Die AirTag-Alternative stammt aus China.

Die AirTag-Alternative stammt aus China.

© Marcel Strobl

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Günstige AirTag-Alternative für Android aus China: MiLi MiTag im Test

Der MiLi MiTag besticht mit seinem Preis: Rund 12,50 Euro kostet ein Tracker im 4er-Pack

AirTags sind eine praktische Sache. Die kleinen Apple-Tracker nutzen ein Netzwerk aus Hunderten Millionen Geräten, um ihren Standort an ihren Besitzer zu übermitteln.

Als Android-Nutzer sah man bis Mitte vergangenen Jahres in die Röhre, smarte Tags gab es in dieser Form nicht bzw. waren auf einzelne Hersteller beschränkt (z. B. Samsung). Erst als Google sein “Mein Gerät finden”-Netzwerk im Mai 2024 auch in Österreich öffnete, konnte man Tracker von Drittanbietern wie Chipolo oder Pepplebee nutzen. Aufgrund der damals noch geringen Anzahl an Android-Geräten, die Teil des Netzwerks waren, funktionierte das eher schlecht als recht.

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Mittlerweile sind mehrere Monate vergangen und das “Mein Gerät finden”-Netzwerk ist deutlich engmaschiger geworden. Wer so einen Tracker Mitte 2024 nutzte, musste teilweise stundenlang warten, bis es vom Netzwerk entdeckt wurde. Mittlerweile funktioniert das innerhalb von Minuten - zumindest in einer Stadt wie Wien. 

Teure Tags

Hersteller solcher smarten Tags sind immer noch rar. Neben den bekannteren, wie Chipolo und Pebblebee, gibt es auch kleinere Anbieter wie das Schweizer Unternehmen RollingSquare, die solche Tracker anbieten. Diese kosten allerdings zwischen 30 und 40 Euro pro Stück. Wenn man sich mehrere Tracker anschaffen will, geht das ins Geld.

➤ Mehr lesen: Apple AirTag gegen Google-Tracker: Der Sieger ist eindeutig

Aus dem Land der Mitte kommen bereits mehrere AirTag-Alternativen für den schmalen Taler. Diese funktionieren allerdings nur mit Apples “Wo ist”-Netzwerk, Android-Unterstützung suchte man bislang vergeblich. Eufy, eine Untermarke des chinesischen Hardware-Entwicklers Anker, kündigte vergangenes Jahr einen solchen Tracker an. Seitdem wurde es allerdings still darum. Die Smart Tags hätten bereits Ende 2024 erscheinen sollen. Mittlerweile wurde die Ankündigung von der Eufy-Website genommen. Es ist also unklar, wann bzw. ob der smarte Android-Tracker überhaupt kommt.

Erster Billig-Tag für Android aus China

Stattdessen ist ein anderer Hersteller aus China aufgepoppt: MiLi. Der stellt bereits billige AirTag-Alternativen her und bietet seit Mitte Jänner 2025 auch Tracker an, die mit dem “Mein Gerät finden”-Netzwerk funktionieren. Preispunkt auf Amazon: Rund 20 Euro für einen Tracker bzw. 50 Euro im 4er-Pack. Bei diesem Preis musste ich gleich zuschlagen - auch weil das Angebot auf AliExpress nur geringfügig günstiger ist. Für einen Tag zahlt man dort gut 11 Euro, muss allerdings längere Lieferzeiten in Kauf nehmen.

Der MiLi MiTag.

Der MiLi MiTag.

Die MiLi MiTags kommen in einer kleinen Schachtel, in der sich die Tags, 4 Schlüsselringe und ein dünnes Handbuch befinden. Die Einrichtung geht schnell vonstatten. Zunächst gilt es, die Google-App “Mein Gerät finden” zu installieren und einzurichten sowie Bluetooth zu aktivieren. Wenn man dann auf den Tracker drückt, ertönt ein Pieps und er wird automatisch vom Smartphone erkannt. Dort kann man ihm einen Namen geben, danach suchen und ihn klingeln lassen

UWB nicht an Bord

Die Smart Tags aus China funktionieren wie die Produkte namhafter Hersteller. Über Bluetooth-Signale werden sie durch andere Android-Geräte im "Mein Gerät finden"-Netzwerk erkannt, wodurch ihr Standort ermittelt wird. Dieser wird dann an den Besitzer des Tags weitergeleitet und auf einer Karte eingezeichnet

Wie die meisten Tracker für Android (mit Ausnahme des Galaxy Smart Tag 2 und des Motorola Moto Tags) und so ziemlich alle Tracker aus China, enthält der MiTag kein UWB, also Ultrabreitband (Ultra-Wide Band). Diese Funktechnik macht es z. B. bei Apples AirTags möglich, die genaue Richtung zu ermitteln, in der der Tag liegt. Diese Präzisionsortung ist praktisch, das UWB-Bauteil wird allerdings aus Kostengründen in diesen Billig-Tags nicht verbaut.

➤ Mehr lesen: 6 AirTag-Alternativen für Android: Übersicht und Vergleich

Überraschenderweise schreibt MiLi auf der Verpackung, dass “Ultra Wideband nicht in allen Regionen verfügbar” sei. Das ist an sich nicht falsch, aber eben auch nicht ganz richtig. Stattdessen muss man sich für die genauere Ortung an die Angaben in der App halten. Dort füllt sich eine Art Kreis, je näher man sich zum Tag hinbewegt. Dieser springt allerdings erst an, wenn man sich relativ nahe beim Tag befindet. Liegt der Tag irgendwo offen bei mir in der Wohnung, sieht man erst auf einer Distanz von 4 bis 5 Metern, ob man sich dem Tracker nähert oder nicht. 

Tracking im “Mein Gerät finden”-Netzwerk

Das hängt auch davon ab, ob eine Wand zwischen dem Smartphone und dem Tracker liegt oder nicht. Im Großraumbüro schlägt der Kreis schon früher an. Stattet man sein Auto mit dem Tracker aus, ist die Distanz wiederum deutlich geringer. Hier steht man quasi schon fast vor dem Fahrzeug, bis sich am Handy irgendetwas tut.

Leises Piepsen

Um den Tag schneller zu finden, kann man ihn auch klingeln bzw. piepsen lassen. Beim MiTag ist dieses Piepsen allerdings sehr leise, eine Messung direkt neben dem Tracker ergab eine Lautstärke von 50 Dezibel. In einem stillen Raum oder kleineren Wohnung ist das zwar kein Problem, aus dem Kofferraum eines Autos dringt das Piepsen allerdings nicht - nicht einmal, wenn man direkt daneben steht.

Das Piepsen (unten die Ausschläge) ist relativ leise.

Das Piepsen (unten die Ausschläge) ist relativ leise.

Gute Ortungsgenauigkeit

An sich bin ich mit der Ortungsgenauigkeit des Smart Tags allerdings zufrieden. Der Tag wird an einer mäßig befahrenen Straße in der Regel in weniger als 10 Minuten erkannt und sein Standort übermittelt. Es kann allerdings sein, dass die Ortungsgenauigkeit nach dem ersten Finden zu wünschen übrig lässt. Der Bereich, in dem sich der Tracker befindet, wird auf der Karte dann mit einem blauen Kreis markiert, der sich auch über mehrere Straßen strecken kann. Nach einiger Zeit wird dieser Kreis aber immer kleiner, sodass der Standort ziemlich genau zugeordnet werden kann.

Keine Sorge, ich bin mit meinem Auto nicht direkt ins Büro gefahren, sondern habe lediglich den Tracker mitgenommen.

Keine Sorge, ich bin mit meinem Auto nicht direkt ins Büro gefahren, sondern habe lediglich den Tracker mitgenommen.

Über Google Maps kann man sich dann die Route zum Standort anzeigen lassen. Beim Testen stimmte das angegebene Ziel auf 5 Meter mit dem echten Standort überein. Schwierig wird es allerdings, wenn sich der Tag in einem mehrstöckigen Haus mit mehreren Wohnungen befindet. Auch wenn das Haus als genauer Standort ausgemacht werden kann, lässt sich nicht ermitteln, in welcher Wohnung sich der Tag befindet. In einem mehrgeschossigen Parkhaus hat man ebenso kaum eine Chance, sein Auto schnell wiederzufinden, wenn man nicht zumindest das Parkdeck weiß. Hier wäre UWB zwingend notwendig.

Der Tracker kann über die “Mein Gerät finden”-App auch mit anderen Android-Geräten geteilt werden. So kann etwa die Partnerin oder der Partner nachverfolgen, wo er sich befindet.

Leider größer als ein AirTag

Der MiLi Android-Tracker ist mit einem Durchmesser von 39 Millimetern und einer Dicke von 9 Millimetern etwas größer als ein AirTag, weshalb Accessoires, wie Schlüsselanhänger oder spezielle Halsbänder für Haustiere, nicht kompatibel sind. Das Plastik lässt sich leicht zerkratzen und dürfte wohl nicht lange wie neu aussehen. Dafür ist er IP67-zertifiziert, kann also kurzzeitig unter Wasser getaucht werden.

Als Energiequelle verwendet der Tag eine CR2032-Batterie, die im Lieferumfang enthalten und einfach austauschbar ist, indem man den Tracker mit einem spitzen Gegenstand öffnet. Sie soll laut Hersteller zwischen 6 und 8 Monate halten. Zum Vergleich: Apples AirTag kommt mit einer Batterie über ein Jahr aus.

Fazit

Als Android-Nutzer, der keine 30 bis 40 Euro für einen Smart Tag ausgeben will, freue ich mich über das Angebot aus China. Das fehlende UWB ist für mich verschmerzbar, da mein Smartphone ohnehin ohne UWB ausgestattet ist. Allein der etwas leise Piepston, der bei der Suche von sich gegeben werden kann, ist etwas ärgerlich.

Die Verarbeitung entspricht dem Preis. Das billige Plastik wird am Schlüsselbund sehr schnell zerkratzen. Schutzhüllen, wie man sie von AirTags kennt, gibt es auf Amazon leider nicht. Dafür muss man den Tag auf AliExpress kaufen, mit Hülle kostet er dort etwa 14 Euro.

Wem das nicht stört, kann sich ruhig einen MiTag anschaffen und erhält damit einen preisgünstigen Einblick in die Tracking-Welt von Googles “Mein Gerät finden”-Netzwerk.

Ob in den kommenden Monaten weitere China-Tags für Android auf den Markt kommen werden, ist unklar. Allzu attraktiv sind die Tags für chinesische Hersteller allerdings nicht: Der heimische Markt fehlt. Weil in China keine Google-Dienste zur Verfügung stehen, funktioniert auch die "Mein Gerät finden"-Funktion nicht. Das könnte mitunter ein Grund sein, wieso es so lange gedauert hat, bis der erste Tag dieser Art aus China auf den Markt gekommen ist.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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