Sony stellt Alpha 7 IV vor: Erstes Hands-on mit der neuen Kamera
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Sony hat mit seiner A7-Serie den goldenen Standard für Vollformat-Systemkameras geschaffen. Jetzt wurde die vierte Generation der Alpha 7 angekündigt.
Die Alpha 7 IV, abgekürzt A7M4, ist die Nachfolgerin der A7M3, die 2018 erschienen ist. Sony bezieht sich deshalb mit seinen Angaben zu Verbesserungen immer auf die A7M3. Mit der Alpha 7R IV (A7R4) aus dem Jahr 2019 hat sie nichts zu tun. Die R-Linie mit den höherauflösenden Sensoren hat die reguläre A7-Reihe schon im Jahr 2017 mit der Nummerierung überholt.
Die eierlegende Wollmilchkamerasau
Als das neue Standardmodell der A7-Linie sieht Sony die potenzielle Kundschaft der A7M4 in vielen Bereichen. Sie bietet alles, was ambitionierte Amateure wollen, hat Verbesserungen, die Hochzeits- und Porträtfotograf*innen freuen werden, ist mit 10 Bildern pro Sekunde und einem besseren Autofokus für Tier- und Sportfotografie geeignet und soll mit der Focus Map und 7K-Oversampling Filmer ansprechen.
Herzstück der Kamera ist ein neu entwickelter 33-Megapixel-Sensor, mit ISO 100 bis 51.200, erweiterbar auf 50 bis 204.800. Sony verspricht eine bessere Lowlight-Leistung und Detailzeichnung als beim Vorgängermodell, sowie weniger Farbrauschen. Hauttöne sollen akkurater wiedergegeben werden, was bei Porträts und Hochzeitsfotografie wichtig ist.
Es gibt 10 „Creative Looks“, mit jeweils 8 konfigurierbaren Parametern. So kann schnell zwischen Bildstilen gewechselt werden. Auch das dürfte Event-Fotograf*innen zugutekommen. Der Bildstabilisator im Gehäuse wurde leicht verbessert. Er schafft jetzt 5,5 Blendenstufen auszugleichen, statt zuvor 5.
Großer Fokus auf den Fokus
Besonders viel hat sich beim Fokus getan, seit dem vor 3 Jahren das Vorgängermodell erschienen ist. Laut Sony bedient sich die A7M4 auch an den Funktionen anderer, neuerer Modelle, wie der Alpha 1, dem 7.300 Euro teurem Profimodell. So gibt es jetzt etwa den Augen-Autofokus für Menschen, Tiere und Vögel.
Das verbesserte Echtzeit-Tracking von Motiven wurde ebenfalls von der Alpha 1 übernommen. Und wie bei der Alpha 1 funktioniert das Autofokus-Tracking bei Serienbildern bis Blende f22.
Der Autofokus deckt 94 Prozent des Sucherfelds ab. Laut Sony wurde auch der Refokus verbessert. So soll das typische „Pumpen“, was besonders bei Videoaufnahmen lästig ist, der Vergangenheit angehören.
Video mit 7K-Oversampling
Die Videofunktionen der A7M4 wurden genug aufgebohrt, damit sie laut Sony auch als B-Roll-Kamera für professionelle Filmproduktionen genutzt werden kann. Sie unterstützt Full-Frame-Oversampling, d.h. aus einem 7K-Video wird ein 4K-Video berechnet. Das geht das allerdings nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Bei 4K60p wird der Super35-Modus genutzt.
Ein hilfreiches neues Tool für das Filmen ist die Focus Map. Dabei wird das Sucherbild mit einer Art Heatmap überlagert. Alles, was vor dem aktuellen Fokusbereich ist, ist Gelb und Rot, was dahinter ist, ist in Blautönen. Besonders bei offenen Blenden hilft das einzuschätzen, welcher Bereich noch scharf ist.
Leistung
Die A7M4 macht bis zu 10 Bilder in der Sekunde. Aufgrund des schnelleren Prozessors ist die Verarbeitung im Serienbildermodus flotter. In Kombination mit einer schnellen CFexpress-Karte können über 1.000 JPGs am Stück geschossen werden, bzw. über 800 JPGs plus RAW.
Die Kamera hat Slots für 2 Speicherkarten. Der erste nimmt CFexpress oder SD-Karte auf, der zweite nur SD. Der OLED-Sucher kann jetzt mit 120Hz betrieben werden, was zwar mehr Akku benötigt, aber eine flüssigere Darstellung ermöglicht – beim Nachziehen sollte das Bild nicht mehr ruckeln.
Laut Sony wurde die Smartphone-Konnektivität verbessert. Ist es einmal verbunden und wurden Fotos übertragen, muss man die Verbindung nicht erneut wiederherstellen, wenn man neue Fotos mit der Kamera macht und diese auch gleich übertragen will. Das Nutzen der Kamera als Webcam per USB-C ist einfacher geworden. Es ist per Pop-up-Menü anwählbar und erfordert kein umständliches Suchen in den Menüs.
Die A7M4 im Hands-on
Bei der Kamera, die mir von Sony für ein paar Tage zur Verfügung gestellt wurde, handelt es sich um ein Vorseriengerät. Die Hardware ist zwar final, die Software aber noch nicht. Im Hands-on machte sich das ua. durch Abstürze bemerkbar. Einzige Lösung war den Akku raus- und wieder reingeben. Aufgrund der unfertigen Software gibt es deshalb noch keinen Test, da sich die finale Software anders auf die Bild- und Videoverarbeitung in der Kamera bzw. die Fokussteuerung auswirken könnte.
Der Griff ist ein wenig größer als bei der A7M3. Mein kleiner Finger findet aber noch immer nicht ausreichend Halt, ohne den optionalen Akkugriff. Die Videoaufnahme-Taste und C1-Taste haben Positionen getauscht. Das ist durchaus sinnvoll: Bei der A7M3 lag der Daumen nämlich unangenehm nahe am Gesicht, wenn man für das Filmen den OLED-Sucher verwendet hat.
Vier konfigurierbare Räder
Das Rad für die Belichtungskorrektur ist jetzt ein Universalrad, mit Sperrtaste. Die Sperrtaste fühlt sich etwas schwammig an und ist schwergängig, damit sie nicht unabsichtlich betätigt wird. Inklusive dem Rad an der Rückseite gibt es damit jetzt 4 Räder, die nahezu beliebig belegt werden können. Unter dem Moduswahlrad befindet sich ein zusätzlicher Regler, um zwischen Foto-, Video- und S&Q-Modus (Zeitraffer und Zeitlupe) umzuschalten. Die Sperrtaste dafür muss in Richtung Fotograf*in gedrückt werden, was ungewohnt ist.
Gut gelungen ist der neue Joystick an der Rückseite. Der ist jetzt nicht mehr konkav. Das erhöht die Berührungsfläche und fühlt sich auch angenehmer an. Zusammen mit dem rückseitigen Rad, das gleichzeitig eine 4-Wege-Steuerung ist, und dem Touchscreen, gibt 3 Möglichkeiten, um durch die die Menüs zu navigieren. Stichwort Menüs: Hier gibt es das übersichtlichere Menü, das mit der A7S3 eingeführt wurde. Wer Sony-Neueinsteiger ist, wird sich aber dennoch erst an Begriffe wie „V/H F-F.wechs.“, „Ges / RahAnz“ und „BenKey Z-Geschw“ gewöhnen müssen.
Die 120HZ beim OLED-Sucher sind ein willkommenes Upgrade. Für meinen Geschmack könnte das Einsichtfeld für den Sucher größer sein. Für mich ist es nicht möglich, die eingeblendeten Informationen rund um das Sucherfeld ohne leichte Unschärfe oder schwarze Ränder zu sehen. Sehr positiv ist dafür, dass das Display der A7M4 jetzt schwenkbar ist und nicht nur kippbar, wie bei der Vorgängerin.
Slowdown bei der Wiedergabe von Videos
Das Augen- und Motivtracking für den Autofokus funktioniert schon bei diesem Vorseriengerät sehr gut: Es ist schnell und verlässlich. Bei dunklen Motiven, obwohl diese genug Kontrast bieten durch hellere Stellen, tun sich der Spot- und mittelbetonte Autofokus bei nicht optimalen Lichtbedingungen schwer. Auch das Fokushilfslicht half hier nicht, die Geschwindigkeit des Fokussierens auf ein ansprechendes Niveau zu erhöhen.
Die Geschwindigkeit der Kamera selbst ist angenehm hoch, wenn durch Menüs gescrollt und vom Foto- in den Videomodus gewechselt wird. Umso seltsamer ist der Slowdown bei der Bildkontrolle. Drückt man auf die Taste, startet die Wiedergabe eines Videos erst nach 1,3 Sekunden – selbst wenn das Video nur wenige Sekunden lang ist.
Preise
Die Sony Alpha 7 IV ist ab Dezember 2021 verfügbar. Die A7M4 kostet 2.799 Euro. Im Set mit dem Objektiv FE 28–70 mm F 3,5–5,6 OSS kostet sie 2.999 Euro.
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