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Test

Samsung Galaxy Mega: Riesiges Mittelklasse-Smartphone

Samsungs Galaxy-Serie ist mittlerweile dermaßen angewachsen, dass es schwer fällt, den Überblick zu behalten. Vom Flaggschiff S4 einmal abgesehen zählen mittlerweile unzählige Modelle mit Namen wie Young, Pocket, Star oder Express zur derzeit wohl meistverkauften Smartphone-Reihe der Welt. Doch ein Modell schafft es, aus der Masse herauszustechen und die anderen Modelle zu überragen - im wortwörtlichen Sinne. Denn der Bildschirm des Galaxy Mega misst beeindruckende 6,3 Zoll und lässt den eigentlich großen Bruder Galaxy S4 wie einen Zwerg aussehen.

Der Smartphone-Riese kam überraschend, hat doch Samsung bereits seit mehreren Jahren mit Galaxy Note I und II eine eigene Phablet-Reihe im Angebot. Doch das Galaxy Mega zielt auf ein anderes Publikum ab. Während das Galaxy Note vor allem mit flotter Hardware und einem Stylus punktet, versucht das Galaxy Mega mit LTE, langer Akkulaufzeit und einem günstigen Preis zu überzeugen. Die futurezone hat die wuchtige Alternative zum Galaxy Note II getestet.

Hält man das Samsung Galaxy Mega das erste Mal in der Hand, fühlt man sich sofort an das Galaxy S4 erinnert. Wie bereits beim S4 mini ist es Samsung gelungen, das markante Design des Flaggschiffs auf ein anderes Format ohne Veränderungen umzulegen. Mit acht Millimetern Dicke ist es zudem das derzeit wohl dünnste Phablet auf dem Markt, auch das kommende Galaxy Note 3 misst mit 8,3 Millimetern einen Hauch mehr. Umso wuchtiger sind die anderen Abmessungen: 167,6 Millimeter in der Länge sowie 88 Millimeter in der Breite sind eine ordentliche Vorgabe, nur das Sony Xperia Z Ultra ist einige wenige Millimeter größer.

Die Länge bereitet weniger Probleme als die Breite des Galaxy Mega. Mit 88 Millimetern lässt es sich gerade noch mit einer Hand halten, beim Versuch der einhändigen Bedienung wird es dann aber zu einer wackeligen Angelegenheit. Samsung hat sich wirklich bemüht, die Breite so gering wie möglich zu halten, der Abstand vom Display zur Kante beträgt seitlich lediglich vier Millimeter. Auch der Übergang zwischen Display und Metallrahmen ist nahezu nahtlos, ein Spalt ist mit freiem Auge nicht erkennbar.

Das Galaxy Mega ist nahezu unmöglich mit einer Hand zu bedienen. Die Wege sind für den Aktionsradius des Daumens schlicht und ergreifend zu weit, man muss sich stets strecken und geht dabei das Risiko ein, das Smartphone fallen zu lassen.

Konsequentes Design mit Fehlern

Auch die Tatsache, dass sich die Lautstärkewippe links und der Power-Button auf der rechten Seite finden, ist zwar in puncto Design konsequent, erschwert jedoch ebenfalls die einhändige Bedienung. Wer es jedoch schätzt, ein Smartphone auch mit zwei Händen zu bedienen, um beispielsweise schneller auf der Tastatur tippen zu können, dürfte dieser Faktor aber kaum stören. Auch der physische Home-Button direkt unter dem Display hätte durchaus einem Soft-Key weichen können. Da auf den physischen Knopf deutlich mehr Druck ausgeübt werden muss und der Punkt recht weit unten liegt, kann das Galaxy Mega beim Betätigen des Knopfes leicht kippen.

Ob der schieren Größe des Displays bleibt abgesehen davon nur wenig übrig. Links neben den Lautsprechern des Galaxy Mega versteckt sich eine Benachrichtigungs-LED, der Kunststoff des Gehäuses wurde wieder mit einem Punkte-Muster versehen, das vor allem Schmierereien und Kratzer gut versteckt. Auf der Rückseite des Galaxy Mega prangt die 8 Megapixel-Kamera mit einem LED-Blitz darunter. Ein großer Vorteil am Galaxy Mega ist zudem die Tatsache, dass der Gehäusedeckel abnehmbar ist. So lässt sich der ohnedies große 3.200 mAh-Akku tauschen sowie neben SIM-Karte auch eine microSD-Karte einsetzen. Mit 199 Gramm ist es alles andere als ein Leichtgewicht, vor allem beim längeren Telefonieren greift man gelegentlich entnervt um. Dennoch ist es Samsung gelungen, einen angenehmen Schwerpunkt für das Galaxy Mega zu finden, der sich leicht in der unteren Hälfte befindet.

Eine auf dem Papier etwas ungünstige Entscheidung fiel wohl zugunsten des Phablet-Flaggschiffs Galaxy Note 3 aus, denn der 6,3 Zoll große Bildschirm des Galaxy Mega löst lediglich mit 1280 mal 720 Bildpunkten auf. Das entspricht einem durchaus soliden Wert von 233 ppi, allerdings muss hier in Anbetracht der Konkurrenz mit Full HD-Bildschirmen auf einer kleineren Fläche gesagt werden: Der Punkt ist erreicht, an dem kaum mehr ein Unterschied bemerkbar ist. Das von Samsung verwendete Panel ließ keinerlei unscharfe Konturen erkennen, auch wenn man sich mit dem bloßen Auge bis auf wenige Zentimeter dem Bildschirm näherte, waren keine einzelnen Pixel erkennbar. Auffällig war die geringere Pixeldichte lediglich bei der Darstellung von sehr kleinem Text.

Ungewöhnlich für Samsung: Statt Super AMOLED kommt ein LCD-Panel zum Einsatz. Dieses setzt auf die Super Clear-Technologie, von der man zuletzt wohl bei der Veröffentlichung des Samsung Galaxy Z im Jahr 2011 gehört haben dürfte, spätere Hinweise auf den Einsatz dieser Technologie finden sich nicht. Aber auch hier hat Samsung keine schlechte Entscheidung getroffen, denn im Gegensatz zu den oftmals stark überzeichneten Farben der AMOLED-Panele punktet das Galaxy Mega mit einer deutlich realistischeren Farbgebung. Auch der Kontrast kann überzeugen. Wie für die Technologie üblich brilliert der Bildschirm bei Weiß-Werten, fällt aber bei der Darstellung von Schwarz im Vergleich zu Super AMOLED zurück. Ein Farbstich ist dabei nicht zu erkennen, die Farben der RGB-Matrix sind ausgewogen.

Die Super Clear-Technologie verspricht, ähnlich wie die von HTC verwendete Super LCD-Technologie, bessere Lesbarkeit unter starkem Sonnenlicht. Dieses Versprechen kann die Technologie durchaus einlösen, der im ausgeschalteten Zustand stark spiegelnde Bildschirm ließ sich auch unter starker Sonneneinstrahlung gut ablesen. Zu einem mäßigen Helligkeitsverlust kam es jedoch bereits bei einem leicht schrägen Blickwinkel. Die Farben werden dabei aber nicht verfälscht, theoretisch ließ sich der Bildschirm auch noch bis zu einem extrem flachen Winkel ablesen.

Das Galaxy Mega setzt auf eine 8 Megapixel-Kamera, die wohl das selbe Modell wie beim Galaxy S III sein dürfte. Das ist durchaus von Vorteil, denn die Kamera des ehemaligen Samsung-Flaggschiffs ist weiterhin hervorragend und schießt scharfe Fotos und Videos. Ein gewisses Rauschen ist bei schlechten Lichtbedingungen sowie unter Kunstlicht erkennbar, fällt allerdings nicht sonderlich stark aus. Standardmäßig nimmt die Kamera des Galaxy Mega mit sechs Megapixeln im Bildverhältnis 16:9 auf, die vollen acht Megapixel gibt es nur im 4:3-Format. Der aufgenommene Bildbereich wird dadurch aber nicht kleiner, sondern sogar größer. Wie bei allen Modellen der Galaxy-Serie wurde die Oberfläche der Kamera-App an die der Galaxy Camera angepasst, die mit großen Bedienelementen sowie einem Modus-Wahlrad raschen Zugang zu Einstellungen bieten will. Dabei bleiben aber weiterhin die wichtigsten Einstellungen etwas versteckt, beispielsweise der ISO-Wert (von ISO 100 bis 800) oder die Art der Fokusmessung (Mittenbetont, Matrix, Spot). Diese lassen sich jedoch in die Quick Settings-Leiste holen, über die sie rasch verändert werden können.

Es gibt neun Modi, angefangen beim Nachtmodus für schlechte Lichtverhältnisse bis hin zu Panorama-, Serien- oder HDR-Aufnahmen. Zum Fotografieren ist vor allem der große Bildschirm von Vorteil, der dabei hilft, auch kleine Details zu sehen. Der Autofokus ist, solange kein Fokuslicht erforderlich ist, flott und nahezu im selben Augenblick abgeschlossen, wenn der Auslöser betätigt oder ein manueller Fokuspunkt gesetzt wird. Der optische Bildstabilisator steht unglücklicherweise nur bei der Fotoaufnahme zur Verfügung, bei Videos hingegen nicht. Auch das Verhalten des Autofokus bei der Videoaufnahme ist oftmals nicht ganz nachvollziehbar. So verändert sich dieser während der Aufnahme auch bei lebendigen Motiven kaum, lediglich mit Hilfe des Touchfokus lässt sich das ändern. Dadurch wird allerdings auch die Autofokus-Funktion vorübergehend deaktiviert.

Das Galaxy Mega ist neben den Modellen der Note-Serie das derzeit einzige Phablet mit einem tauschbaren Akku. Der im Lieferumfang befindliche 3.200 mAh-Akku ist ohnedies alles andere als knapp bemessen, die Möglichkeit auf einen Tausch im Notfall ist jedoch nicht zu verachten. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass der Akku mit Hilfe des mitgelieferten Netzteils, das mit zwei Ampere lädt, rund zwei Stunden für den kompletten Ladevorgang benötigt. Im Test erwies sich das Mega als ebenso solider Dauerläufer wie das Galaxy Note 3. Mit einer Akkuladung ließen sich problemlos zwei Tage überstehen, lediglich die Nutzung der Kamera erwies sich als Stromfresser.

Wie auch bei anderen Smartphone-Modellen bietet Samsung auch beim Mega einen Energiespar-Modus an, der die CPU-Leistung und die Bildschirmhelligkeit begrenzt sowie das haptische Feedback beim Berühren des Bildschirms oder der Soft-Keys deaktiviert. Die Hintergrund-Synchronsisation ist von den Sparmaßnahmen nicht betroffen und kann wahlweise separat deaktiviert werden. Dienste wie Smart Stay oder S Beam sind klarerweise alles andere als der Akkulaufzeit zuträglich, auch wenn diese im Test durch das Feature nicht maßgeblich reduziert wurde.

Das Mega ist, wie auch alle anderen Galaxy-Modelle, mit Ausnahme des Note 3, noch mit Android 4.2.2 ausgestattet. Die Software-Ausstattung ist ident mit jener des Galaxy S4 und S4 mini: S memo, S Planner, S Voice, S Translator sowie einige andere Apps, die über den Samsung App Store aktualisiert werden. Samsung hat jedoch auch die Google-Pendants Chrome und Now als Alternativen zum Samsung-Browser und S Voice mitgeliefert. Wirkliche Anpassungen an den Größenfaktor gibt es nicht, lediglich die Optionen für den einhändigen Betrieb haben ihren Weg vom Galaxy Note zum Mega gefunden. Dabei können Wähltasten, Taschenrechner oder das Entsperrmuster in etwas kleinerer Form an die linke oder rechte Seite gestellt werden, sodass die Eingabe leichter fällt. Die Samsung-Tastatur unterstützt diese Option unglücklicherweise nicht.

In puncto Sprachqualität gibt es kaum etwas zu bemängeln, das Gegenüber war stets klar und deutlich zu verstehen, auch in lauteren Umgebungen. Der Lautsprecher ist in der maximalen Einstellung zwar sehr laut, allerdings scheppert der Ton aus der kleinen Öffnung auf der Rückseite des Mega des öfteren. Dennoch reicht es aus, um ein Video in lauterer Umgebung abzuspielen, auch wenn der Ton selbst nicht unbedingt sehr gut klingt.

Mit dem Galaxy Mega hat Samsung auf eine clevere Art und Weise den Vorstoß in den Bereich der “Smartphone-Riesen” gewagt. Anstatt einfach die Note-Serie auf einen derartig gewaltigen Formfaktor zu vergrößern, wurde ein Testballon in Form des Galaxy Mega gestartet. Das Resultat ist alles andere als eindeutig und sehr stark von den Vorlieben der Smartphone-Käufer abhängig. Wer sich ein solides Smartphone mit sehr großem Bildschirm wünscht, um darauf Bücher und Comics zu lesen oder Videos zu schauen, dürfte sich mit dem Galaxy Mega durchaus wohlfühlen. Vieltelefonierer und Smartphone-Nutzer, die in den Öffis oder unterwegs schnell im Internet surfen oder mit anderen chatten wollen, dürften wohl ihre Schwierigkeiten mit dem wuchtigen Format haben. Abstriche muss man auch bei der Leistung machen, die Ausstattung ist ident mit der des Samsung Galaxy S4 mini, einem Mittelklasse-Smartphone.

Die Klasse der Smartphones mit Bildschirmen größer als sechs Zoll ist bislang sehr exklusiv. Lediglich Sony, Huawei, Acer und Samsung haben entsprechende Modelle veröffentlicht. Wer jedoch in der selben Preisklasse (unter 400 Euro) bleiben möchte, hat derzeit lediglich die Wahl zwischen dem ebenfalls flotten

Huawei Ascend Mate
, dessen 6,1 Zoll-Format etwas handlicher ist, und dem Galaxy Mega. Etwas kleiner, dafür ebenso unter 400 Euro verfügbar, sind das ZTE Grand Memo sowie das Acer Liquid S1 Duo, das den parallelen Betrieb von zwei SIM-Karten ermöglicht. In einer ähnlichen Variante, allerdings nur mit 5,8 Zoll großem qHD-Bildschirm ist auch das Galaxy Mega erhältlich.

Modell:
Samsung Galaxy Mega 6.3

Display:
6,3 Zoll Super Clear LC-Bildschirm - 1280 x 720 Pixel (HD, 16:9, 233 ppi)
Prozessor:
1,7 GHz Dualcore (Krait 300, Snapdragon 400-SoC)
RAM:
1,5 GB
Speicher:
8/16 GB intern, microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android 4.2.2
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (a/b/g/n/ac), Bluetooth 4.0, LTE
Akku:
3.200 mAh
Kamera:
8 Megapixel (Hauptkamera), 1,9 Megapixel (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in 1080p bei 30 fps möglich (720p bei Frontkamera)
Maße:
167,6 x 88 x 8 mm, 199 Gramm
Preis:
599 Euro UVP, ab 330 Euro erhältlich (im Vertrag bei Drei und T-Mobile ab 0 Euro erhältlich)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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