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Magenta Entertain Box 4K im Test: Ein überfälliges Update

Seit UPC Set-Top-Boxen für sein Kabel-TV-Angebot einführte, ärgerten sich Kunden darüber. Die zuletzt angebotene Horizon Box sollte zwar smart sein, war aber in vieler Hinsicht enttäuschend.

Mittlerweile ist UPC in Magenta aufgegangen und die schon beim Erscheinen vor 4 Jahren altmodisch wirkende Horizon Box ist ein Schandfleck unter dem neuen 4K-TV. Bühne frei für die Magenta Entertain Box 4K. Ich habe die neue Set-Top-Box 4 Wochen lang getestet.

Schlanke Box

Optisch ist die Box 4K ein Riesenfortschritt. Sie ist deutlich kleiner und misst 23 x 15,5 x 2,6 cm. Damit ist sie flach genug, um auch unter die meisten TV-Standfüße zu passen. Auch wenn die kompakte Form zum Stapeln einlädt, sollte man das nicht machen: Die Box 4K ist durch eine nahezu komplett gelochte Ober- und Unterseite nur passiv gekühlt. Stellt man sie auf ein anderes elektronisches Gerät, das auch Wärme abgibt, könnte das längerfristig zu Beschädigungen führen.

Hergestellt wird die Box von Humax. Neben Coax, HDMI, Ethernet, einen optischen Audioausgang und den USB-Service-Port gibt es noch ein Relikt an der Rückseite: Einen Scart Out, um die Box 4K auch an TV-Geräte anschließen zu können, die so alt sind, das sie keinen HDMI-Anschluss haben.

Die Fernbedienung ist ebenfalls eine willkommene Verbesserung, sowohl ästhetisch als auch haptisch. Die grausliche Tastatur an der Rückseite, die die Fernbedienung der Horizon Box hatte, gibt es nicht mehr. Die neue Fernbedienung hat ein ansprechendes, aufgeräumtes Tastenlayout - wobei die Zahlentasten verzichtbar gewesen wären, da es ohnehin Sprachsteuerung und Sender-Favoritenlisten gibt. Das Gewicht der Fernbedienung ist im Vergleich mit den Steuerungen aktueller TV-Geräte und Receiver allerdings hoch ausgefallen. 

Internetanschluss erforderlich

Ein Grund, warum die Box 4K um so viel kleiner als ihre Vorgängerin ist, ist weil viel in die Cloud ausgelagert wurde. Man nimmt nicht mehr auf einer Festplatte im Gerät auf, sondern die Inhalte werden auf einem Server verfügbar gemacht. Die Bildqualität ist dabei, ähnlich wie bei Netflix, variabel. Sie wird der verfügbaren Datenrate angepasst. Magenta sagt dazu: Nachdem die Entertain Box 4K in unserem Kabelnetz genutzt wird, sind grundsätzlich hohe, stabile Datenraten vorhanden, sodass es in der Regel kein Thema ist.“

Der Vorteil der Cloud-Lösung: 100 Stunden Aufnahme und beliebig viele Aufnahmen gleichzeitig. Der Nachteil: Die Inhalte werden nur ein Jahr lang gespeichert und die Box 4K muss mit dem Internet verbunden sein, damit diese Funktion genutzt werden kann. Dies ist per Ethernet-Anschluss oder WLAN möglich.

Man kann die Box 4K zwar auch ohne Internetanschluss nutzen, allerdings geht dann nur das klassische Fernsehen. Man kann dann nichts mehr aufnehmen, keine Aufnahmen abrufen und auch nicht die Replay-Funktion nutzen (Inhalte der meisten Sender können bis zu 7 Tage danach abgerufen werden). Auch die Sprachsteuerung funktioniert nicht ohne Internet. Denn ähnlich wie bei Alexa werden die Spracheingaben auf einem Server verarbeitet.

Das normale Fernsehen läuft nur über das Koaxialkabel. Man kann nicht auf das Antennenkabel verzichten und nur über den Internetanschluss fernsehen. Ist die Box 4K nicht per Coax mit dem Kabelanschluss in der Wohnung verbunden, gibt es kein Fernsehen.

Einrichten

Das Einrichten der Box 4K geht flott und ist selbsterklärend. Das Synchronisieren der Fernbedienung mit dem TV-Gerät ist ebenfalls einfach und schnell erledigt. Auch die Lautstärke des mit dem TV-Gerät verbundenen Receivers lässt sich auf Wunsch mit der Magenta-Fernbedienung steuern.

Wer jahrelang die Horizon Box verwendet hat, wird sich nach dem Einrichten fragen, wo die Favoritenliste für die Sender hinverschwunden ist. Diese gibt es nach wie vor, allerdings muss man erst ein Profil einrichten, um sie zu sehen.

Profile

Bis zu 6 Profile können eingerichtet werden. Das schnelle Wechseln der Profile wird durch das Drücken der Taste seitlich auf der Fernbedienung erledigt. Für jedes Profil kann eine eigene Favoritenliste erstellt werden. Außerdem lassen sich die Kanäle jetzt endlich in der Wunschreihenfolge sortieren. Zudem lassen sich Menüsprache und Audiosprache (wenn bei der Sendung verfügbar), sowie Untertitelpräferenz einstellen. Was nicht geht, ist Profile mit Jugendschutzeinstellungen zu erstellen. Werden Jugendschutzeinstellungen aktiviert, gelten die für alle Profile.

Beim Einrichten des Profils wird man nach den Genre-Präferenzen gefragt. Dies wirkt sich nur in der Funktion „On Demand“ aus. Hier werden, je nach angegeben Genres, unterschiedliche kostenpflichtige Streaming-Filme in der Rubrik „Empfehlungen für dich“ angezeigt. Die vorgeschlagenen Sendungen für Replay TV und On Demand im Hauptmenü sind nicht personalisiert.

Die Präferenzen und Einstellungen der Profile werden auch in der Magenta TV App übernommen. Diese ist für Nutzer der Box 4K kostenlos und ermöglicht es, das Magenta-TV-Angebot auf Smartphone und Tablet zu nutzen. Auch Aufnahmen, die auf der Box 4K gemacht wurden, lassen sich dort abrufen. Wird eine Aufnahme am TV pausiert, kann sie an derselben Stelle in der App weitergeschaut werden.

Das Menü

Das Hauptmenü ist ein Overlay, das einfach strukturiert ist. Oben sind die Menüpunkte, unten Schnellvorschläge in der Form von Thumbnails. Bei TV Guide ist unten etwa zu sehen, welche Sendungen gerade auf Sendern laufen, die man häufig nutzt.

Unter „Gespeichert“ findet man die aufgenommen Sendungen, sowie Live-Sendungen, die man zuvor pausiert hat. Es gibt auch die Möglichkeit Sendungen zur Merkliste hinzuzufügen. Den Nutzen hinter der Merkliste habe ich nicht ganz verstanden, zumal man die Sendung auch einfach aufnehmen kann.

Stichwort aufnehmen: Da ohnehin die Inhalte in der Cloud abgelegt sind, nimmt man die ganze Sendung auf, auch wenn man erst in der Mitte des Films die Aufnahme-Taste drückt. Der Nachteil: Da alles Aufgenommene aus der Cloud abgerufen wird, kann man Sendungen der HD-Kanäle der RTL-Gruppe gar nicht mehr aufnehmen. Das hat keinen technischen, sondern rechtliche Hintergründe. Update: Laut Magenta wird das Aufnehmen der HD-Sender der RTL-Gruppe ab Ende Juni möglich sein.

Etwas enttäuschend ist das Menü „Apps“. Neben ein paar Spielen gibt es hier nur YouTube, Vimeo, Euronews, CNN und France24. Immerhin läuft YouTube in 4K. Laut Magenta wird an der Integration weiterer Apps gearbeitet. Eine entsprechende Ankündigung soll in den kommenden Monaten folgen.

Nur ein 4K-Sender

Um die 4K-Inhalte wiederzugeben, muss die Videoausgabe in dieser Auflösung aktiviert werden. Diese ist nämlich nicht automatisch eingeschaltet, wenn man einen 4K- oder 8K-Fernseher nutzt. Immerhin: Wählt man den 4K-Sender aus, ohne vorher in den Einstellungen die 4K-Ausgabe aktiviert zu haben, gibt es eine Warnung.

Und „den 4K-Sender“ ist leider kein Formulierungsfehler. Tatsächlich gibt es nur einen 4K-Sender im Moment, „auto motor und sport channel UHD“ (Senderliste als PDF). Wenn man also die Magenta Entertain Box 4K hat, heißt das nicht, dass man jetzt ORF1, Pro7 und Co. in 4K sieht. Die meisten Sender werden nach wie vor maximal in HD-Auflösung ausgestrahlt, meist 720p und 1080i.

Laut Magenta werden "mit der Zeit von den Sendeanstalten entsprechend weitere 4K-Kanäle dazu kommen." Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht.

Gute Spracherkennung

Positiv macht sich hingegen die Sprachsteuerung bemerkbar. Das Mikrofon steckt im oberen Bereich der Fernbedienung. Zur Spracheingabe wird die Mikrofon-Taste gedrückt gehalten. Befehle werden überraschend gut erkannt. Lediglich der „auto motor und sport channel UHD“ ließ sich nicht per Sprachbefehl öffnen.

Ansonsten kann unter anderem zu bestimmten Sendern und Menüpunkten gewechselt werden. Auch nach Sendungen, Genres und Schauspielern lässt sich suchen. Praktisch sind etwa Befehle wie „Spule 20 Minuten vor“ und „spule 3 Minuten zurück“.

Was leider nicht geht ist die Sprachsuche in der YouTube-App. Dafür gibt es aber eine Funktion, die beim Suchen der Fernbedienung helfen soll. Wenn man die Plus-Taste an der Box 4K gedrückt hält, beginnt die Fernbedienung energisch zu piepsen. So soll man sie leichter finden können, wenn sie in der Couch verloren gegangen ist.

Kleine Ärgernisse

Die Box 4K ist viel angenehmer im Alltag als das Vorgängermodell. In der 4-wöchigen Testphase ist sie kein einziges Mal abgestürzt. Es kam lediglich einmal vor, dass beim Vorspulen einer aufgenommen Sendung die Wiedergabe abgebrochen ist und einmal hat das Profil von alleine auf das Standard-Profil zurückgewechselt.

Es gibt aber dennoch kleine Ärgernisse. Obwohl die Navigation in den Programm-Guides und Untermenüs flott funktioniert, ist sie im Hauptmenü und bei der YouTube-App leicht verzögert.

Beim Hinzufügen der Sender zur Favoritenliste werden alle Sender angezeigt, auch die, die man nicht abonniert hat bzw. die nicht im Paket enthalten sind.

Hat man die Replay-Funktion aktiviert, kommt jedes Mal das Pop-up-Fenster, ob man die Sendung live oder von Beginn an sehen will, wenn man den Sender per TV Guide oder dem Mini-TV-Guide auswählt. Beim Zappen ist das lästig. Lösung: Die Kanal-Tasten verwenden oder den Sender direkt mit den Zahlentasten oder per Sprachbefehl aufrufen – letzteres ist natürlich entgegen der Idee des Zappens.

Wer bekommt die Box?

Leider gibt es auch schlechte Nachrichten für Bestandskunden von Magenta TV. Die alte Horizon Box kann nicht einfach gegen die Entertain Box 4K getauscht werden, so wie etwa ein zu altes Modem getauscht werden kann.

Man muss dazu zu einem neuen TV M oder L Tarif, bzw. einen entsprechendem Kombi-Paket wechseln – auch, wenn man bereits diesen Tarif hat und ihn derzeit mit der Horizon Box nutzt. Der neue Tarif mit dem gleichen Namen würde in meinem Fall (TV M + gigakraft 250) 2 Cent mehr Kosten, außerdem ist die jährliche Servicepauschale mit 27 Euro etwas höher. Und weil es ein Tarifwechsel ist, müsste Aktivierungsentgelt bezahlt werden.

Wer noch kein Magenta-TV-Kunde ist, erhält mit den Tarifen TV M und L automatisch die neue Box 4K.

Fazit

Mit der Entertain Box 4K kann endlich das Vorgängermodell und dessen Abstürze und Hänger verschwinden. Die Sprachsteuerung und der Wechsel zum Cloud-Recording sind eine willkommene Verbesserung und die 4K-Tauglichkeit macht die Box einigermaßen zukunftssicher.

Wer bereits auf Fernsehen verzichtet und nur noch streamt, hat mit der Entertain Box 4K nicht genug Anreiz, um wieder zum TV zurückzukehren. Denn da es derzeit nur einen 4K-Kanal gibt, ist das nicht das entscheidende Kriterium.

Die Frage ist: Wie sehr nervt euch als Bestandskunden die alte Horizon Box? Genug, um die 39,90 Euro Aktivierungsentgelt in Kauf zu nehmen, bzw. Magenta anzubetteln, dieses entfallen zu lassen? Falls das so ist: Gönnt euch die neue Box 4K.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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