Samsung Galaxy S6 im Test: Ein Produkt der Kritik
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Plastikbomber, Fingerabdruckscanner funktioniert nicht, voll mit Bloatware, überfrachtete Menüs, fühlt sich billig an, schaut aus wie das Vorjahresgerät: Samsung musste für das Galaxy S5 viel Kritik einstecken. Auch die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Zwar wurden zwölf Millionen Stück verkauft, beim S4 waren es im Vorjahreszeitraum aber noch 16 Millionen.
Mit dem Galaxy S6 (ab 699 Euro, ab 17. April) versucht es Samsung mit einer neuen Taktik: Sie hören auf die Kritik der Kunden und setzen diese um. Die futurezone hat das S6 getestet.
Plastik ade
Statt auf Kunststoff setzt das S6 auf Glas und Metall. Der silberne Aluminiumrahmen fasst die Glasfront und –rückseite ein. Der Rahmen ist schön abgerundet und nicht scharfkantig. Die linke und rechte Seite sind abgeflacht, was die Griffigkeit erhöht.
An der Ober- und Unterseite des Rahmens verläuft mittig eine sichtbare Kante – damit es nicht komplett wie ein iPhone 6 aussieht, wie böse Zungen behaupten. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Apples Smartphone kann das S6 tatsächlich nicht leugnen. Die separaten Tasten für Lautstärke hoch und runter, die Kopfhörerbuchse, der Micro-USB-Stecker und die Lautsprecher-Öffnung an der Unterseite und die runden Ecken: Das S6 strahlt einen gewissen iPhone-6-Vibe aus.
Der Rahmen ist nicht ganz bündig mit der Glasfront. Der Höhenunterschied ist allerdings so gering, dass man ihn nur an den vier Ecken spürt, aber nicht sieht. Die Rückseite ist ein Magnet für Fingerabdrücke. Der eigentliche Schandfleck in dem schönen, aber eher unauffälligen Design ist die Kamera, die deutlich aus dem Gehäuse heraussteht.
Strahlend schimmernd
Gut gelungen ist der Farb-Effekt der Vorder- und Rückseite. Je nachdem aus welchem Winkel das Licht einfällt, wird aus dem schwarzen S6 ein schimmernd dunkelblaues. An der Front sind auch der dünne linke und rechte Rand neben dem Display in dieser Schimmerfarbe gehalten. Dies erzeugt einen zusätzlichen Reflexions-Effekt, wodurch der Eindruck entsteht, dass das S6 einen leuchtenden Rand hat.
Beim Note 4 gab es einen ähnlichen, aber weniger stark ausgeprägten Effekt, der durch ein gewölbtes Displayglas erreicht wurde. Schade ist, dass beim S6 nicht auch der Home-Button den Schimmer-Effekt der Glasfront und –rückseite aufweist. Dieser bleibt stets schwarz.
Griffig
Trotz des guten Designs hat das S6 ein Image-Problem. Auf den ersten Blick sieht es unspektakulär aus. Erst wenn man es in den Händen hat, die Details betrachtet und den Schimmereffekt erlebt, kann es sich etwas mehr von den zahllosen anderen Smartphones abheben.
Zudem sieht es deutlich dicker aus als es tatsächlich ist – sowohl auf Fotos als auch wenn es am Tisch liegt. Umso positiver überrascht ist man, wenn man das S6 in die Hand nimmt. Mit 138 Gramm ist es etwas leichter als das Plastik-S5 und mit 6,8 mm auch dünner. Allerdings sind das die Maße für die dünnste Stelle. Gemessen an der herausstehenden Kamera sind es knapp 8,7 mm.
Das geringe Gewicht, die guten Rundungen und die schlanke Linie lassen das S6 gut in der Hand liegen. Trotz der Oberfläche aus Glas und Aluminium hat man einen sicheren Halt. Die Finger scheinen nahezu an der Glasrückseite zu kleben, weshalb das S6 weniger rutschig als das Note 4 und S5 ist.
Die Standby- und Lautstärke-Tasten sind gut zu erreichen, wenn man das S6 in der linken Hand hält. Damit es auch rechts genauso gut bedienbar wäre, müssten die Lautstärke-Tasten etwas tiefer liegen.
Modeopfer
Das Aufwerten der Materialien erfordert Opfer. Im Gegensatz zum S5 ist es nicht wasserfest. Das S6 hat keinen wechselbaren Akku. Auch auf einen Micro-SD-Slot wird verzichtet. Man muss sich also schon beim Kauf überlegen, wie viel Platz man benötigt und entsprechend die 32-, 64- oder 128-GB-Variante wählen. Etwa 6,5 GB Speicher sind für das Betriebssystem reserviert. Geht der Platz zur Neige, kann man auf die 100 GB gratis Online-Speicher bei Microsofts OneDrive zurückgreifen, den S6-Besitzer für zwei Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.
Die Nano-SIM-Karte wird per Slot an der rechten Gehäuseseite eingelegt. Das dafür benötigte, mitgelieferte SIM-Tool hat einen tropfenförmigen Griff. Der sieht zwar aus wie ein Mini-Flaschenöffner, erfüllt diese Funktion aus Mangel an Mini-Kronkorken aber nicht. Immerhin unterscheidet sich hier das Design deutlich von Apple.
Display
Der Bildschirm des S6 hat 5,1 Zoll und die Auflösung 2.560 x 1.440 Pixel. Daraus ergibt sich eine Pixeldichte von 577 ppi. An der Schärfe gibt es nichts auszusetzen, außer, dass einige Samsung eigene App-Icons in den alternativen Themes wohl nicht für diese hohe Auflösung gemacht wurden.
Ein sinnvoller Einsatz für das Plus an Schärfe: Der Raster der Homescreens kann von 4 x 4 auf 4 x 5 und 5 x 5 umgestellt werden. Die dadurch schrumpfenden Widgets bleiben gut lesbar, auch wenn sie kleine Schriften haben, wie etwa das Google-Kalender-Widget.
Was die Farbwiedergabe und Klarheit des Displays angeht, konnte sich Samsung erneut steigern. Das Display des S6 ist weißer, etwas heller und klarer als das des Note 4. Die Rottöne wirken etwas kräftiger, es ist kein eindeutiger Farbstich zu erkennen.
Im direkten Vergleich ist das LC-Display des iPhone 5, frontal betrachtet, weißer als das des S6. Dafür ist das S6 aber deutlich blickwinkelstabiler als das iPhone 5 und auch als das Note 4. Aus schrägen Betrachtungswinkeln sind beim S6 geringere Verfärbungen bemerkbar als bei den beiden anderen Smartphones.
Helligkeit und Sehhilfen
Im Vergleich zum Note 4 ist die automatische Helligkeitseinstellung des Displays weniger umfangreich. Das Note 4 wurde automatisch deutlicher dunkler und heller, weshalb es kaum nötig war, bei der Grundhelligkeit nachzujustieren. Beim S6 muss man öfters die Grundhelligkeit ändern, da es tendenziell zu hell ist.
Für Menschen mit Sehschwäche hat das S6 gleich mehrere Optionen. Dazu gehören das Vergrößern mittels Drei-Finger-Geste, Graustufen, negative Farben und die Farbanpassung. Bei der „Farbanpassung“ wird eine mögliche Farbschwäche mit einem Test ermittelt. Hier müssen farbige Kästchen entsprechend ihrer Farbtöne aneinander gereiht werden. Macht man das richtig, ist keine Farbanpassung notwendig.
Ähnlich wie man es von Windows kennt, hat auch das S6 eine Bildschirm-Lupe. Diese kann so eingestellt werden, dass sie durch ein schnelles, dreimaliges Drücken der Home-Taste geöffnet wird. Die Lupe kann frei am Display bewegt werden, ein Tipper auf das X schließt das virtuelle Vergrößerungsglas.
Fingerabdruckscanner
Der Fingerabdruckscanner im S5 war mehr Frust als nützlich. Das Ziehen des Fingers über den Home-Button zum Entsperren des Handys hat in mehr als 50 Prozent der Fälle nicht funktioniert. Beim Note 4 war es etwas besser, aber die Trefferquote lag noch immer nur bei etwa 65 Prozent.
Beim S6 wird jetzt, wie beim iPhone, der Finger nur aufgelegt. Will man das gesperrte S6 aus dem Standby-Modus aufwecken, drückt man einfach den Home-Button und lässt den Finger eine Sekunde auf ihm ruhen. Das Wischen beim Wegnehmen der Fingerspitze erhöht die Erfolgsquote auf 90 Prozent. Obwohl der Home-Button länglich und nicht rund ist, erkennt er zuverlässig den Finger – egal ob man ihn kerzengerade, seitlich oder wenn das S6 auf dem Kopf steht auflegt.
Bis zu vier Fingerabdrücke können registriert werden. Mit dem Fingerabdruck wird auch der bekannte private Modus entsperrt. Dieser wurde nicht erweitert. Zwar lassen sich Fotos, Videos, Musik und Dateien verstecken, aber nicht Kontakte, Telefonprotokolle und Nachrichten.
Zukünftig soll der Fingerabdruck auch NFC-Zahlungen sichern. Das Menü für „Tippen und bezahlen“ ist bereits in den Einstellungen unter „ NFC und Zahlung“ vorbereitet – fehlen nur noch Dienste, die in Österreich das Bezahlen per NFC unterstützen.
Pulssensor und S Health
Wie schon das S5 und Note 4 hat auch das S6 einen Pulssensor an der Rückseite. Die dazu gehörige Samsung-App S Health wurde generalüberholt. Der Puls wird jetzt über einen längeren Zeitraum gemessen. Das dauert zwar ein paar Sekunden länger, liefert aber präzisere Ergebnisse. Zudem kann jetzt die Tätigkeit gewählt werden, bei der der Puls gemessen wurde. Auch der Sauerstoffanteil im Blut kann gemessen werden.
Allgemein sieht S Health jetzt moderner und übersichtlicher aus. Der dunkelgrüne, schwer anmutende Wiesen-Hintergrund ist einer schlicht-weißen Oberfläche gewichen. Die kreisrunde Fortschrittsanzeige sieht wie bei Google Fit aus, danach folgt ein anpassbarer Bereich. Hier können Shortcuts für Pulsmessen, Starten der Lauf- oder Fahrrad-Trainingsoption und andere Elemente platziert werden.
Lifelogging mit Kaffeezähler
Dazu gehören simple Klickzähler für Koffein und Wasser. Drückt man auf das Plus unter dem Kaffeetassensymbol, geht der Koffein-Zähler um eins nach oben. Der Essenszähler ist detaillierter. Hier können sechs verschiedene Arten von Essen, wie Frühstück, Nachmittagssnack und Abendessen, gewählt werden. Danach wird nach der Speise gesucht. Die Datenbank ist umfangreich und umfasst auch Produkte österreichischer Marken und Geschäfte.
Für die gewählte Speise ist eine Kalorienzahl voreingestellt. Wer will kann noch die Portionsgröße nachbessern und sich als Balkengrafik die Anteile von Kohlenhydraten, Fett und Protein der Speise anzeigen lassen. Hat man alle Mahlzeiten und Getränke richtig eingegeben, sollte man am Ende des Tages einen halbwegs genauen Überblick darüber haben, wie viele Kalorien man zu sich genommen hat.
Leichteres TouchWiz
Beim S6 wird die mit dem Note 4 begonnene Entrümpelaktion fortgesetzt. Samsung hat die TouchWiz-Oberfläche erneut überarbeitet. Wo es möglich ist wurden Icons durch Wörter ersetzt. Das Dunkelblau der Einstellungen vom Note 4 und S5 wurde durch Türkis ersetzt. Auch das trägt dazu bei, dass sich die Oberfläche allgemein leichter fühlt.
In den Einstellungen sind jetzt nur noch 26 Punkte zu finden, anstatt 31 wie beim Note 4. Es herrscht aber immer noch Optimierungsbedarf. So findet man etwa direkt untereinander die Punkte „Sperrbildsch. und Sicherheit“ und „Datenschutz & Sicherheit“. In der Kategorie „Gerät“ findet sich das Menü „Anzeige“, bei „Persönlich“ der Punkt „Hintergrundbild“. Beim Note 4 waren die Menüs noch zusammengefasst. Es wäre gut, wenn sich Samsung jetzt mal auf eine Linie einigt und diese auch einhält.
Dasselbe gilt für das Farbschema der Apps, das kein Muster erkennen lässt. Das Telefon und der Kalender sind grün. SMS, Dateien, Memo und Kontakte orange. Mail rot, Galerie und Rechner blau, Videos lila. Das Türkis der Einstellungen findet sich in der Uhr, dem Diktiergerät, S Voice und dem Smart Manager. Immerhin kann die Farbe von Ordnern selbst bestimmt werden – auch wenn die Auswahl auf fünf Farben beschränkt ist.
Das Hintergrundbild des Homescreens hat einen Kipp-Effekt, ähnlich dem Parallaxeneffekt von Apples Geräten. Eine Option, um den Effekt auszuschalten, gibt es nicht. Neben dem Hintergrundbild kann auch das ganze Theme geändert werden. Dabei werden auch die Schriftart und die Icons gewechselt. Bisher gibt es nur wenige Themes zum Herunterladen, dafür sind sie aber kostenlos – was sie trotzdem nicht hübscher macht.
Nützliches
Trotz der Entschlackung von TouchWiz sind auch kleine, praktische Funktionen hinzugekommen und bekannte Helfer wieder mit dabei. Zu den Schnelleinstellungen in der Task-Leiste gesellt sich ein Icon für die Taschenlampe. In den „App-Benachrichtigungen“ kann für jede App gewählt werden, ob Benachrichtigungen blockiert, als Priorität behandelt oder am Sperrbildschirm ausgeblendet werden. Wieder an Bord ist auch ein Infrarot-Sender, mit der per Smart-Remote-App Flat-TV, Settop-Box, Bluray-Player, Receiver und Klimaanlage gesteuert werden können.
Der Ruhemodus heißt jetzt „nicht stören“ und kann Benachrichtigungen, Alarme und Anrufe komplett unterdrücken oder Ausnahmen zulassen. Leider ist es wieder nicht möglich Anrufe mit unterdrückter Nummer zu blockieren. „Adapt Sound“ ist ein Hörtest, wie man ihn vom Ohrenarzt kennt. So wird festgelegt, wie gut der User am linken und rechten Ohr hohe und tiefe Töne hört. Das Audioprofil wird entsprechend angepasst, um die Klangqualität mit Kopfhörern zu verbessern.
Es können zwei Fenster gleichzeitig angezeigt werden, in dem das entsprechende Symbol im Karussell mit den kürzlich genutzten Apps gedrückt wird. Wie beim Note 4 lässt sich die Größe und Position der Fenster verschieben und zu einem runden Icon minimieren.
Tippt man im App-Raster auf „Bearbeiten“, kann man Apps durch einen Tipper deinstallieren – wie man es von Apple kennt. Die Apps können beliebig neu arrangiert und in Ordner zusammengefasst werden. Allerdings gibt es keine automatische Sortierung mehr, wie etwa nach dem Alphabet.
Weniger Bloatware
Samsung hat Wort gehalten und liefert das S6 mit weniger Bloatware aus. Und die, die drauf ist, kann deinstalliert oder deaktiviert werden. Dazu gehören etwa S Health, S Voice und die zwei Microsoft-Apps OneDrive und OneNote. Nicht entfernbar sind Galaxy Apps und der Smart Manager.
Flip Briefing ist zwar wieder vorinstalliert, kann aber aus der Liste der Homescreens entfernt werden. Wer nicht auf seine Lieblings-Samsung-Bloatware verzichten will, findet diese zum Herunterladen in den Galaxy Apps. Dort sind Samsung Link, Kids Mode, Geo News und viele andere Apps, die man früher mit Begeisterung sofort vom Gerät schmeißen wollte, nachdem man dieses eingerichtet hat.
Leistung
Im S6 hat Samsungs den hauseigenen Exynos-Prozessor und drei GB RAM verbaut. Dies sorgt für beeindruckende Benchmark-Ergebnisse:
3D Mark Ice Storm Unlimited: 20.821 Geekbench 3 Multicore: 4615 Quadrant Standard: 33.354 Vellamo Multicore: 3055 Vellamo Metal: 2584 AnTuTu 64 Bit: 54.899
Bei Volllast, etwa bei Games, wird die Rückseite des S6 warm aber noch nicht heiß. Die wärmste Stelle ist rund um die Kamera. Im Alltagsbetrieb bleibt das S6 flüssig nutzbar, auch wenn zwei Apps gleichzeitig angezeigt werden.
Die Akkuleistung kann nicht überzeugen. Im Test war bei normaler Nutzung ein Tag möglich. Das war leider zu erwarten, da das S6 ein höher auflösendes Display als das S5, aber gleichzeitig einen etwas kleineren Akku hat. Wer das S6 länger nutzen will, kann die bekannten Energie- oder Ultra-Energiespar-Modi nutzen.
Das mitgelieferte Schnellladegerät hält was es verspricht. Von 0 auf 40 Prozent Ladezustand in 26 Minuten, nach insgesamt 57 Minuten sind es 88 Prozent. Das Induktionsladegerät von Samsung ist bequemer, lädt aber langsamer.
Hauptkamera
Die Hauptkamera hat 16 Megapixel und, wie schon beim Note 4, eine optische Bildstabilisation. Das soll verwackelte Aufnahmen verhindern. Die Kamera kann jetzt durch zweifaches, schnelles Drücken des Home-Buttons geöffnet werden – auch wenn das Smartphone gesperrt im Standby-Modus ist. Egal ob sie per Home-Button oder Icon gestartet wird: Die Kamera-App ist sehr schnell betriebsbereit. Im Vergleich zum Note 4 ist die Kamera beim S6 eine halbe Sekunde schneller bereit Fotos zu machen.
Das S6 hat eine Auto-Funktion für HDR. In 80 Prozent der Fälle wird mit HDR fotografiert. Zu den vorinstallierten Modi gehört Pro, der diverse manuelle Einstellungen bietet, selektiver Fokus, Panorama und virtuelle Tour. Weitere Modi können aus dem Galaxy-App-Store heruntergeladen werden.
Die Fotoqualität entspricht nahezu den Bildern des Note 4, das denselben 16-MP-Sensor aber eine andere Blende hat. Die Fotos des S6 sind weitwinkliger und Details in der Distanz sind einen Hauch unschärfer. Detailzeichnung und Schärfe sind aber immer noch gut, können aber nicht mit der Bildqualität des Sony Xperia Z3 mithalten.
Die Fotos haben eine realistischere Farbdarstellung als beim Galaxy S5. Der Autofokus ist angenehm schnell. Aufnahmen bei wenig Licht weisen weniger Bildrauschen als beim S5 auf, sind aber immer noch weit von der „DSLR-like Quality“ entfernt, die Samsung bei der Ankündigungs-Pressekonferenz des S6 versprochen hat.
Frontkamera
Die Frontkamera hat fünf Megapixel. Bei Selfies bei Kunstlicht und spärlichem Licht sind Gesichter noch gut zu erkennen. Allerdings gibt es immer eine leichte Unschärfe – egal wie nah oder weit weg das S6 zum Gesicht gehalten wird. Auf dem Display erkennt man die Unschärfe nur beim Hineinzoomen. Bei einem schnellen Facebook- oder Instagram-Selfie wird die leichte Unschärfe nicht stören.
Mit der Beauty-Funktion sollte man sparsam umgehen. Schon die Stufe 2 von 8 entfernt recht großzügig Sommersprossen und hellt das Gesicht unnatürlich auf. Bei Stufe 8 von 8 sieht es aus als hätte man sich einer mehrmonatigen Gesichts-Bleaching-Therapie unterzogen.
Um bei Selfies auszulösen, gibt es mehrere Optionen. Die virtuelle Auslösetaste am Display, das Motiv am Display antippen, den Finger auf den Pulssensor legen und die Handfläche ins Bild halten. Wenn die Kamera die Hand erfasst hat, zählt ein Countdown von zwei hinunter, bis die Aufnahme gemacht wird. Im Selfie-Alltag ist diese Auslösemethode durchaus praktisch, da man das Smartphone nicht verkrampft halten muss, um noch an die Auslösetaste am Display zu kommen.
"Gruppen-Selfie" ist eine Art Panorama-Modus für Selfies. Man löst aus und kippt dann das S6 langsam zur linken und zur rechten Seite. Das S6 macht mehrere Fotos und kombiniert diese zu einer Aufnahme. Das Zusammensetzen funktioniert gut, Bildfehler bei den Übergängen sieht man nur wenn man hineinzoomt. Durch die Art der Aufnahme haben die Bilder einen leichten Fischaugeneffekt. Das stört aber nicht, sondern sieht sogar interessanter aus als die üblichen Selfies. Der Modus kann sowohl im Hoch- als auch im Querformat genutzt werden. Im Hochformat kriegt man so mehrere Leute und die Sehenswürdigkeit ins Bild, vor der man sich selbst ablichtet.
Videoaufnahmen
Die Frontkamera kann Videos mit bis zu 2.560 x 1.440 Pixel aufnehmen. Bei dieser Größe stehen aber Video-HDR und Effekte nicht mehr zur Verfügung. Dasselbe gilt für die Hauptkamera, die zusätzlich in der UHD-Auflösung 3.840 x 2.160 Pixel filmen kann. Die Hauptkamera kann zudem FullHD-Aufnahmen mit 30 und 60 fps machen.
Das S6 beherrscht auch Zeitlupen- und Zeitraffer-Aufnahmen. Die Zeitlupe wird in 720p mit 240 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet. Bei der Wiedergabe kann ausgewählt werden, ob das man Video mit halber, viertel oder achtel Geschwindigkeit abspielt.
Fazit
Das Samsung Galaxy S6 ist Liebe auf den zweiten Blick. Anfangs ist man aufgrund des braven Designs und der optischen Ähnlichkeiten zum iPhone 6 skeptisch. Hat man es aber einmal in Verwendung, gefällt das S6 mit der Zeit immer besser. Man merkt wie gut es in der Hand liegt, dass der Fingerabdruckscanner funktioniert und erlebt den Schimmereffekt in verschiedenen Lichtsituationen.
Auch die überarbeitete TouchWiz-Oberfläche trägt ihren Teil dazu bei. Sie ist zwar immer noch nicht perfekt, aber Samsung ist auf dem richtigen Weg. Es fehlt noch Kontinuität aber langsam erkennt das koreanische Unternehmen, welche Funktionen die Kunden tatsächlich wollen und welche man getrost weglassen kann. Dennoch sollten man sich als frisch-gebackener S6-Besitzer die Zeit nehmen und einmal alle Einstellungen durchschauen. Eventuell entdeckt man die ein oder andere praktische Funktion, wie etwa Adapt Sound, die Samsung in den Einstellungen verräumt hat.
Mit dem nicht erweiterbaren Speicherplatz kann man sich arrangieren, die Akkulaufzeit ist kritischer zu sehen. Bei ähnlicher Nutzung schafft das S5 1,5 Tage, das Note 4 locker zwei Tage, das S6 gerade mal einen. Für das Fotografieren bei der Party nach Feierabend könnte der Akku schon zu knapp werden.
Technische Daten
Modell: Samsung Galaxy S6 SM-G920FBetriebssystem: Android 5.0.2, TouchWiz UIMaße und Gewicht: 143,4 x 70,5 x 6,8 mm, 138 GrammChipsatz, CPU: Exynos 7420, (4 × 2,1 GHz und 4 × 1,5 GHz)RAM: 3 GBBildschirm: 5,1 Zoll Super AMOLED, 2.560 x 1.440 PixelSpeicher: 32 GB, 64 GB oder 128 GBKamera: 16 Megapixel Haupt, 5 Megapixel FrontAkku: 2.550 mAhSonstiges: 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.1, Micro-USB 2.0, NFC, Infrarot, Fingerabdruckscanner, PulsmesserPreis: 699 Euro (32 GB) 799 Euro (64 GB) 899 Euro (128 GB)
Diclaimer: Das Samsung Galaxy S6 wurde freundlicherweise von A1 für den Test zur Verfügung gestellt.
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