günstigeren Smartphone raten. Denn im Vergleich wirken selbst 799 Euro (UVP) für Samsungs ebenfalls rahmenloses Galaxy S8 wie ein Schnäppchen.

Die Testgeräte wurden für einen begrenzten Zeitraum von den Mobilfunkern A1 und T-Mobile zur Verfügung gestellt.

Modell:
iPhone X
Display:
5,8 Zoll AMOLED-Bildschirm - 2436x 1125 Pixel (18:9, 458 ppi, kratzfestes Schutzglas, Hersteller unklar)
Prozessor:
Hexacore-SoC (Apple A11)
RAM:
3 Gigabyte
Speicher:
64/256 GB intern, kein microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
iOS 11
Anschlüsse/Extras:
Lightning, Bluetooth 5.0, WLAN (a/b/g/n/ac), LTE Cat 12, IP67 (wasser- und staubdicht)
Akku:
2716 mAh
Kamera:
12 Megapixel (Dual-Kamera: Weitwinkel- (f/1.8) und Tele-Linse (f/2.4); Dual-LED-Blitz, optischer Bildstabilisator), 7 Megapixel (Frontkamera, f/2.2)
Videos:
Aufnahme in 2160p bei 60 fps möglich
Maße:
143,6 x 70,9 x 7,7 mm, 174 Gramm
Preis:
ab 1149 Euro (64 GB Speicher; 256 Gigabyte: 1319 Euro)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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