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© APA/AFP/NICHOLAS KAMM / NICHOLAS KAMM

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Warum Apple keine Macs und iPhones in den USA bauen kann

Wer heutzutage ein Apple-Produkt kauft, liest darauf meist folgende zwei Sätze: „Designed in California. Assembled in China.“ Die Tatsache, dass der derzeit erfolgreichste US-Konzern seine Produktion nahezu vollständig nach China verlagert hat, ist vielen Menschen ein Dorn im Auge, allen voran US-Präsident Donald Trump. Dieser fordert bereits seit seinem Amtsantritt, dass Apple die Produktion zurück in die USA verlagern soll. Doch eine kuriose Anekdote aus der New York Times zeigt nun, warum das wohl nie passieren wird.

Bereits 2012 machte Apple eine kleine Rückkehr zum Heimatmarkt. Damals kündigte CEO Tim Cook an, dass der Mac Pro künftig wieder in Austin im Bundesstaat Texas produziert werden soll. Ein PR-Coup mit geringem Risiko, denn der Mac Pro ist aufgrund seines hohen Preises auch der Apple-Computer mit den geringsten Verkaufszahlen. Dennoch gestaltete sich die Produktion schwierig: Eine Schraube verzögerte die Produktion massiv. Im Gegensatz zu China konnte Apple keinen Zulieferer finden, der eine bestimmte Schraube in großer Stückzahl herstellen konnte. Man war lange Zeit von einem Zulieferer mit 20 Mitarbeitern abhängig, der maximal 1000 Schrauben pro Tag produzieren konnte.

Zulieferer: Apple ist selbst schuld

Das Problem verzögerte die Auslieferung der Mac Pros, die Suche nach einem Ersatz aus dem eigenen Land gestaltete sich schwierig. Caldwell Manufacturing, ein nahegelegener Auftragshersteller, konnte kurzfristig 28.000 Schrauben liefern, allerdings nur verteilt über insgesamt 22 Lieferungen. Eine davon machte Caldwell-Geschäftsführer Stephen Melo sogar selbst mit seinem Lexus. In der Zwischenzeit hatte Apple schon eine größere Bestellung in China getätigt, um den Bedarf decken zu können.

Laut Melo habe Apple-CEO Tim Cook, der jahrelang für den Aufbau der Apple-Produktion zuständig war, das Problem selbst verursacht. Durch die Verlagerung der Produktion nach China hätten viele Zulieferbetriebe in den USA keinen Grund mehr gehabt, Maschinen zu kaufen, die die Fertigung mit einer derartigen Stückzahl ermöglichen würden.

Apple betont in einer Aussendung, dass man ein „Motor des Wirtschaftswachstums in den USA“ sei und allein im vergangenen Jahr 60 Milliarden US-Dollar an rund 9000 amerikanische Zulieferer geflossen seien. Dadurch habe man knapp 450.000 Stellen finanziert. So stammen etwa Corning, das die kratzfeste Beschichtung für die Bildschirme produziert, sowie der Hersteller der Laser-Technologie hinter Face ID, aus den USA.

Apple sucht nach Alternativen zu China

Apple könnte aber künftig verstärkt außerhalb Chinas produzieren lassen, insbesondere um das Risiko des anhaltenden Handelskrieges zwischen China und den USA zu verringern. Allerdings sind hier laut New York Times vielmehr Indien und Vietnam als mögliche Standorte im Gespräch. Indien wäre wohl besonders attraktiv, da es als eines der größten Wachstumsmärkte für Smartphone-Hersteller gilt und hohe Strafzölle auf Geräte verhängt, die im Ausland produziert werden.

China ist nicht nur günstig. Weil es eine autoritäre Regierung hat, ist es ein Ort, an dem man 100.000 Menschen dazu bringen kann, die ganze Nacht durchzuarbeiten“, erklärt Susan Helper, Wirtschaftsprofessorin an der Case Western Reserve University in Cleveland. Ihr zufolge könnte Apple theoretisch Teile der Produktion in die USA verlagern, wenn man stark in Robotik und qualifizierte Ingenieure investieren und der Staat das Projekt finanziell und strukturell unterstützen würde. Das sei jedoch sehr unwahrscheinlich.

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