Verbrenner zu E-Auto umbauen: So sinnvoll ist es
Einer der Hauptgründe, der für viele Menschen gegen ein Auto mit Elektroantrieb spricht, ist der hohe Anschaffungspreis. Vor allem jene, die einen gewissen emotionalen Bezug zu ihrem Benzin- oder Diesel-Pkw haben, stellen sich daher die Frage, ob sich eine Umrüstung auszahlt. Immer mehr Firmen bieten an, Verbrennungsmotoren auszubauen und mit einem elektrischen Antrieb zu ersetzen.
Suche nach Platz für Batterien
Eine davon ist etwa Voldrive aus Niederösterreich. "Ich habe bei Paradefahrten mit einem Oldtimer immer ein schlechtes Gewissen gehabt, was ich den Leuten am Straßenrand antue", sagt Gründer Martin Sacchetti. Das Vermeiden von Schadstoffen habe ihn dazu motiviert, einen alten VW Käfer umzubauen. Aus dem Projekt wurde ein Geschäft.
Einen Originalmotor mit einem Elektromotor zu ersetzen, sei laut Sacchetti nicht sonderlich schwierig. E-Motoren harmonieren gut mit Schaltgetrieben, im Normalfall müsse man aber gar nicht schalten. "Man fährt im dritten oder vierten Gang, niedrigere Gänge braucht man nur, wenn man einen Berg rauf fährt oder viele Passagiere hat." Wesentlich schwieriger sei es, Batterien im Auto unterzubringen. Im Gegensatz zum vergleichsweise kleinen E-Motor braucht man Hohlräume dafür. Man kann sie etwa anstelle des Treibstofftanks unterbringen. Je nach gewünschter Kapazität braucht man aber auch Platz an weiteren Orten im Auto.
Unterschiede dringen durch
Das Batteriethema sieht auch Antriebsexperte Bernhard Geringer von der TU Wien als das größte Problem bei Umrüstungen. "Neue E-Fahrzeuge haben eine eigene Architektur. Die Batterie sitzt im Unterboden zwischen den Achsen. Die tiefe, zentrale Position ist gut für die Fahrdynamik." Bei Verbrenner-Pkw müsste man nicht nur Räume für Batteriepakete finden. Wer gute Fahr- und Ladeleistungen haben will, müsste auch ein geeignetes Thermomanagement sicherstellen und Platz für Dinge wie Kühlkreisläufe und Pumpen finden.
Bei umgerüsteten Autos müsse man auch bei der Klimatisierung des Innenraums Nachteile in Kauf nehmen, merkt Elektrofahrzeugexperte Dragan Simic vom Austrian Institute of Technology an. Heizung und Klimaanlage von ursprünglichen Verbrennern seien nicht für E-Antriebe ausgelegt. Das Thermomanagement neuer E-Autos arbeite effizienter, das spare Batteriekapazität.
Fakten
Früh umsteigen
Laut Studie des Forschungsinstituts IFEU ist es aus Klimasicht besser, so früh wie möglich auf E-Antrieb umzusteigen, auch wenn die Produktion von E-Autos mehr verursacht.
Agileres Fahren
Umgerüstete E-Fahrzeuge profitieren wegen des hohen Drehmoments von E-Motoren von besserer Beschleunigung. Schneller fahren dürfen sie wegen der Zulassung nicht.
Hersteller helfen
Mehrere Autohersteller bieten speziell für Klassiker-Modelle eigene E-Bausätze an.
Busse ideal für Umrüstungen
Aus Klimaschutzsicht seien Umrüstungen am ehesten bei Fahrzeugen sinnvoll, die auf hohe Fahrleistungen kommen, sagt Geringer. Die Akkuproduktion alleine sei für einen großen Teil des CO2-Fußabdrucks eines E-Autos verantwortlich. Ideal seien Nutzfahrzeuge oder Busse für den Nahverkehr: "Batterien kann man da relativ einfach in größeren Einheiten unterbringen." Anbieter solcher Umbauten wie die deutsche Firma Elerra betonen, dass die hohen Anschaffungskosten von E-Bussen Umrüstungen sehr wirtschaftlich machen.
Konzentration auf bestimmte Modelle
Was Umrüstungen bei Pkw wirtschaftlich machen könnte, ist der Skaleneffekt. Einem Oldtimer einen quasi individuellen E-Antrieb mit rund 150 Kilometer Reichweite verpassen zu lassen, koste 25.000 Euro aufwärts, sagt Sacchetti. Das deutsche Start-up E-Revolt peilt dagegen Kosten unter 15.000 Euro an. Das soll durch in Serie entwickelte Bausätze für bestimmte Automodelle möglich werden, erklärt Geschäftsführer Sebastian Hunold.
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Zunächst möchte man etwa einen Bausatz für den VW Golf anbieten, später auch für andere beliebte Modelle. Die Autos erhalten nicht nur einen neuen Antrieb mit einer Reichweite von mindestens 250 Kilometer, auch ein zeitgemäßes Infotainment samt Touchscreen auf der Mittelkonsole und Unterstützung für digitale Plattformen wie Android Auto oder Apple CarPlay. Noch befindet sich die Serienlösung erst in der Entwicklungsphase.
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